Alternative Stadtführungen etwas für euch?

In Brüssel hatten wir an einem Tag eine Stadtführung einer besonderen Art. Wir hatten nicht die gängigen Stadtführungen, die für Touristen sonst angeboten werden mit den gängigsten Touristenattraktionen. Wir bekamen eine alternative Stadtführung und somit Sachen zu sehen, die sonst kein Tourist zu sehen bekommt.

So zeigte uns der Stadtführer besondere Ecken und Viertel. Er zeigte uns Armenviertel und auch Viertel in denen Reiche wohnten und erklärte uns ausführlich die Gentrifizierungsprozesse und woran man ein Viertel, dass Opfer eines solchen Prozesses wurde, auf den ersten Blick erkennen kann. Er zeigte uns ehemalige Industriegebäude und ihre neue Nutzung und vieles mehr. Er nannte auch mehrere Geheimtipps, die wir sonst nicht bekommen hätten bei einer normalen Stadtführung.

Ich fand das auf jeden Fall sehr interessant und würde das jederzeit wieder machen. Wie ist das bei euch? Interessiert ihr euch für alternative Stadtführungen? Wie muss eine Stadtführung für euch sein und welche Inhalte sollten vorhanden sein?

Eine klassische Stadtführung fand ich schon immer langweilig, weil man sich im Prinzip immer nur alte Gebäude ansieht, einen Haufen Zahlen um die Ohren geknallt bekommt und am Ende auch nicht schlauer ist, weil man mit so vielen Fakten beredet wurde, dass man es sich nicht merken konnte. So eine alternative Stadtführung würde mir also sehr gut gefallen und das würde ich auch gerne mitmachen, weil sie mir mehr bringen würde.

Ich habe schon einige Stadtführungen mitgemacht, die nicht den üblichen Reiseführern folgen, denn dafür braucht man ja keine Stadtführung. Es gibt ja ganz viele Angebote, die unter einem bestimmten Thema stehen, wo man sich dann zum Beispiel auf den Spuren einer berühmten Persönlichkeit bewegt oder sich auf einen bestimmten Abschnitt der Stadtgeschichte konzentriert. Oder man bekommt die Stadt bei Nacht gezeigt, was ja auch einen völlig anderen Eindruck vermittelt.

Ich kann nicht generell sagen, was für eine Art von Stadtführung ich bevorzuge, denn es hat ja nicht jede Stadt das gleiche zu bieten. Eine Führung mit einem Nachtwächter, der die mittelalterliche Geschichte der Stadt erzählt, ist natürlich toll in engen Gässchen mit Fachwerkhäusern, macht in einem Viertel mit alten Industriegebäuden aber nicht wirklich viel Sinn.

Generell finde ich aber Fotoexkursionen toll, vor allem, wenn ich eine Stadt nicht kenne und auch nicht so viel Zeit dort habe. Da ist es schon sehr hilfreich wenn man einen Führer dabei hat, der die ganzen schönen Ecken kennt und einem hilft tolle Fotomotive zu entdecken.

Solche Stadtführungen werden ziemlich oft als Horror- oder Geister-Touren in Großstädten angeboten, aber das hat mich nie wirklich gereizt, da ich einerseits die Kostüme und Schreckeffekte nicht wirklich mag und da ich mir Städte lieber im Hellen ansehe, wo ich auch Läden und Lokale besuchen kann, als am späten Abend oder in der Nacht.

Ich selbst habe daher bisher meistens eher klassische City-Touren mitgemacht, da dort in der Regel die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Informationen enthalten sind und das Prinzip nach dem "Hop-on-Hop-off"-System recht bequem ist, um selbst zu entscheiden, wie lange und intensiv man sich mit bestimmten Bauwerken, Museen und Stationen beschäftigen möchte. Bei Spezialtouren muss man oft von Anfang bis Ende dabeibleiben und hat diese Freiheiten, sich zwischenzeitlich von der Gruppe abzusetzen, nicht.

Allerdings habe ich einmal von meinen Eltern eine "Illuminati"-City-Tour von Rom geschenkt bekommen, da wir sowieso einen gemeinsamen Urlaub dort in der Zeit um meinen Geburtstag geplant hatten und ich damals total begeistert von dem Film war. Diese Tour war auch unheimlich genial und hat riesigen Spaß gemacht. Zum einen war unser Guide sehr unterhaltsam und hat alle Gruppenmitglieder toll und individuell einbezogen, sodass die Tour sehr spontan, lebendig und überhaupt nicht steif und konstruiert war, und zum anderen hatte ich dadurch, dass ich kürzlich erst den Film gesehen.

Und das Buch gelesen hatte, die ganzen Schauplätze und Attraktionen noch sehr präsent im Gedächtnis und konnte daher mit ganz anderem Vorwissen und Interesse an die Sache herangehen. So eine Tour kann ich also nur weiterempfehlen und würde sie auch selbst jederzeit wieder machen; aber man muss sich eben darauf einlassen und dafür begeistern können.