Altersheim gegenüber des Friedhofes - muss so etwas sein?

vom 07.01.2015, 20:44 Uhr

In meiner alten Heimat hat man sich nun ein ganz schönes Ding geleistet, wie ich finde. Man hat da ein Altersheim direkt neben den Friedhof gebaut und gleich darauf hat sich dann der Bestatter daneben angesiedelt. Meiner Meinung nach ist das einfach extrem unhöflich. Sicherlich die Leute wissen, dass es von da auf den Friedhof geht, aber das jeden Tag beim Blick aus den Fenster zu sehen oder als Alternativblick auf einen Bestatter zu schauen ist schon sehr makaber. Findet ihr das auch schlimm oder denkt ihr, dass es eher praktisch ist und nicht weiter schlimm ist?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich finde die Entscheidung, ein Altersheim direkt neben einen Friedhof zu setzten insgesamt eher nicht begrüßenswert und unfreundlich. Es hat einen bitteren Beigeschmack und ist sicherlich nicht für jeden Bewohner sonderlich schön direkt auf die Gräber zu schauen. Symbolisch wirkt das nämlich wie ein Blick in die Zukunft und gerade in einem Altenheim sollten die Menschen nochmal eine schöne Zeit trotz der ganzen Pflege erfahren dürfen.

Die Aktion des Bestatters finde ich dann endgültig daneben. Irgendwann muss der Kapitalismus auch seine Grenzen haben. Das Unternehmen kann sich doch auch zwei Straßen weiter ansiedeln und ist immer noch nahe genug und hat keine weiten Wege. Andererseits kann es für den ein oder anderen Einwohner auch praktisch sein bereits verstorbene Bekannte auf dem Friedhof besuchen zu gehen. Manchmal ist dies ja nicht mehr möglich, weil der Weg einfach zu weit ist.

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» Synchro » Beiträge: 1641 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Was heißt denn hier praktisch. Man wird die Menschen aus dem Altersheim ja nicht noch an Armen und Beinen fassen und zu Fuß auf den Friedhof bringen.

Ich finde es schon ganz schön makaber. Warum tut man den Insassen des Altersheimes das an? Glaubt man, dass es ihnen egal sein kann, wo sie vor ihrem Tod noch leben und welchen Ausblick sie haben? Sollen sie vielleicht sogar froh sein, dass sie dort eine Unterkunft finden? Sicherlich weiß jeder, dass er mal da landet. Aber sie müssen nicht jeden Tag daran erinnert werden.

Welche Gesellschaft hat sich denn so etwas ausgedacht? Kann schon sein, dass sie einen großen Aufenthaltsraum haben in dem sie auch essen, mit Blick auf den Friedhof. Ältere Menschen, die noch gut zu Fuß sind, gehen manchmal gerne auf den Friedhof, weil es da so schön ruhig ist und man von der Hektik des Alltags nichts spürt. Aber bei der Auswahl des Grundstücks und vor dem Bauen hätte man sich schon Gedanken darüber machen können. Schön ist etwas anderes.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich könnte mir vorstellen, dass das Grundstück recht preiswert war im Vergleich zu anderen Bauland in diesem Ort. Wer will schon gern neben dem Friedhof wohnen? Von daher war es rein praktisch wohl eher eine Kostenfrage und nicht, dass die Bewohner immer ihre Zukunft vor den Augen haben. Allerdings sollte man auch den Aspekt nicht vergessen, dass es dadurch für manchen Bewohner wesentlich einfacher ist zu den Gräbern der Familie zu kommen.

Ich kann mich an Städte erinnern, wo es für ältere Leute mehr als beschwerlich ist, dass sie überhaupt auf den Friedhof kommen. Einfach weil der Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel so schlecht ist. Und es wird vermutlich egal sein, wo man so ein Altenheim baut, man wird immer Kritikpunkte finden. Trotzdem muss der Träger eben auch die Kosten im Auge behalten. Was nutzt eine tolle Aussicht und vielleicht nur wenige Gehminuten bis zum Stadtzentrum, wenn es sich dann niemand leisten kann dort zu wohnen?

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



@ Punktedieb, es mag eine Kostenfrage gewesen sein. Vielleicht war das Grundstück auch schon durch die Kirchengemeinde vorhanden. Trotzdem ist es keinesfalls schön, ein Altersheim gegenüber des Friedhofs zu bauen und die Insassen minütlich daran zu erinnern, dass sie einst auch dort wohnen dürfen. Es ist und bleibt makaber.

Wenn du keine Angehörigen hättest und müsstest in ein Altersheim ziehen, weil du nicht mehr alleine bleiben kannst, warum auch immer, wie kämst du dir vor? Kritikpunkte gibt es bei allen Wohnhäusern, dass einem dies und dem anderen etwas anderes nicht passt. Aber die Menschen, die in dieses Haus ziehen müssen, haben keine andere Wahl. Denn nicht in jedem Ort stehen Altersheime zur Auswahl.

Egal ist es keineswegs, wo Altersheime gebaut werden, genauso wenig egal, wie einen Kindergarten neben dem Friedhof zu bauen. Den alten Leuten sollte man auch noch etwas Freude gönnen und sie nicht nur mit dem Anblick eines Friedhofes konfrontieren. Das ist falsch!

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


@Cid: Habe ich irgendwo gesagt, dass diese Entscheidung gut oder richtig war? Ich habe nur sachlich mögliche Gründe für diese Entscheidung genannt. Ob ich das im Fall der Fälle gut oder schlecht finden würde, wenn es mich selbst beträfe, kann ich so auch nicht sagen. Da müsste man vermutlich das gesamte Umfeld betrachten, was dann vorhanden ist.

Aber man kann sich auch darüber aufregen, dass Altenheime gegenüber von größeren Sportanlagen stehen. Das ging in einem Ort sogar soweit, dass man selbst in der Halle keine Trommeln nutzen durfte. Ist das etwa besser, dass man Leuten mehr oder weniger den Spaß verdirbt, die Geld in den Ort bringen?

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Bei uns in der alten Heimat von mir ist ein großes Krankenhaus gegenüber eines Friedhofes und auch zwei Bestatter mit Leuchtwerbung strahlen in die Krankenhausfenster. Das finde ich noch makaberer als gegenüber eines Altenheimes. Denn gerade alte Leute gehen sehr gerne auf den Friedhof die Angehörigen besuchen, die schon dort sind und viele alten Leute bedauern es auch, wenn sie einen weiten Weg dort hin haben.

Ich kenne viele Leute in Altenheimen. Mein Vater war selber in einem und viele dieser Leute haben es bedauert, dass der Friedhof zu weit weg ist, weil sie gerne ihre Angehörigen besuchen gehen und nicht so weit laufen wollen. Ich denke, dass kein Bewohner eines Altenheims es so sehen wird, dass es makaber wirkt, weil gerade diese Leute sich schon eher mit dem Tod auseinander gesetzt haben als Leute, die wegen eines Unfalls auf der Intensivstation liegen und durch das Fenster die Leuchtwerbung des Bestatters scheint.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



@Punktedieb, nein, das hast du nicht. Aber ich hatte es so verstanden, dass wahrscheinlich keiner gerne neben dem Friedhof wohnt, also baut man da ein Altersheim. Ich weiß zwar nicht, wer sich darüber aufgeregt hat, dass eine Sportanlage gegenüber des Altersheimes steht.

Das es in einer Sporthalle nicht gerade leise ist, dürfte klar sein. Aber in einem Altersheim soll ja auch nicht nur Stille herrschen. Und wenn die Bewohner dann Trommeln hören, müssen diejenigen, denen es zu laut ist Ohropax, nehmen. Das ist doch kein Problem.

Mit Geld in den Ort bringen, hat das nun wirklich nichts zu tun, denn in dem Altersheim werden ja auch Mitarbeiter beschäftigt sein, die eben sonst arbeitslos wären. Es hat also beides Vorteile. Die einen bringen Geld und die anderen beschäftigen Arbeitskräfte. Bei guten Willen wären beide zufrieden gewesen.

@Diamante, hattest du mal einen Thread drüber geschrieben? Schwach kann ich mich daran erinnern.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


ich finde das ziemlich makaber und respektlos den Bewohnern gegenüber. Ich würde nicht in ein solches Altersheim wollen. Da kann man sich ans Fenster setzen und sich schon mal eine Stelle aussuchen.

Im Ernst, dass ist schon sehr respektlos. Und dann noch der Bestatter direkt daneben, da müssen die Angehörigen keine weiten Wege auf sich nehmen. Kostengründe sind für mich kein Argument. Es handelt sich um Menschen und da sollte man schon ein bisschen einfühlsamer sein und sie mit entsprechendem Respekt behandeln.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde so etwas ganz schön makaber und respektlos. Ich finde, es ist eine Sache, wenn man selbst darüber Witze macht, wie mein Vater beispielsweise. Er ist mittlerweile fast 50 und er hat früher gerne Witze gemacht über Gartenarbeit. Er meinte, wenn er älter wäre, würde er sich mit Gartenarbeit beschäftigen, damit er mit der Materie vertraut sei, wenn er die Radieschen von unten sehen muss. Wenn man solche makaberen Witze über sich selbst macht und sich quasi selbst auf die Schippe nimmt, ist das noch in Ordnung finde ich. Aber ein Altenheim quasi direkt neben einen Friedhof zu verfrachten und damit für die Senioren eine subtile Andeutung in diese Richtung zu machen finde ich total daneben.

Viele Bewohner in den Altenheimen bekommen nicht mal mehr regelmäßig Besuch von ihren Angehörigen, aus welchen Gründen auch immer. Sie sind einsam, weil oft auch der Partner schon gestorben ist und sie niemanden mehr haben. Viele werden depressiv, wenn sie es nicht schon sind und sie dann tagtäglich mit dem Tod zu konfrontieren auf diese unverschämte Weise finde ich nicht gerade gesundheitsförderlich. Ich hätte es als viel angemessener empfunden, wenn ein Altenheim direkt neben einen Kindergarten gesetzt werden würde, damit die alten Menschen die Kinder und ihr Gelächter auf dem Spielplatz beobachten können.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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