Als Tochter Position der Mutter im Haushalt übernehmen?

Eine Bekannte von mir kommt ursprünglich aus Russland und daheim geht es noch sehr konservativ zu. Obwohl ihre Mutter ebenfalls arbeitet, hält der Vater es für selbstverständlich, dass diese nebenbei dennoch den Haushalt und das Mittagessen bereitet und ist mitunter motzig, wenn die Mutter das nicht macht. Meine Bekannte ist aber deutlich moderner und lässt ihren Freund die Hälfte machen. Sie kocht auch gar nicht und lässt sich eher von ihrem Freund bekochen.

Deswegen war sie neulich sehr sauer, als ihre Mutter im Krankenhaus war und sie ihre Eltern für eine Weile besucht hat. Sie hat zu Hause in ihrem Kinderzimmer übernachtet und von tagsüber vom PC aus gearbeitet, wenn sie nicht bei ihrer Mutter im Krankenhaus war. Dennoch hat ihr Vater ein Mittagessen erwartet und es gab Streit, da meine Bekannte dieser Bitte nicht nachkommen wollte und keine Lust hatte das Heimchen am Herd zu spielen. Sie hat ihrem Vater auch vorgeworfen, die Mutter auszunutzen. Wie seht ihr die Situation, ist es bei euch daheim auch so, dass die Tochter quasi die Funktionen der Mutter übernehmen muss, wenn diese mal nicht da ist?

Ich habe denselben Migrationshintergrund wie von dir beschrieben und ich habe auch dieselben Beobachtungen und Erfahrungen gemacht. Wenn meine Mutter mal wieder Saisonarbeit hatte und viele Überstunden machen musste, musste ich immer die Drecksarbeit machen und mein Vater hat immer erwartet, dass ich ihm quasi von den Augen ablesen konnte, was seine Bedürfnisse und Wünsche sind (also welches Essen, wann es fertig ist etc.).

Ich habe das aber irgendwann überhaupt nicht mehr eingesehen, weil ich eben schon lange ausgezogen war wegen dem Studium und wenn ich zu Besuch bin, möchte ich auch wie ein Gast behandelt werden und nicht den ganzen Haushalt schmeißen müssen.

Ein Studium ist ja auch mit großer Verantwortung verbunden, sodass man nicht das ganze Wochenende oder die ganzen Ferien nichts tun kann. Das hat er aber nie verstanden, weil er so konservativ erzogen wurde und es gab häufiger Konflikte, auch wegen meinem Temperament und weil ich mir nicht alles bieten lasse.

Ich denke nicht, dass man automatisch die Mutterrolle übernehmen muss. Ich meine, wenn man die Zeit dafür hat, dann kann man ja unterstützend helfen, aber man kann nicht erwarten, dass die Tochter dann alles alleine macht. Zumal der Vater ja auch etwas machen kann. Natürlich ist das nicht in jeder Kultur gleich, aber man muss auch mal Rücksicht nehmen beispielsweise auf die Arbeit, die die Tochter beruflich erledigen muss.

Ich kenne es auch so, dass meine Mutter den gesamten Haushalt schmeißt. Das war schon immer so und meine Eltern sind in dieser Hinsicht eben auch recht konservativ, so dass meine Mutter schon immer für den Haushalt und das Essen zuständig war, während mein Vater schon immer täglich zur Arbeit gegangen ist.

Dadurch, dass meine Mutter aber auch nicht arbeitet, ist sie eben auch immer zu Hause und immer bereit, sich um den Haushalt zu kümmern. Dass sie ohne meinen Vater verreist kam bisher noch nie vor, wobei glücklicherweise auch sonst nichts passiert ist, was sie davon abhalten könnte, den Haushalt zu machen. Von daher weiß ich gar nicht, wie es sonst wäre.

Ich glaube aber nicht, dass mein Vater von mir erwarten würde, den Haushalt dann zu schmeißen. Das würde ich aber auch nicht einsehen, da er um einiges mehr Freizeit hat als ich. Außerdem sollte es doch eigentlich normal sein, dass man sich als Ehepaar auch mal Aufgaben teilt und dass man auch mal von den klassischen Klischees abweicht.