Als Zahnarztassistentin Patienten bewusst anlügen?

vom 28.06.2017, 22:05 Uhr

Meine Zahnarztassistentin hat mir geraten, mindestens einmal täglich Zahnseide zu nehmen. Es wäre egal wann. Ich mache es eigentlich bevorzugt am Abend, da ich finde, dass sich bis am Abend die meisten Reste im Mund angesammelt haben und ich auch das Gefühl habe, dass sich über die Nacht die Bakterien immens verbreiten.

Jedenfalls hörte ich dann wieder von einer anderen Kollegin, dass ihre Zahnarztassistentin sagte, dass man eigentlich nur jeden dritten Tag Zahnseide nehmen müsste. Aber sie würden es den Kunden so sagen, weil man es dann irgendwann gar nicht mehr macht.

Und wenn man es dann einmal vergisst, dann würde es der Patient dann spätestens am zweiten Tag wieder machen vor lauter schlechtem Gewissen, dann wäre es wieder okay.

Wie oft verwendet ihr Zahnseide oder nehmt ihr überhaupt keine? Wie zufrieden seid ihr mit der Zahnseide? Braucht man sie überhaupt? Oder reicht es, wenn man regelmäßig zur Mundhygiene geht? Findet ihr es gut, dass Zahnarztassistentinnen bewusst lügen?

Arbeiten sie mit der Gesellschaft zusammen, die die Hygieneprodukte verkauft? Immerhin ist ja die Zahnseide und der Wasserstoff und die Zwischenreiniger, was man für die professionelle Reinigung zu Hause benötigt, nicht gerade günstig.

Bei Implantaten empfiehlt man ja wirklich, dass man alle drei Monate eine Mundhygiene durchführen lässt. Das ist aber nicht wirklich für jeden Patienten leistbar, so finde ich.

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Ich würde jetzt nicht so weit gehen, eine Verschwörungstheorie zu vermuten oder zu glauben, dass sich eine zahnmedizinische Fachangestellte dadurch insgeheim eine goldene Nase verdient, dass sie im Auftrag der Zahnseidenmafia die Verwendung von Zahnseide pusht und für jeden zusätzlich verbrauchten Meter 0,001 Cent Bonus bekommt, wenn sie nachweisen kann, dass der Kunde diesen nur auf ihr Anraten hin verbraucht hat. :lol:

Aber ernsthaft: Gerade bei Gesundheitsthemen gibt es oft nicht nur eine absolute Wahrheit, sondern verschiedene, gleichermaßen legitime Ansichten. Außerdem gibt es hier auch Trends oder er werden neue Forschungsergebnisse veröffentlicht, die alles ad absurdum führen, was man den Leuten jahrzehntelang gepredigt hat. Man muss sich nur anschauen, was man beispielsweise auch Schwangeren alles rät und geraten hat.

Und Hand aufs Herz: Gerade in Sachen Zahnhygiene wird bestimmt nicht jeder immer genau die optimale Bürste verwenden und alle Zusatzoptionen, Zahnseide, Bürstchen, Stocherchen und Zeug nicht mit der religiösen Disziplin anwenden, die der Zahnarzt gerne hätte. Deswegen kann ich durchaus verstehen, dass man die tägliche Anwendung in dem Wissen anrät, dass es öfter als dreimal die Woche sowieso nicht passiert. Ist das dann eine Lüge? Wahrscheinlich ja, aber ich kann nicht behaupten, dass mich das wundert oder ärgert. Schließlich lüge ich auch oft genug.

In meinem Job gibt es beispielsweise auch Mahnverfahren, bei denen man die "Gnadenfrist" individuell einstellen kann. Wissen das die Kunden? Nein. Würde ich ihnen sagen, dass die Titel zwar laut System nach exakt drei Wochen wieder fällig sind, wir aber intern noch drei Tage draufgeschlagen haben? Natürlich nicht. Also lüge ich streng genommen auch, weil die Frist ja eigentlich drei Wochen und drei Tage beträgt. Aber wenn man nicht ein bisschen streng ist, machen die Leute mit einem sowieso, was sie wollen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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