Als Vegetarier betrunken Fleisch essen - großes Drama?
Eine Bekannte lebt seit vielen Jahren vegetarisch und versucht auch immer mehr auf vegan umzusteigen. Letztes Jahr befand sie sich auf einer Feier und war am Ende sehr betrunken. Die Gruppe zog dann in der Nacht durch die Straßen und viele hatten Hunger, sodass sie bei McDonald's einkehrten. Erst am nächsten Morgen wurde ihr klar, dass sie ebenfalls eine Cheeseburger gegessen hatte und hat sich deshalb total fertig gemacht. Von vegetarischen Freunden bekam sie sogar Vorwürfe deshalb zu hören.
Einerseits ist es sicher nichts Gutes dermaßen betrunken zu sein, dass man nicht mehr weiß, was man tut, das kann ja auch in anderer Hinsicht problematisch werden. Warum sie sich deswegen aber tagelang fertig gemacht hat, konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Ihrer Ansicht nach hat sie damit aktiv wieder Tierleid unterstützt und sie hat sich richtig vor sich selbst geekelt, obwohl ihr der Burger in diesem Moment wohl geschmeckt hatte. Oder vielleicht gerade deshalb.
Würde es euch als Vegetarier einen echten Schlag versetzen, wenn ihr betrunken mal auf Fleisch zurückgreift? Habt ihr so eine Situation schon mal erlebt und war das für die Betroffenen eine so schlimme Sache oder konnten sie über den Ausrutscher schnell hinwegsehen?
Das ist wieder mal nur so eine Hetze gegen die ach so bösen Vegetarier, die schlimmer missionieren wollen als die Zeugen Jehovas. Meiner ältesten Schwester ist das auch schon passiert. Fertig gemacht hat sie sich deswegen nie, es ist eben blöd gelaufen und spätestens nach dem dritten oder vierten Mal lässt man es bleiben.
Wenn man Betrunken ist, dann denkt man eben auch nicht an alles. Ich bin letztens auch in den Supermarkt gegangen und habe mir einen Frischkäse gekauft, der Gelatine enthält. Ich habe einfach nicht daran gedacht und nicht die Rückseite der Verpackung gelesen. Außerdem habe ich auch schon einmal die falschen Gummitiere mitgenommen, die natürlich Gelatine enthalten.
Und weiter? Solche Fehler passieren eben mal. Sicherlich finden es Vegetarier blöd, wenn Fleisch gegessen und gekauft wird. Aber beim nächsten Mal wird es eben wieder besser gemacht. Außerdem ist es viel besser, wenn jemand nur selten Fleisch isst und sich nicht jeden Tag mehrmals(!) damit vollstopft. Vegetarismus ist keine Sekte, bei der man für einen Fehltritt ausgeschlossen wird.
Was ist bitte so schlimm daran, Fleisch zu essen, wenn man eigentlich fleischlos isst? Hier wird das dargestellt, als ob ein trockener Alkoholiker eine Weinbrandbohne gegessen hat. DAS wäre dramatisch. Aber nicht, wenn man etwas isst, was man eigentlich nicht essen würde, weil man eine andere Einstellung hat. Nicht mal der Glauben spielt da eine Rolle, wie bei einem Moslem, der "aus Versehen" Schweinefleisch isst und selbst das ist für die meisten nicht das große Drama.
Nun hat sie mal Fleisch gegessen. Na und, wenn sie meint, dass es schlimm ist, dann muss sie eben auch mehr drauf achten. Aber anscheinend hat es doch geschmeckt und der Körper hat nicht mit einer Abstoßung reagiert. Ich finde es absolut nicht dramatisch.
Das scheint tatsächlich relativ normal zu sein. Ich habe vor einiger Zeit mal einen Artikel gelesen mit einem Titel, der sich als "wie viel Fleisch essen Vegetarier?" übersetzen lässt und da ging es genau um diese Thematik. Vegetarier, die betrunken sind und Lust auf einen Döner haben, sich eine Dose Ravioli mit Fleischfüllung warm machen, heimlich ein Stückchen Wurst vom Mitbewohner klauen und so weiter.
Ich glaube es ist bei jeder Ernährungsweise, die mit starken Einschränkungen verbunden ist, normal, dass man die Regeln irgendwann bricht, weil eine dogmatische Ernährung eben nicht normal ist. Die Menschen haben sich ja immer von dem ernährt, was eben da war. Wir können es uns erst seit Mitte des letzten Jahrhunderts leisten ganze Gruppen von Nahrungsmitteln aus Glaubensgründen abzulehnen. Und dem größten Teil der Menschheit geht es immer noch so.
Ich kenne aber niemanden, der ein großes Drama aus einer Verfehlung macht. Auch nicht wenn ein Brechen der Ernährungsregeln zu realen Konsequenzen führen könnte, weil die Ernährung aus gesundheitlichen Gründen erforderlich oder wünschenswert ist.
Es ist ja erst einmal nur ein Vegetarier. Da gibt es schon einmal große Unterschiede zwischen den einzelnen Vegetariern und auch unter den Veganern. Denn „Veganismus“ bedeutet, der komplette Verzicht auf tierische Produkte. Eben auch Sahne & Co. Vegetarier gibt es derweil, die Fisch essen, Eier essen oder auch weiterhin tierische Produkte bis auf Fleisch zu sich nehmen. Sie sind also schon einmal von Natura gesehen etwas anderes und für viele Veganer auch nicht die besten Menschen, die würden da ebenfalls ein Drama machen, auch wenn der Anfang sicherlich gut ist.
Ich hatte mal eine Freundin in der Schule, welche nur Fisch und Eier gegessen hat. Ansonsten eigentlich eher vegetarisch gelebt hat und das auch bis heute so handhabt. Es kam aber auch mal vor, dass sie sich betrunken durchaus an einer Currywurst zu schaffen machte, weil sie einfach betrunken hungrig war. Da hat aber niemand ein Fass aufgemacht oder ein Drama raus gemacht.
Nüchtern sagte sie halt immer, schmeckt ihr Fleisch nicht und deswegen verzichtet sie. Das ist auch der einzige Grund gewesen. Betrunken hat sie es eben nicht vom Geschmack gemerkt und fand es nicht so schlimm. Doch selbst wenn es andere Begründungen geben würde, urteile ich doch nicht und betrunken sieht bei vielen Menschen die Ernährung zum Alltag einigermaßen anders aus.
Betrunken geht auch der Fast Food Gegner durchaus mal einen Döner holen, weil man einfach hungrig ist. Ist auch nicht dramatisch. Ein Vegetarier, der kein Fleisch isst oder mag, aber betrunken dann wiederum Fleisch isst, muss am Ende mit sich klar kommen und nicht mehr oder weniger. Das geht mich doch nichts an und wieso sollte ich ein Drama veranstalten.
Unter Veganern sowie Vegetariern gibt es da sicherlich richtig Theater. Denn da gibt es so unterschiedliche Meinungen. Schau mal Atila Hildman den Wut-Veganer-Koch an. Einst im Interview gesagt, er war dick und fühlte sich nicht fit, wolle er mit veganer Küche abnehmen. Auch weil ihm missfällt, dass Tiere geschlachtet für ihn werden.
Dann gibt es den Atila Hildmann, der aber Ledersitze besitzt und das vollkommen in Ordnung ist mit seiner Begründung, er sei kein Hardcore-Veganer. Doch mittlerweile tut er so, wenn jemand sein Essen kritisiert mit Worten wie „dann guten Hunger mit den geschredderten Kücken und Eiern“, als wenn das alles auf einmal so dramatisch ist, aber weiterhin die Ledersitze im Auto haben.
Es gibt immer Leute, die aus allem ein Drama machen, aber die Leute sollen bitte mal vor der eigenen Türe schauen. Da sind einige sehr gut mit beraten und würden aus dem Staunen ihrer Arroganz und Doppelmoral ersticken.
Ich kann schon nachvollziehen, dass einen das belastet, wenn man dann betrunken Fleisch gegessen hat obwohl man das sonst nicht macht. Man möchte es ja nicht unterstützen dass Tiere gequält werden und dennoch finde ich so einen Ausrutscher nur aus dem Grund bedenklich, dass man eindeutig zu viel getrunken hat und das nicht normal sein sollte. Ein einmaliger Ausrutscher oder nur ab und zu Fleisch aus guter Haltung zu konsumieren finde ich aber absolut okay und deswegen sollte man sich auch nicht fertig machen. Vielleicht mag man den Geschmack und damit sollte man dann auch leben können.
Meine Empfehlung für das nächste Mal wäre einfach weniger zu trinken, denn so ein Totalausfall bekommt man sicherlich nicht immer, ich hatte das noch nie und wenn man den bekommt, dann sollte man einfach weniger trinken beim nächsten Mal, wenn man auch Dinge macht, die man nicht machen wollte.
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