Als Tierliebhaber Echtpelz tragen ein Widerspruch in sich?

vom 24.07.2016, 13:53 Uhr

Ich habe mal in einem anderen Forum die Aussage gelesen von einer jungen Frau, die von sich behauptete, eine sehr große Tierliebhaberin zu sein, die aber gleichzeitig der Ansicht war, gerne Echtpelz zu tragen und davon schwärmte, wie toll sich echter Pelz doch auf der Haut anfühlen wurde. Die Userin hat einen ziemlichen Shitstorm geerntet für ihre Einstellung und hat nicht so wirklich den Grund dafür verstanden.

Sie argumentierte damit, dass Tiere ja so oder so sterben würden, wie zum Beispiel eine Kuh, die für ihr Fleisch geschlachtet wird und nicht für die Kuhhaut. Da wäre es ja Verschwendung, wenn man nicht alles nutzen würde im Interesse der Nachhaltigkeit. Ich sehe das ein wenig kritisch, denn bei einem Nerz zum Beispiel wird das Tier doch nur wegen dem Pelz getötet. Mir ist zumindest nicht bekannt, dass Nerzfleisch verkauft wird für die Nahrungsmittelindustrie.

Wie denkt ihr darüber? Findet ihr, dass das irgendwie zusammenpasst? Kann man ein Tierliebhaber sein und gleichzeitig gerne Echtpelz tragen können? Für mich ergibt das keinen Sinn und widersprüchlicher geht es gar nicht. Für mich klingt das eher so, als würde man sich nur die Rosinen rauspicken, aber nicht auf alles verzichten wollen, wenn es um das Wohl der Tiere geht. Also wirklich Ernst nehmen kann ich solche "Tierliebhaber" nicht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Nun ja, Tierliebhaber zu sein, muss ja Pelz nicht ausschließen. Was heißt es, Tierliebhaber zu sein? Dass man manche Tiere süß findet, vielleicht Haustiere hat, aber das heißt ja nicht, dass man gleich Tierschutzaktivist sein muss. Ich mag Tiere auch, ich finde Mietzekatzen süß oder kleine Häschen usw. Aber ich finde dennoch Lederjacken schön.

Ich habe mehrere Lederjacken, ich trage die echt gern. Es fühlt sich super auf der Haut an, es ist angenehm warm und man schwitzt dennoch nicht. Und ja, das waren früher mal Schafe oder Kühe, die in der Wurst gelandet sind, warum soll man die nicht komplett verwerten? Ich habe auch einen Schal aus Kaninchenfell und ich finde den toll. Ich habe selbst ein Kaninchen und dennoch bin ich mir bewusst, dass Kaninchen für viele andere nur der Weihnachtsbraten sind und da wird von einem dieser Weihnachtsbraten auch der Schal stammen.

An anderen finde ich auch Felljacken schön. Vielleicht muss das kein nerv sein, weil die nur für das Fell gezüchtet werden, Das würde ich auch nicht wollen, aber eine Kaninchenfelljacke oder eine Schafffelljacke würde ich nicht als schlimm ansehen. Der Grund, warum ich solche nicht habe, ist nur der, dass ich nicht ganz schlank bin und in so einer auftragenden Jacke pummelig aussehen würde.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich denke auch, dass man den Begriff Tierliebhaber in so einem Fall auch erst einmal definieren sollte. Wenn man einen Hund hält und diese Tierart mag, dann kann das doch trotzdem sein, dass man gerne eine Pelzjacke trägt. Wenn man natürlich im Tierschutz aktiv ist und das auch öffentlich macht, dann finde ich es ziemlich komisch, wenn man dann in einer echten Pelzjacke herumläuft und das würde ich einer Person dann auch so sagen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Das Wort "Tierliebhaber" sagt wirklich gar nichts. Wenn man es wörtlich nimmt, sollte ein Tierliebhaber auch kein Fleisch essen, geschweige denn sich das Tragen von Pelz mit dem Fleischkonsum schönreden.

Aber diese Bezeichnung wird wirklich sehr seltsam verwendet. Wenn jemand Hunde mag, ist er doch eigentlich kein Tierliebhaber, sondern nur Hundelieb haber. Und Haustiere zu haben, aber alle anderen Tiere zu ignorieren, steckt doch da auch nicht drin.

Man muss als Tierliebhaber kein Tierschutzaktivist sein. Aber wenn man etwas mag oder sogar, wie es im Wort heißt, liebt, dann sollte man doch wenigstens nicht gegenteilig handeln. Dann sollte es einem nicht egal sein, wenn es getötet, gehäutet und gegessen wird.

Man kann doch auch nicht behaupten, dass man Kinder mag und dann auf die Nachricht, dass ein Kind von seinen Eltern missbraucht und getötet wurde, total gleichgültig reagieren. "Es ist ja nicht meins, ist mir egal!"

Also meiner Meinung nach ist die Diskussion total müßig. Die Bezeichnung hat überhaupt keinen Wert. Das ist wie mit ungeschützten Berufsbezeichungen. Ich denke, es braucht ein neues Wort für Leute, die das Ganze etwas weiter fassen. Hundehaltung und bei Kätzchenvideos "Oh, wie süß!" sagen, hat nichts mit Liebe und Respekt für Tiere im Allgemeinen zu tun.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich kann mich Bienenkönigin mal wieder nur anschließen. Erstens ist es ja nichts Neues, dass Menschen in sich widersprüchliche und unlogische Auffassungen pflegen. Das geht uns allen so, auch wenn wir es uns nicht gerne eingestehen. Und zweitens ist "Tierliebhaber" ein sehr vager und unspezifischer Begriff, der noch dazu stark emotional aufgeladen ist.

Was den menschlichen Hang zu unlogischem Verhalten angeht, kann ich als Beispiel meine Arbeitskollegin anführen, die ihren bescheuerten Collie mehr liebt als ihren Mann (zumindest weiß ich mehr über die Essgewohnheiten des Collies als über die des Mannes), aber die dennoch ohne den geringsten Funken schlechtes Gewissen ihren Pelzmantel trägt, weil sie die Marder/Kaninchen/Hamster oder was auch immer schließlich nicht persönlich gekannt hat und weil diese auch nicht mehr lebendig werden, wenn sie das Monstrum weggibt.

Ich bin hier auch kein Vorbild, da ich einerseits Hunde und Katzen total süß finde und schier einen Schlaganfall bekomme vor Wut, wenn ich erfahre, dass jemand sein Haustier gequält hat, aber andererseits Kühe und Schweine als Nutztiere ansehe und auch esse. Deswegen würde ich mir das Etikett "Tierliebhaber" auch nicht anhängen, da, wie Bienenkönigin schon schreibt, es dafür nicht reicht, die Katze regelmäßig zum Tierarzt zu schleppen und dem Hund als sein "Baby" anzusehen. Die Grauzone ist einfach zu groß; auch wenn man hundertmal keinen Pelz trägt, ist man deswegen noch lange kein moralisches Vorbild in Bezug auf den Umgang mit Tieren.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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