Alten in Sterbephase befindlichen Hund nicht einschläfern?
Der Hund einer Freundin befindet sich gerade in der letzten Sterbephase, nach ihrer Aussage Sterbephase 2. Der sehr alte Hund, er ist 18 Jahre alt, hat seit einer Woche nichts mehr gefressen und seit einem Tag auch nichts mehr getrunken. Er scheint keine Schmerzen zu haben und sie lässt ihn sozusagen natürlich sterben. Ich habe mir zuerst gedacht, dass ich aktive Sterbehilfe machen und ihn beim Tierarzt einschläfern lassen würde. Aber anscheinend wurde meiner Freundin vom Tierarzt geraten, ihn zu Hause einfach an Altersschwäche sterben zu lassen.
Wie würdet ihr bei einem Hund oder einem anderen Haustier vorgehen, wenn er nichts außer Altersschwäche hat und sich offensichtlich in der Sterbephase befindet, also sehr schwach ist und nichts mehr isst und trinkt? Sehr alte Menschen, die sich im Sterben befinden, lässt man angeblich auch verdursten, wenn sie am Ende nichts mehr zu sich nehmen, natürlich mit einer hohen Gabe Morphium. Mein Bruder meint, dass das der humanste Tod sei.
Ich muss das von Dir aufgeführte Szenario jetzt glaube ich erst einmal richtig kapieren, um das beurteilen zu können. Du hast geschrieben, dass der 18-jährige Vierbeiner seit einer Woche nichts mehr gefressen hat und die letzten vierundzwanzig Stunden auch das Trinken eingestellt hat. Nun sagt offenbar der Tierarzt, dass er daheim an Altersschwäche sterben soll.
Für mich klingt das auf den ersten Blick unlogisch. Er verhungert und verdurstet doch letzten Endes eher als er an Altersschwäche stirbt oder bin ich da per se nun in einem zu altertümlichen Gedankengang verwurzelt? Wenn mein Tier seit sieben Tagen nichts mehr frisst, unabhängig vom Alter, dann schaue ich, woran es liegt. Natürlich ist es im Falle eines 18-Jährigen Vierbeiners schon zu vermuten, dass wir uns in den letzten Lebenstagen befinden, aber das bedeutet doch nicht, dass ich diese ihm schwerer machen muss als es sein müsste.
Er frisst nicht und trinkt jetzt auch nicht mehr. Das kann ein Körper mit 18 Jahren wahrscheinlich eh nur noch wenige Stunden bis Tage hinauszögern, sodass er sterben wird. Traurig genug, aber muss man das so machen, stellt sich mir als Frage? Stirbt er nun, weil er alt und gebrechlich ist oder weil der Körper sowieso seine Nährwerte durch das Ablehnen der Ernährung nicht mehr zu sich nehmen kann.
Hat der Vierbeiner wirklich keine Schmerzen oder ist er sogar zu schwach durch die mangelnde Ernährung/Nahrungsaufnahme, um dies klar zu äußern abseits seines Alters? All das wären Dinge, die mich jetzt nicht mehr in Gedanken los lassen würden, sodass ich meinen Tierarzt zu mir nach Hause bestellen würde, um ihn einschläfern zu lassen. Meine Tierärztin wäre die erste, die käme und die letzte, die mir ein derartiges Szenario empfiehlt!
Von einer Bekannten die Katze (ich habe darüber berichtet) hatte plötzlich mit einem rapiden Gewichtsverlust des Katers zu kämpfen. Nierenwerte & Co waren alles super und auch die Röntgenbilder. Lediglich die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung schien das Problem des alten Katers zu sein. Doch trotz einem ungebrochenen und starken Appetits kam kein Gewicht mehr drauf und die letzten vier Wochen von August bis September war zu erkennen, dass er zwar frisst wie ein Scheunendrescher, aber offenbar auch den Urin und Kot nicht mehr komplett halten konnte. Es waren vormals Fauxpas, so dachte sie.
Die Tierärztin schaute sich den Kater an, gab zu verstehen, dass wir womöglich nicht nur eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung hier vorliegen haben, sondern vielleicht krebsartige Dinge innerhalb der Bauchspeicheldrüse denkbar sind, weil von Fell bis Körper usw. die Optik sie genau an jene Tiere erinnerte, die sie damit in der Vergangenheit wohl behandelte. Sie machte meiner Bekannten klar, dass sie wiederkommen wird und muss, wenn der Zustand nach Schmerzen, zu starker Unsauberkeit oder Fressverweigerung spricht, denn sie werden dann über eine Erlösung reden müssen.
Vier Tage vor seinem Tod ging ein erneuter Tierbesuch einher, wo sich der Verdacht bestätigte. Dem Kater ging es zunehmen schlechter, aber er fraß weiter wie ein Scheunendrescher und gab sich einfach nicht auf. Die Werte bis auf die Bauchspeicheldrüse waren super. Das Wochenende zeigte sich jedoch der rapide Absturz. Er machte nur noch daneben, kam nicht mehr auf das Bett und hat sich im liegen eingenässt. Meine Bekannte ging zu ihrer Tierärztin und erlöste ihn sofort.
Diese Tierärztin ist im Übrigen auch meine. Sie hat meiner Bekannten sofort gesagt, dass der Zeitpunkt jetzt da ist und sie richtig reagiert hat. Sie selbst nicht für möglich gehalten hätte, dass vier Tage nach dem letzten Besuch sich der Zustand so rapide ändern würde, aber das jetzt der Zeitpunkt gekommen ist. Vier Tage zuvor wehrte sich der Kater, wollte nicht aus seiner Box usw. Am Tag der Erlösung war nichts davon mehr übrig.
Deswegen irritiert mich das ganze Szenario des Hundes sehr. Ich würde es nicht tun und ich hoffe, dass sie genau weiß, was sie dort tut. Das der Hund wirklich keine Schmerzen hat/hatte, nicht verdurstet sowie verhungert, sondern einschläft, weil er zu alt ist. Es klingt für mich jedoch irgendwie nicht danach.
Ich glaube, dass Sterben generell für viele ein schwieriges Konzept ist. Kann man wirklich von "Verhungern/Verdursten" sprechen, wenn der allmählich seine Funktionen einstellende Organismus mit Nahrung und Flüssigkeit einfach nichts mehr anfangen kann? Wie soll man im Sterbeprozess überhaupt noch Hunger oder Durst empfinden?
Oder werden hier wie so oft Ursache und Wirkung verwechselt? Das Lebewesen stirbt nicht, weil es nichts mehr trinkt, sondern es trinkt nichts mehr, weil es stirbt, und der Körper schon so heruntergefahren ist, dass man genauso gut eine Plastikpflanze gießen könnte. Ich habe es auch schon erlebt (bei Menschen), und es ist tragisch und schwierig zu verarbeiten, weil jeder Instinkt schreit: Wenn Oma nur wieder etwas trinken oder sogar essen würde, dann müsste sie nicht sterben! Aber ab einem gewissen Level quälst du dich dann eben nur noch etwas mehr oder länger.
Es kommt in der Realität selten genug vor, aber wenn es einem Geschöpf tatsächlich vergönnt ist, halbwegs schmerz- und stressfrei davonzudriften, macht es in meinen Augen keinen Sinn, irgendwie in den Prozess einzugreifen. Ein "natürlicher" Tod aus Altersgründen muss nicht zwangsläufig schrecklich sein, und ich bin weder der Meinung, dass man den Prozess zwanghaft abkürzen oder eben auch hinauszögern muss.
Ich war ja auch erstaunt. Dazu muss ich vielleicht sagen, dass der vorige Hund, der auch alt war, vom Tierarzt, der sogar dafür nach Hause kam, eingeschläfert wurde, weil er Krebs und Schmerzen hatte. Der jetzige Hund, der schon 14 Jahre alt war, als sie ihn aus dem Tierheim zu sich geholt haben, ist gut durchgecheckt. Er ist wirklich nur altersschwach mit schlechten Leber- und Nierenwerten aufgrund des Alters. Er scheint keine Schmerzen zu haben, ist nur müde und geht nur noch langsam ein paar Meter spazieren. Der Tierarzt ist nicht so, dass er grundsätzlich nicht einschläfern lässt, aber er sagte, dass das Alterssterben nicht grausam ist.
Mein Bruder, der Arzt ist, meinte, dass seine alten Patienten im Altersheim auch im Prinzip verdursten. Es macht ja keinen Sinn, sie auf Dauer künstlich zu ernähren, wenn sie wirklich sehr alt sind und durch die Verweigerung von Nahrung zum Sterben bereit sind und das nicht ohne Qual noch aufzuhalten ist. Natürlich bekommen sie medizinische Hilfe mit hohen Morphiumgaben. Ich weiß nicht, ob man Tiere nicht einschläfern soll. Ich kenne mich da nicht aus. Ich habe mich ja auch gewundert, aber der Tierarzt ist kein esoterischer Naturheilkundler oder sowas und der Hund ist ziemlich gut durchgecheckt.
Blümchen, mit der Umschreibung "nur altersschwach" romantisierst du den Zustand aber ziemlich. Zumal der Hund wohl kaum mit ordentlichen Dosen Morphium versorgt wird, oder? Und auch alte Menschen im Altenheim verdursten nicht einfach so. Das ist schlichtweg ein Sterben mit weniger Qualen als bei Krebs. Leid frei ist es nicht.
Die entgleisenden Nierenwerte verursachen solche Übelkeit, dass weder Hund noch Mensch noch essen wollen. Bald ist auch Trinken nicht mehr möglich. Das Durstgefühl ist aber durchaus stark. Die stark erhöhten Harnwerte im Blut machen dann schläfrig.
Nach einer Woche kommen Schmerzen durch Liegedruck und Kontrakturen dazu, wenn nicht mehrmals täglich und auch in der Nacht dagegen gearbeitet wird.. Auch da unterscheiden sich Mensch und Tier nicht, allerdings werden Menschen positioniert und zumindest passiv bewegt. Tierhalter tun das eher nicht.
Ja, Lebewesen können erheblich schlimmer sterben, aber leid los ist es nicht. Bei Menschen kann man es lindern, Tieren sollte man es aber ersparen, weil es eben geht und erlaubt ist.
Sterben ist wahrscheinlich immer brutal. Es liegt mir fern, dass zu romantisieren. Ich finde den Begriff "Erlösen " eher romantisierend.
Nun, das ist dann aber schmerzlos, wenn es ordentlich gemacht und der Tierart entsprechend durchgeführt wird. Und wenn beispielsweise nicht zuerst das Herz versagt, sondern du terminales Rasseln bei vollem Bewusstsein hast, dann ist erlösen nicht die schlechteste Beschreibung.
Der Hund ist heute Nachmittag mit vielen Streicheleinheiten gestorben, friedlich eingeschlafen, wie man bei Menschen wohl sagen würde. Er hat anscheinend nicht sehr gelitten. Morgen wird er abgeholt und kommt dann in einer Urne wieder, die ihren Platz neben der Urne des vorigen Hundes auf dem Wohnzimmerregal findet.
Sterben ist immer unschön und loslassen auch. Allerdings muss man sich auch vor Augen führen, was sein muss und was nicht. Ich finde wenn sich ein Lebewesen so quält, dann muss das nicht sein. Der Hund wird sterben und das unnötig in die Länge zu ziehen, nur damit man damit besser klarkommt finde ich nicht fair. Ich finde auch nicht, dass man das mit Menschen vergleichen kann, weil da wirklich viel schiefläuft und es auch hier angenehmer gestaltet werden könnte.
Es ist sicherlich für einen selber noch schön das Tier um sich zu haben, aber wenn es erkennbar stirbt, dann sollte man es meiner Meinung nach nicht in die Länge ziehen. Ich würde da nicht zusehen wollen, auch wenn das Tier keine Schmerzen hat, aber ich finde das hat viel von quälen und durchhalten und in die Länge ziehen und das muss nicht sein.
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