Als Vermieter nur gleichgeschlechtliche WGs erlauben?

vom 19.11.2015, 01:35 Uhr

Eine Bekannte von mir sucht derzeit nach einer neuen Studenten-WG und ist bereits auf einige Schwierigkeiten gestoßen. So hat sie sich schon bei einigen WGs vorgestellt und auch positive Resonanz erhalten. Sie hat dann auch gehofft das sie die richtige WG gefunden hat, da man ihr in einer WG schon beinahe zugesagt hat.

Neulich nun kam die Ernüchterung. Die Bewohner der WG würden sie gerne aufnehmen, der Vermieter möchte das aber nicht. Es wohnen nur Jungs in der WG und das solle auch so bleiben. Ich habe schon häufiger davon gehört, dass Vermieter gleichgeschlechtliche WGs bevorzugen und keine gemischten WGs wollen.

Könnt ihr nachvollziehen, dass Vermieter etwas gegen gemischte WGs haben? Warum sind gleichgeschlechtliche WGs von Vorteil? Kommt es da seltener zu Streit oder wie kann man sich das erklären? Seit ihr auch schon mal auf Probleme gestoßen, als ihr eine gemischte WG gründen wolltet?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Aus Berlin kenne ich solche Befindlichkeiten von Vermietern nicht. Allerdings habe ich schon aus anderen Regionen von so etwas gehört. Auch anders herum, dass der Vermieter kein Problem gehabt hätte, aber der Mietinteressentin, die zu etwa gleich alten Jungs in die WG ziehen wollte von Bekannten vehement abgeraten wurde.

Ich denke, das hat viel mit konservativen Vorurteilen zu tun, was angeblich in einer WG stattfinden könnte. Dass aber nicht jede WG auch so geregelt ist, dass freie Liebe statt findet, ist eben nicht jedem klar. Aber die Vorurteile gibt es. Und entweder möchten die Vermieter nicht, dass man sie in dem Verdacht hat, sie würden vermeintliche Unsittlichkeit dulden, oder sie befürchten sogar juristische Konsequenzen.

Letztlich muss man ja nicht zusammen wohnen, um ein loses oder wechselndes Verhältnis zu einem Menschen zu haben. Man kann sich ja theoretisch auch dauernd einen anderen Flirt aus der Kneipe mit nach Hause bringen. Aber da kann man vielleicht als Vermieter auch leichter so tun, als hätte man das nicht gewusst.

Ansonsten, ob das da mehr Streiterei gibt, würde ich bezweifeln. Obendrein: Einzelfälle müssen sich nicht unbedingt zwangsläufig so wie die Statistik verhalten. Also woher sollte man das als Vermieter vorher sicher wissen können?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich kenne es selbst nicht, dass Vermieter nur gleichgeschlechtliche WGs haben wollen, wobei ich den Grund dafür aber auch nicht verstehe. Weshalb denkt denn ein Vermieter, dass es besser ist, wenn nur Jungs in einer WG wohnen, als wenn da noch ein Mädchen wohnt? Immerhin können die Jungs doch auch jede Menge Mädchen zu sich nach Hause einladen, wenn sie das wollen und können da genauso Damenbesuch haben.

Genauso kann man sich als Mädels natürlich auch immer wieder Männer abschleppen und mit nach Hause bringen. Ich denke, dass es daher keinen richtigen Unterschied macht, ob die WGs nun gemischt sind oder nicht. Allerdings darf der Vermieter ja trotzdem selbst entscheiden, wer einziehen darf und wer nicht.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Wenn ein Pärchen unverheiratet in einer Wohnung wohnt, ist das im Grunde auch eine gemischt geschlechtliche WG und kaum ein Vermieter würde da heute noch etwas sagen. Es ist einfach normal geworden, dass nicht jeder erst nach der Hochzeit zusammen zieht. Aber im Grunde ist das eigentlich nichts anderes. Ich verstehe nicht, warum da anscheinend bei WGs ein Problem besteht.

Denn theoretisch könnte sich auch ein Pärchen eine dritte Person einladen und dann einen fröhlichen Dreier haben, ohne dass der Vermieter das überhaupt merken würde. Aber dieses ängstliche darauf schielen, was die Nachbarn und Bekannten denken, das finde ich manchmal richtig absurd.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Wenn man überlegt, wie lange es den Kuppelparagraphen gegeben hat, dann ist nicht verwunderlich, dass manch Zeitgenosse auch heute noch starke Bedenken hat. Immerhin war in den 1950er und 1960er Jahren Kuppelei, also der Unzucht Vorschub zu leisten, strafbar und wurde mit einer Haftstrafe bestraft.

Vorschub zur Unzucht leistete damals der, der einem Pärchen bessere Bedingungen zur Unzucht verschaffte, als ohne seine Unterstützung bestanden hätte. Wer an unverheiratete Paare vermiete, war ebenso ein Kuppler wie jemand, der den gegengeschlechtlichen Besuch eines unverheirateten Mieters oder einer unverheirateten Mieterin nicht spätestens bis 0 Uhr aus dem Haus wirft. 22 Uhr war noch besser.

Wobei es vollkommen unerheblich war, ob das vermeintliche Paar zur Tat schreitet und Unzucht betreibt. Es hätte Unzucht treiben können! Das reichte aus. Wobei Unzucht auch immer relativ war. Mal galt Petting oder Oralverkehr schon als Unzucht, mal war es erst der komplette Akt. Das war wichtig, weil das Strafmaß natürlich davon abhing, wie oft etwas hätte passieren können und ob und was tatsächlich passiert ist.

Wirklich geändert wurde das Gesetz im Westen 1973, je nach Region reagierte man sehr unterschiedlich. Mancherorts war man schon vorher lockerer. Anderswo war es auch danach noch nicht leicht. Selbst in den 80ern gab es Hauswirte, die blieben wach und kontrollierten Singles.

Mittlerweile sind unverheiratete Paare natürlich normal. Aber gemischte Wohngemeinschaften sind für wenige Moralapostel mit schmutziger Fantasie Sodom und Gomorrha. Ich denke da nur an frühere Nachbarn. Er bestellte sich regelmäßig erotische Massagen ins Haus. Gemeinsam mit befreundeten Paaren wurden Partys ohne Bekleidung und mit Partnertausch veranstaltet.

Und genau diese Nachbarn hingen immer hinter der Gardine, wer mich am Abend abholt. Die beschwerten sich dann tatsächlich über meine wechselnden Männerbekanntschaften. Dabei kam mein Partner nur mit vielen verschiedenen Autos. :lol:

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Mietrechtlich kenne ich mich da nicht aus, aber ich finde das ganz schön heftig, dass da ein Vermieter vorschreibt, in welcher Konstellation man in seine Wohnung ziehen darf oder nicht. Dass man WGs generell nicht akzeptiert, finde ich zwar schade, aber je nach Vorerfahrung oder negativer Presse verständlich, aber sich dermaßen in das vermeintliche Privatleben einzumischen, ist schon ganz schön hart. Ich sage das übrigens als Bewohnerin in einer gemischten WG, und glaubt mir, von freier Liebe oder Unzucht ist da nichts zu spüren. Wir haben uns alle schon in Unterwäsche vorm Fernseher liegen und Pizza essen sehen, da regt sich gar nichts mehr! :lol:

» Fever » Beiträge: 125 » Talkpoints: 0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Mal davon abgesehen, dass ich gar keine WGs mehr in meine Wohnungen lasse einfach nur weil man damit nur schlechte Erfahrungen gesammelt hat, kann doch jeder Vermieter sich aussuchen wen er ins Haus lässt. Wenn jemand darauf aus ist, dass es eben bei einem Geschlecht bleibt und man dort nicht mischt, dann ist das so und muss man dann halt weiter suchen. Es ist das Eigentum des Vermieters und somit kann er sich doch aussuchen wem er das überlässt und da spielen natürlich auch Erfahrungen und Vorurteile mit die Rolle.

Ich hatte WGs in meinen Wohnungen und muss sagen, dass sich reine Männerwgs noch schlimmer Verhalten haben als reine Frauengemeinschaften. Dort gab es dauerhaft Stress und Streit, es war laut und hinterher nachdem sie ausgezogen sind hatte ich den Salat mit einer Bude die erst einmal renoviert werden musste in einem sehr großzügigen Rahmen. Sauber war es dort nicht und man ging mit meinem Eigentum auch nicht sonderlich gut um, verwohnte es und pflegte rein gar nichts. Die Damen haben zumindest mal den Putzlappen geschwungen aber auch da gab es immer wieder Stress mit anderen Mietern aus dem Haus, dass es laut sei zu den Ruhezeiten und auch dauerhaft Partys gefeiert werden. Die gemischten WGs schenkten sich ebenfalls nichts, da belästigtem an mich als Vermieter noch mit persönlichen Allüren.

Seither vermiete ich nur noch an berufstätige, bevorzugt Einzelpersonen oder Paare mit oder ohne Trauschein. Wohngemeinschaften kommen mir nichts mehr ins Haus, egal in welcher Kombination einfach da ich nur schlechte Erfahrungen damit gemacht habe und das keine Einzelfälle waren. Seither habe ich auch wieder Ruhe und werde nicht mehrmals die Woche mit Beschwerden anderer Mieter aus dem Haus angerufen. Zudem mir feste Mieter auch lieber sind und nicht Mieter, die nach wenigen Monaten direkt wieder weiter ziehen weil sie nun woanders studieren gehen oder auch nur eine Übergangslösung für ein Semester gebraucht haben. Das war von dem schriftlichen ebenfalls immer mehr Aufwand, als wenn ich direkt fest auf 5 Jahre vermiete. Komplett aus der Hand geben wer dort wohnt und nur einen Hauptmieter haben, kam für mich nicht in Frage da es mein Eigentum ist und ich nicht jede Nase in mein Haus lasse, auch wenn die Wohngemeinschaft meint der passt super mit hinein.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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