Als Student ohne Bezahlung arbeiten?
Eine Kommilitonin von mir arbeitet seit einiger Zeit ohne Bezahlung in einem renommierten Institut. Sie sagt selbst, dass sie so einen Einblick ins Berufsleben bekommen möchte und sie lässt sich dann auch vom Institutsleiter bescheinigen, dass sie da quasi ehrenamtlich gearbeitet hat. Sie wollte da erst gegen Bezahlung arbeiten, aber derartige Stellen waren nicht zu vergeben, sodass sie das eben als letzten Ausweg gesehen hat. Sie meint, dass sie so bessere Karten auf dem Arbeitsmarkt hätte, wenn sie nachweisen könnte, dass sie für so ein renommiertes Institut gearbeitet hätte.
Ich sehe das ganze jedoch eher kritisch. Sie bekommt kein Bafög und auch keinen Unterhalt von ihren Eltern. Sie muss ihr Geld für Miete und dergleichen selbst verdienen, sodass ich eher die Gefahr der Überlastung sehe. Sie arbeitet ja nicht nur im Institut, sondern auch parallel zum Studium "richtig"; um Geld für die Miete zu verdienen. Ich würde mir bei so viel Belastung (inklusive das Studium selbst) eher Sorgen um meine Gesundheit und nicht um meine zukünftige Karriere machen.
Wie sieht das bei euch aus? Käme es für euch in Frage, als Student ohne Bezahlung zu arbeiten, wenn ihr auf die Bezahlung angewiesen wärt?
Also für einen begrenzten Zeitraum, so eine Art Praktikum, würde ich das schon in betracht ziehen, denn es kann schon hilfreich sein mal einen Einblick zu bekommen, in Positionen, die man nach dem Studium anstrebt.
Auf lange Sicht gesehen würde ich jedoch nicht beide Jobs durchziehen, da mit Sicherheit auch das Studium unter der großen Belastung leiden wird und das ist nun mal nicht Sinn der Sache.
Wenn man ein Praktikum macht, dann ist dieses ja auch oft unbezahlt, wobei man da je nach Praktikumsplatz auch normal arbeiten muss. So habe ich auch ein achtwöchiges Praktikum gemacht und dafür nicht einen Cent bekommen, wobei ich da auch ganz normale Arbeiten erledigen musste. Von daher finde ich es nicht wirklich außergewöhnlich, wenn man als Student arbeitet, ohne dafür bezahlt zu werden. Man muss ja Arbeitserfahrung sammeln und je mehr, desto besser. Dass man nicht für alles bezahlt wird, ist ja klar, aber da muss man eben durch.
Wenn einen ein Bereich wirklich interessiert und man sich sicher ist, dass einem diese Erfahrung beruflich auch weiterhelfen wird, dann ist es durchaus wert, dafür ohne Bezahlung zu arbeiten, wie ich finde. Man bekommt ja auf jeden Fall die Bescheinigung, dass man das gemacht hat und kann das auch im Lebenslauf und im Anschreiben angeben. Ich finde das daher gut und man sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen. Immerhin ist es doch mittlerweile auch schwer, unbezahlte Arbeiten oder Praktikumsplätze in Bereichen, die einen interessieren, als Student zu finden.
Jahrelang würde ich das natürlich auch nicht machen, aber für ein paar Wochen könnte ich mir das schon vorstellen. Natürlich ist es blöd, nervig und schade, dass man dafür nicht bezahlt wird, aber man wird ja auch mit der Arbeitserfahrung dafür entschädigt. Von daher würde ich das schon für einige Zeit machen, auch wenn ich natürlich längst nicht jeden Job annehmen würde. Das würde ich wirklich nur machen, wenn ich mir sicher wäre, dass mir das einen Vorteil im Lebenslauf verschaffen würde und wenn mir die Arbeit an sich auch Spaß machen würde.
Was ist daran so ungewöhnlich? Vor dem Mindestlohn haben fertige Tiermediziner beispielsweise an der Uniklinik München für weniger als 400 Euro Vollzeit gearbeitet. Viele haben gerade einmal einen Zehner bekommen. Nein, nicht pro Stunde, Tag oder Woche, pro Monat!
Schließlich mussten sie dankbar sein, an so einer renommierten Einrichtung schuften zu dürfen. Diese Haltung ist in den Bereichen Wissenschaft und Forschung weit verbreitet. Akademiker sind auch nicht netter als Chefs in der freien Wirtschaft, häufig sind sie schlimmer.
Ich denke, dass das in einigen Studiengängen einfach gängige Praxis ist und es normal ist, dass man dann auch unbezahlt ein Praktikum macht. An sich sehe ich auch die Belastung und frage mich, wie man das schaffen kann, aber letztendlich geht das auch mal. Man kann so einen Stress schon eine Weile aushalten und für einen 450 € Job muss man ja auch nicht ewig arbeiten gehen, sondern nur immer mal und in der Regel ist es ja nicht so stark stressig. Ich würde durchaus auch ein unbezahltes Praktikum machen, wenn es meiner Karriere dienlich ist.
Ramones, wie kommst du auf ein Praktikum? In vielen Studiengängen ist es üblich, die nächsten 6, 7 oder 8 Jahre komplett ohne oder mit nur einer minimalen Bezahlung zu arbeiten. Tiermedizin ist nur ein Beispiel von vielen.
Da ist es beispielsweise üblich, dass du dich zum Fachtierarzt fortbildest und deshalb nur eine halbe Doktorandenstelle erhältst. Arbeiten musst du natürlich Vollzeit mit Überstunden, Veröffentlichungen werden erwartet. Zu dem Zeitpunkt hast du bereits promoviert und mehrere Jahre Berufserfahrung und dann kommen trotzdem 5 Jahre Hungerlohn. Wer den Diplomate haben möchte, der ist noch schlechter dran.
Ich verstehe nicht, warum einige User hier überhaupt auf ein Praktikum von 8 Wochen kommen? Ich meine ganz normale Arbeit, die sich teilweise über Jahre hinziehen kann, unabhängig davon, ob besagter Student gerade Semesterferien hat oder nicht. Meine Kommilitonin will das nämlich über Jahre hinweg bis zum nächsten Abschluss durchziehen und das finde ich persönlich schon heftig.
Olly173 hat geschrieben:.Meine Kommilitonin will das nämlich über Jahre hinweg bis zum nächsten Abschluss durchziehen und das finde ich persönlich schon heftig.
Du hast ja nicht erwähnt, dass sie die Stelle für die nächsten Jahre behalten möchte. Das finde ich nämlich schon wichtig zu wissen. Ich kann mir nämlich gar nicht vorstellen, für eine so lange Zeit ohne Bezahlung zu arbeiten. Für einige Wochen allerdings schon, wobei es aber immer darauf ankommt, wie viele Wochenstunden man hat.
Wenn deine Kommilitonin studiert und nebenbei noch einen Nebenjob hat, dann wird es sich ja sicherlich nicht um eine Vollzeitstelle handeln, sondern nur um wenige Stunden die Woche. Dass man das über Jahre ohne Bezahlung macht, finde ich völlig in Ordnung und nicht weiter schlimm.
Handelt es sich um eine Vollzeitstelle dann sieht das natürlich anders aus und da würde ich nur einige Monate ohne Bezahlung arbeiten. Vielleicht hättest du eben einfach dazu schreiben sollen, wie lange sie das durchziehen möchte und wie viele Wochenstunden sie hat. Immerhin würde ich das davon abhängig machen.
Prinzessin, und was tust du, wenn du in deinem Studiengang keine Wahl hast? Wenn deine gesamte Karriere davon abhängig ist, dass du das durchziehst und auch nach dem Studium noch weiter so durchhältst? Aufgeben oder Zähne zusammen beißen?
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