Als Vater absichtlich mehr erlauben, damit Kind einen mag?
Ich habe kürzlich eine Sendung zu alleinerziehenden Müttern gesehen und da haben sich einige der Mütter auch darüber beklagt, dass die Kinder den Vater lieber haben. Obwohl sie den Vater sehr viel seltener sehen und dieser sich kaum um das Kind kümmert, erwähnen die Kinder den Vater dauernd als den besseren Elternteil und finden ihn besser, als die Mutter.
Eine Bekannte von mir meinte dazu, dass viele der Väter das sogar absichtlich machen. Sie wissen, dass sie sich ansonsten von dem Kind entfremden könnten, da sie das Kind eben nur so selten sehen. Wenn das Kind bei ihnen mehr darf und weniger eingeschränkt ist, dann ist das ein Pluspunkt und das Kind freut sich auch auf die seltenen Besuche.
Meiner Meinung nach ist das aber dennoch keine Rechtfertigung. Man sollte sich als Vater nicht so aufspielen und die Mutter so hinstellen, als ob sie die Böse wäre, wo sie doch die meiste Arbeit mit dem Kind hat. Wie seht ihr das? Verhalten sich viele Väter absichtlich so, dass die Kinder sie lieber haben, als die Mütter?
Ich finde, dass Eltern grundsätzlich am selben Strang ziehen sollten, egal ob sie getrennt sind oder zusammen leben und das Kind erziehen. Ich finde das geht gar nicht, wenn Eltern sich da uneins sind und das Kind dann die Parteien gegeneinander ausspielen kann.
Man sollte als Eltern immer im Blick haben, was das beste für das Kind wäre und nicht, dass man besser dasteht als der Expartner. Das ist doch total kindisch und unreif so ein Verhalten und ich verstehe das überhaupt nicht.
Ich glaube nämlich nicht, dass es so gut für ein Kind wäre, wenn die Eltern sich so uneins sind und das Kind dadurch manipulativ wird ("Papa ist aber besser") und die Mutter sich indirekt provoziert fühlt, gegen ihre Prinzipien zu erziehen, um den Konkurrenzkampf gegen den Kindsvater zu gewinnen.
Manche machen das sicherlich auch absichtlich und manche aus aus purer Berechnung, um der Ex-Frau eins auszuwischen. Auch als Vater kann man ein Arschloch sein. Aber viele machen es nicht ganz so absichtlich, glaube ich.
Oft war es doch schon vor der Scheidung so, dass die Frau den Hauptteil der Erziehung übernommen hat. Da war der Vater fast nie allein mit den Kindern. Plötzlich ist er wochenendweise alleinerziehend. Das ist doch auch für ihn eine große Umstellung.
Zudem kann ich es gut verstehen, dass man Streitigkeiten über´s Zähneputzen aus dem Weg geht, wenn man sein Kind nur eine Nacht in der Woche bei sich hat. Das wäre doch tatsächlich sehr schade für beide. Die Langzeitfolgen verliert man dann leicht mal aus dem Blick, dass die Mutter dann eben Probleme hat, das Zähneputzen wieder einzuführen.
Ich habe da einige Jahre viel miterlebt, weil meine Nichten bei der Mutter lebten, aber halt immer mal bei uns oder bei meinem Bruder, ihrem Vater, waren. Da müsste man eigentlich sehr viel kommunizieren, damit an allen Orten ähnliche Regeln gelten und auch eingehalten werden. Das ist nach einer Trennung natürlich schwierig.
Eigentlich müsste man mehr miteinander reden als vorher. Das können Ex-Frauen mitunter auch nicht so gut. Daher würde ich hier die Schuld nicht allein auf die Väter schieben. Wie gesagt, ich finde es verständlich, dass sie sich mit ihren Kindern nicht rumstreiten wollen, wenn sie sie nur so selten sehen.
Ich finde es immer sehr schade, wenn die Eltern nach der Trennung auch bei der Erziehung des Kindes oder der Kinder verschiedene Wege gehen und der Vater eben mehr erlaubt. Entweder mag das der Fall sein, weil er möchte, dass das Kind ihn lieber mag, aber es kann natürlich auch einfach sein, dass er keine Lust auf irgendwelche Diskussionen mit dem Kind hat und darum einfach mal Dinge erlaubt, die bei der Mutter sicher nicht erlaubt werden.
Sicher ist es verständlich, dass ein Vater auch eine Beziehung zu seinen Kindern haben möchte und wenn er die Kinder nur an zwei Wochenenden im Monat sieht, dann ist das nicht so einfach. Aber man sollte eben auch immer das Wohl des Kindes im Auge behalten und für das Kind ist es sicher nicht so angenehm, wenn es schon nicht mehr in einer intakten Familie lebt und dann noch so hin- und hergerissen wird.
Das ist doch nun kein Phänomen, dass Väter bei Trennungskindern weniger streng sind. Sie wollen die wenige gemeinsame Zeit ohne größere Verbote verbringen. Und schnell bekommt man als Mutter dann die Aussage "aber bei Papa darf ich...". Da ist dann, meiner Meinung nach, ein wenig Fingerspitzengefühl gefragt. Denn oftmals gefällt es einem dann nicht, was bei Papa angeblich erlaubt ist.
Angeblich deswegen, weil es nicht unbedingt stimmen muss, was das Kind da erzählt. Selten genug trennen sich Eltern als Freunde und Kinder bekommen sehr schnell mit, wenn sie über diese Argumentation ihre Wünsche durchsetzen kann. Ich habe das mit meinen Kindern auch schnell erlebt, dass sie mir immer erzählt haben, was sie bei ihrem Vater angeblich alles dürfen.
Da mein Ex-Mann bis heute nur mit mir redet, wenn er beim Umgang mal ein Wochenende tauschen will, war da halt keine Chance um gemeinsam eine erzieherische Linie zu fahren. Also habe ich meinen Mädels erklärt, dass ich hier zu Hause halt andere Dinge verbiete oder erlaube, als ihr Vater. Dazu möchte ich von ihm keine Einmischung und ich mische mich nicht, was die Regeln bei ihm angehen.
Damit konnten sie sich arrangieren und es lief danach wesentlich problemloser bei uns zu Hause, wenn sie ein Papawochenende oder den Ferienumgang hinter sich hatten. Allerdings gibt es eben auch getrennte Eltern, wo der nicht erziehende Elternteil gezielt Dinge erlaubt, um Begehrlichkeiten zu wecken oder um dem Ex-Partner wirklich damit Ärger zu machen. Man wird da immer alle möglichen Gründe für ein solches Verhalten finden.
Vielleicht glaube ich zu sehr an das Gute im Menschen, aber ich kann mir vorstellen, dass einige Väter das auch unbewusst machen. Der seltene Besuch beim Vater wird eher als Urlaub oder Freizeit angesehen, außerdem findet er auch meistens am Wochenende statt, so dass es wahrscheinlich auch nicht so harte Regeln gibt.
Außerdem hat ein Vater vielleicht das Gefühl, dass er seinem Kind irgendwie mehr geben "muss", weil es nicht so viel Liebe und Aufmerksamkeit durch die seltenen Besuche bekommt. So muss jedes Treffen etwas Besonderes sein und da erlaubt man dem Kind schon einmal mehr. Ich würde da nicht sofort böse Hintergedanken bekommen.
Es ist auch oftmals so, dass Großeltern ihre Enkelkinder total verwöhnen. Die Kinder bekommen dann sehr viele Süßigkeiten oder dürfen länger auf bleiben, wobei die Mutter von dem Kind dann auch mal schimpft. Solche Konflikte sind ja nicht ungewöhnlich. Natürlich wird es auch einige Väter geben, die ihr Kind versuchen geschickt zu manipulieren - und das auch hinbekommen - das ist auch nicht abzustreiten.
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