Als Veganer oder Vegetarier Cheat Days mit Ausnahmen machen?
Ich ernähre mich seit kurzem vegan, wobei ich mich davor schon eine ganze Zeit lang vegetarisch ernährt habe. Bewusste Ausnahmen gab und gibt es für mich nicht. Allerdings habe ich in einem Forum für Veganer und Vegetarier gelesen, dass es nicht bei jedem so ist. In einem Thread wurde nämlich gefragt, ob man als Vegetarier oder Veganer auch ab und zu mal einen "Cheat Day" mit Ausnahmen machen würde, an dem man sich dann eben nicht vegan oder vegetarisch ernähren würde, sondern essen würde, worauf man Lust hätte.
Tatsächlich schrieben einige, dass sie das ab und zu mal machen würden. Eine Veganerin schrieb, dass sie einmal monatlich einen Tag einlegen würde, an dem sie Käse und andere Milchprodukte essen würde. Sie würde Käse lieben, wobei ihr die veganen Alternativen einfach nicht reichen würden. Von daher würde sie da eben ab und zu mal eine Ausnahme machen.
Wie seht ihr das, wenn Vegetarier oder Veganer ab und zu mal einen "Cheat Day" machen, an dem sie alles essen, worauf sie Lust haben, auch wenn es nicht ihrer eigentlichen Ernährungsform entspricht? Könntet ihr euch das für euch auch vorstellen? Könntet ihr die Ernährungsweise der Personen überhaupt noch ernst nehmen?
Ich finde das irgendwie seltsam. Man erlegt sich selbst eine Diät auf, indem man sich aus welchem Grund auch immer vornimmt, gewisse Lebensmittel nicht zu essen. Und dann betrügt man sich selbst, indem man dann doch Ausnahmen macht und wieder die selbst verbotenen Lebensmittel isst? Was soll das ganze dann?
Ich selbst würde mich eher als Flexitarier bezeichnen. Ich esse oft vegan, fast immer vegetarisch aber wenn ich Lust darauf habe, dann esse ich auch mal Fleisch oder Fisch. Dafür brauche ich gar keinen bestimmten Tag und ich muss mich auch nicht betrügen. Und damit lebe ich eigentlich ganz gut.
Wenn man schon solche Cheat Days braucht, dann hat dieses ganze Essen für mich nichts mehr mit Genuss oder Lebensqualität zu tun, sondern fängt so langsam an, eine bedenkliche Zwangshandlung zu werden. Denn diese Leute sind ja mit ihrer Essensform anscheinend nicht zufrieden, ihnen scheint etwas zu fehlen, denn ansonsten bräuchten sie diese Cheat Days ja nicht.
Für mich haben diese Leute eine beginnende Essstörung. Wenn sie als prinzipieller Veganer unbedingt Käse essen will, dann soll sie ihn doch um Gottes willen essen. Und zwar, wann sie will! Im Endeffekt sind dies die Gründe, warum Veganer nicht ernst genommen werden. Sie wollen vegan leben, aber andererseits nicht auf ihre tierischen Produkte verzichten. Beides geht aber nicht!
Für mich ergibt das keinen Sinn. Für mich sollte man sich in erster Linie vegetarisch oder vegan ernähren, weil man moralisch und ethisch von dieser Ernährungsform überzeugt ist und das auch mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Manchmal spielt ja auch eine Unverträglichkeit wie zum Beispiel gegen Laktose da mit rein, aber darum soll es jetzt nicht gehen und das vernachlässige ich in meinem Kommentar mal ganz bewusst, der Einfachheit halber.
Wenn man dann also anfängt als Veganer oder Vegetarier Cheat Days einzulegen, klingt das für mich nicht nach einer absoluten Überzeugung und inneren Einstellung, sondern nach einer Art von Diät und das finde ich nicht richtig. Dann kann man doch gleich zugeben, dass es in erster Linie um den Diät-Aspekt geht und nicht um das Tierwohl oder um die Umwelt oder was auch immer. Ich finde das hat was von Doppelmoral, wenn Veganer und Vegetarier den Fleischessern ständig eine Standpauke wegen der Ernährung halten und den Moralapostel spielen und sich heimlich Fleisch reinziehen, weil sie ihre Diät eh nicht durchhalten können.
Ich ernähre mich hauptsächlich vegetarisch, teilweise natürlich auch vegan, und esse etwa einmal in der Woche Fleisch oder Fisch. Allerdings lehne ich dogmatische Ernährung grundsätzlich ab und würde deshalb nie auf die Idee kommen mich als Vegetarierin mit "Cheat Day" zu bezeichnen.
Am meisten amüsieren mich ja immer die Leute, die moralisch überlegen tun, weil sie ja Veganer sind, und dann bekommt man am Rande mit, dass sie nach einer Party wie alle anderen auch bei McDonalds Burger und Chicken Nuggets gefuttert haben. Ich weiß nicht, was das soll, aber anscheinend brauchen sie ihr Dogma als Bestätigung, dass sie die besseren Menschen sind. Sollen sie ihren Spaß daran haben, aber ernst nehmen kann ich Veganer schon lange nicht mehr.
Ich finde diese Herangehensweise unlogisch, weil Vegetarier oder Veganer ja üblicherweise diese Ernährungsweise nicht deshalb pflegen, weil sie abnehmen oder ihr Gewicht halten möchten, sondern aus ethischen Gründen. Und wenn man nicht aus persönlichen, sondern aus Gründen der Lebenseinstellung auf etwas verzichtet, ist es ja von der Definition her ausgeschlossen, dass man an "Cheat Days" seine Überzeugungen für 24 Stunden an der Garderobe abgibt und herzhaft in die tote Kuh beißt, die man die übrigen 6 Tage in der Woche lauthals beklagen würde.
Das wäre ja etwa so, als würde man beispielsweise 6 Tage die Woche partnerschaftlich und demokratisch erziehen, aber am Cheat Day den Haustyrannen herauskehren, oder, wenn man aus Überzeugung kein Make-Up trägt, dennoch einen Tag in der Woche oder im Monat mit Kriegsbemalung herumlaufen. Dann ist es mit der Überzeugung einfach nicht so weit her.
Ich lehne beispielsweise aus vergleichbaren Gründen Echtpelz ab. Würde mich noch jemand ernst nehmen, wenn ich sagen würde: Sonntags ist Cheat day, da ziehe ich meine Nerzstola aus dem Schrank? Schließlich sammle ich 6 Tage die Woche Unterschriften gegen Pelztierhaltung, da habe ich mir am Wochenende etwas Luxus verdient." Ich empfinde es daher durchaus als normale Konsequenz, dass Teilzeit-Weltverbesserer nicht unbedingt ernst genommen, sondern eher belächelt werden.
Andererseits finde ich aber auch, dass man eigentlich selber schuld ist, wenn die Mitmenschen die Augen über die eigenen Essgewohnheiten rollen. Es zwingt einen schließlich niemand, jeden Bissen, den man in den Mund steckt, öffentlich zu machen und sich des Langen und Breiten darüber auszulassen, wie toll vegan/vegetarisch man doch unterwegs ist. Rand halten und Käse essen, wäre mein Vorschlag.
Ich sehe es genau wie meine Vorredner, dass ein "Cheat Day" in Kombination mit einer Ernährungsweise, die sich üblicherweise auf persönliche Werte und Überzeugungen anstatt auf Diät und gezielten Verzicht gründet, irgendwie keinen wirklichen Sinn macht. Die Vegetarier und Veganer, die ich kenne, sehen ihre Grundsätze zumindest als Lebenseinstellung an und vertreten diese auch in anderen Bereichen des Alltags, beispielsweise bei der Kleidung oder der Politik. Sie würden einen "Cheat Day" definitiv rigoros ablehnen, weil sie sagen würden, dass es ihnen bei ihrer Lebensweise eben nicht um den persönlichen Genuss, sondern um höhere Ziele geht.
Wer nicht vollständig auf gewisse Lebensmittel oder Dinge verzichten kann oder will, der ist deswegen aber noch lange nicht unmoralisch. Ich sehe kein Problem in einer größtenteils vegetarischen oder veganen Ernährung mit Ausnahmen für einzelne Produkte, für die man eben eine große Vorliebe hat. Allgemein vertrete ich die Meinung, dass es jedem zusteht, frei zu wählen, was er konsumiert und was nicht, ohne dass er sich dafür rechtfertigen muss. Ich kann den Tierschutz ja trotzdem unterstützen, obwohl ich tierische Produkte kaufe und verzehre - beispielsweise dadurch, indem ich darauf achte, wo meine Waren herkommen und unter welchen Bedingungen sie produziert werden.
Man sollte sich dann lediglich nicht zu eng an Definitionen wie "vegan" oder "vegetarisch" gebunden fühlen, dann braucht man nämlich auch keinen "Cheat Day", um sich etwas erlauben zu dürfen. Auch, wenn ich kein Fan des neumodischen Begriffs "Flexitarier" bin, ist das dennoch ein Konzept, dass mir vom Gedanken her gefällt und dem ich mich phasenweise sogar zugehörig sehe.
Ich persönlich ernähre mich ganz bewusst und aber nur zum größten Teil vegan. In meinen Augen macht es keinen Sinn, wenn man eine strikte Ernährungsweise einhalten will und dann ab und an cheatet. Man ernährt sich in der Regal vegan oder vegetarisch, weil man von dieser Form bestimmte Vorteile / Gründe für sich sieht, beispielsweise dass man die Fleischindustrie nicht unterstützen will.
Wenn ich dieser Einstellung nachgehe, warum sollte ich dann also auf einmal doch Fleisch essen? Das erweckt für mich irgendwie den Eindruck, dass man sich eine vegane / vegetarische Ernährung aufzwingt und man es im Inneren eigentlich gar nicht wirklich will, sonder halt einfach nur so macht. Die meisten Vegetarier die ich kenne machen so etwas nicht, warum auch - viele davon machen das jetzt seit mehreren Jahren und haben gar kein Bedürfnis danach, mal zu cheaten.
In meine Augen sollte sich jeder so ernähren wie es ihm gut tut. Strenge Regelungen mit Verzicht führen am Ende nur dazu, dass man unzufrieden mit der Ernährungsform ist. Meine Freundin hat sich als sie angefangen hat sich vegan zu ernähren auch hin und wieder noch etwas vegetarisch gegönnt. Sie sagt allerdings, dass man wenn man die Vielfalt des veganen Essens erst einmal kennt, man einfach kein Bedürfnis mehr danach hat und es mittlerweile seit Jahren nicht mehr vorgekommen ist.
Ich persönlich esse maximal einmal die Woche, eher alle 2 Wochen Lebensmittel die nicht vegetarisch sind. Ich verzichte allerdings aus dem Grund auf Fleisch, dass ich es einfach nicht brauche und das Gefühl habe, dass es mir so besser geht.
Generell bin ich ebenso gegen den Begriff "Cheat Day" in diesem Fall, ebenso bei normalen Diäten. Ich halte nichts davon sich feste Vorgaben zu setzen, dass an diesem Tag eine andere Ernährung plötzlich sein soll. Was ist wenn ich beispielsweise an dem vorgegeben Freitag keine Lust auf tierische Produkte habe? Lieber würde ich mir einfach etwas kaufen was gegen meine Ernährungsform spricht, wenn ich wirklich Lust darauf habe.
Ich finde den Begriff Cheat Day bescheuert. Cheaten heißt ja in etwa so etwas wie austricksen oder betrügen. Und warum und wen muss man denn betrügen, wenn man sonst kein Fleisch isst und mal eine Ausnahme macht? Ist man als Veganer irgend jemandem Rechenschaft schuldig außer seinem eigenen Gewissen?
Von daher sollte man die Sache umbenennen, wie es besser klänge weiß ich nicht. Ich kann es aber durchaus nachvollziehen, wenn zum Beispiel Veganer sagen, eigentlich esse ich aus Überzeugung nichts, ich bin jetzt aber zum Beispiel auf ein Geschäftsessen eingeladen, aber aus Höflichkeit passe ich mich an die dienstlichen Spielregeln an.
Ehrlicher fände ich es auch, wenn solche Leute dann von Anfang an sagen, ich ernähre mich fast immer vegan. Das zeigt dann, dass man das ganze durchaus ernst nimmt, aber eben bewusst auch anderes Verhalten zulässt. Das kommt dann bei den Mitmenschen wesentlich ehrlicher an, als wenn jemand fanatisch eine Lehre predigt und dann selbst sich nicht daran hält.
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