Als Rollstuhlfahrer dennoch große Schuhsammlung haben?
In meiner Parallelklasse hatte ich zu Schulzeiten eine Mitschülerin gehabt, welche dauerhaft an den Rollstuhl gefesselt war. Das hat sie aber nicht daran gehindert, sich dennoch sehr für Mode zu interessieren und sich auch regelmäßig neue Kleidung und Schuhe zu kaufen.
Das Mädchen hatte wohl mehr Schuhe, als so einige ihrer Klassenkameradinnen zusammen, auch wenn sie damit nicht gehen konnte. Sie mochte es aber, verschiedene Schuhe zu tragen und sie wollte, dass die Schuhe auch zu ihrer Kleidung passten.
Kennt ihr dauerhafte Rollstuhlfahrer, die ebenfalls eine sehr umfangreiche Schuhsammlung haben und die nicht darauf verzichten wollen, sich regelmäßig Schuhe zu kaufen? Oder haben die meisten Rollstuhlfahrer, die ihr kennt, eher wenige Paar Schuhe? Immerhin braucht man da ja nicht so oft Schuhe, wie wenn man gehen kann, da diese sich ja nicht so schnell abnutzen.
Was hat die mögliche Abnutzung mit der Anzahl der Schuhe im Schrank zu tun? Auch gehende Menschen können nur ein Paar Schuhe zur gleichen Zeit tragen. Mit je einem Paar für den Sommer und einem für des Winter kämen auch gehende Menschen aus.
So lange sind die Zeiten, in denen die meisten Menschen nur ein Paar Schuhe besessen haben, noch gar nicht vorbei. Viele verschiedene Schuhe für verschiedene Gelegenheiten sind eher eine Frage der Mode als der tatsächlichen Notwendigkeit. Bei Rollstuhlfahrern ist aber nur das Nervensystem verletzt, das modische Empfinden ist wie bei allen anderen auch mehr oder weniger ausgeprägt.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht so ganz den Zusammenhang. Warum sollten Rollstuhlfahrer denn nicht mehrere Schuhe haben? Wie du bereits erwähnt hast, erfüllt ein Schuh ja nicht nur einen praktischen Nutzen sondern eben auch einen modischen. Und warum sollte man auf Mode verzichten, nur weil man im Rollstuhl sitzt?
Eine ganz liebe Freundin von mir, die drei noch sehr junge Kinder hat, hatte komplett unerwartet mehrere heftige Hirnblutungen. Die Folgen sind fatal. Sie lag mehrere Monate lang im künstlichen Tiefschlaf, und kämpft auch jetzt noch zurück ins Leben. Sie ist zwar nicht mehr im künstlichen Tiefschlaf, aber sie muss sowohl geistig als auch körperlich noch sehr viel an sich arbeiten.
Wenn ich sie besuche, erschrecke ich manchmal auch wegen ihrer Kleidung, die sie nun trägt. Natürlich ist das auf den ersten Blick komplett nebensächlich, aber dennoch sind die Sachen, die sie derzeit trägt so ganz und gar nicht ihr ehemaliger Kleidungsstil. Und trotzdem hat sie mehrere Schuhe, auch wenn sie nicht gerade modisch sind. Trotzdem möchte man ja auch im Rollstuhl nicht täglich die gleichen Schuhe tragen und Abwechslung haben.
Ich verstehe auch nicht wirklich, was daran ungewöhnlich sein soll. Ich würde es eher seltsam finden, wenn jemand passende Schuhe zu jedem Outfit, aber gleichzeitig keine Füße und Beine hat. Das würde ich viel merkwürdiger finden und könnte das auch nicht wirklich nachvollziehen, weil jemand ohne Beine garantiert keine Schuhe braucht, nicht mal als Dekoration. Aber Rollstuhlfahrer haben doch Füße, vielleicht nicht alle, aber doch viele. Daher ist es doch ihr gutes Recht, sich trotzdem vernünftig anzuziehen, sodass sie sich wohl in ihrer Haut fühlen.
Also wenn ich im Rollstuhl sitzen würde käme ich auch nicht auf die Idee, nonstop weiße Tennissocken zu tragen, weil meine Füße ja eh nie den Boden berühren würden. Das sieht einfach komisch aus und fällt doch total auf. Man will sich ja trotz körperlicher Einschränkung so weit es geht normal fühlen, was ich auch sehr gut verstehen kann.
Ich kann nur wiederholen, was meine Vorredner geschrieben haben. Es besteht kein Zusammenhang. Ich habe auch locker an die 30 Paar Ohrringe, dabei erfüllen die ausschließlich dekorative Zwecke. Schuhe können halt sowohl dekorative als auch ganz praktische Zwecke haben. Bei High Heels überwiegen die dekorativen und von praktisch kann keine Rede sein.
Bei Rollstuhlfahrern fallen einige praktische Zwecke weg, aber Bequemlichkeit und Wärme sind auch bei ihnen relevant. Vielleicht wird ihnen sogar empfohlen, nicht jeden Tag den gleichen Schuh zu tragen, weil es sonst immer an den gleichen Stellen unbemerkt drückt. Das passiert ja nicht erst beim Laufen. Je nach Behinderung haben sie auch nicht mal ein Gefühl in den Füßen und fühlen den Druck gar nicht. Da könnte dann ein Mini-Dekubitus entstehen.
Ich finde es eher seltsam, wenn Menschen jeden Tag den gleichen Schuh tragen und ausschließlich auf die praktischen Aspekte achten. Praktisch ist schön und gut, aber immerhin muss man sich doch selber die Schuhe jeden Tag ansehen. Daher kann ich es eher nachvollziehen, wenn man da auch auf Schönheit und Abwechslung achtet.
Um ehrlich zu sein, finde ich die Frage wirklich bisschen bedenklich. Du hast wahrscheinlich nicht lange darüber nachgedacht und wolltest für die Punkte einen Beitrag eröffnen. Aber gerade von jemanden, der selber dutzende Paar Schuhe hat, wie du hier schon erzählt hast, und die sicherlich nicht alle notwendig sind, egal wie intensiv du deine Füße im Gegensatz zu einem Rollstuhlfahrer benutzt, mutet die Frage wirklich seltsam an.
Deine Schuhe dienen also alleine praktischen Zwecken? Du hast also genau ein Paar Winterstiefel in einer neutralen Farbe, das du dann den ganzen Winter über trägst? Du würdest dir nie ein zweites Paar Chucks in einer anderen Farbe kaufen wenn dein erstes Paar noch nicht auseinander fällt? Und "Sitzschuhe" fallen wohl ganz weg, schließlich kannst du damit keine Wanderungen machen.
Und Accessoires hast du wohl auch keine oder? Ein Armband oder eine Halskette erfüllt schließlich keinen praktischen Zweck sondern sieht nur nett aus und rundet das Outfit ab. Das kann man alles weg lassen.
Ich hoffe du hast einfach nur nicht groß nachgedacht während du diesen Beitrag verfasst hast und hast nicht etwa ein Menschenbild, das davon ausgeht, dass Menschen mit einer Behinderung nicht "normal" sind und deshalb nicht an den gleichen Dingen Spaß haben können, die "normale" Menschen wie du gerne machen.
Ich kenne auch eine Frau, die im Rollstuhl sitzt und viele Schuhe hat. Sie liebt ihre Schuhe und auch wenn sie nicht mehr damit laufen kann, ist das ja doch ein Accessoire, was zum Outfit passen muss und deswegen hat sie da auch eine Sammlung. Das finde ich auch nicht weiter schlimm, da man ja trotzdem auf die Schuhe schaut und es ja auch schnell langweilig wirkt, wenn man immer die selben Schuhe trägt, Einschränkungen hin oder her.
Und schon wieder wird einem vor Augen geführt, wieso Leute wie der Journalist Raul Krauthausen ständig darauf hinweisen müssen, dass Menschen mit Behinderungen weder Opfer noch Helden noch Exoten sind, sondern Leute wie du und ich, die die gleichen Wünsche, Hobbys und Rechte haben (sollten) wie wir alle.
Schuhwerk gehört in unserer Kultur zu einem vollständigen und gepflegten Outfit dazu, aber wenn jemand nicht gut zu Fuß ist, tun es auch die gammligen Schlappen? Diese Ansicht ist bestenfalls atemberaubend naiv, im schlimmsten Fall Diskriminierung in Reinkultur.
Ich kann kaum glauben, dass ich das erklären muss, aber viele Leute mit und ohne Behinderungen lieben schöne Schuhe oder Kleidung, oder pflegen ähnliche leicht frivole Hobbys. Genauso gut könnte man sich fragen, was beispielsweise eine blinde Frau mit einem bunten Kleid möchte. Schließlich könnte sie genauso gut einen schwarzen Jogginganzug tragen, weil sie ja sowieso nichts davon hat. Oder was hat ein gehörloser Musicalfan im Theater verloren?
Am Rande sei noch erwähnt, dass viele Leute, die einen Rollstuhl benutzen, den Ausdruck “an den Rollstuhl gefesselt“ als Zeichen von Ignoranz und Herablassung ansehen und nicht so gerne hören. Vielleicht lässt sich so der nächste Fettnapf vermeiden?
Ich weiß ja nicht, wo man in meinem Text eine Wertung erkennt. Meine subjektive Meinung kann man da doch gar nicht erkennen, der Text ist doch objektiv geschrieben. Ich hätte genauso gut sonst irgendwelche gewagten Behauptungen aufstellen können - solange meine eigene Meinung in dem Text nicht vertreten ist, kann man ja nicht darauf schließen, welche Meinung ich habe. Klar kann man versuchen, zwischen den Zeilen zu lesen, aber ob man auf diese Weise meine Meinung entschlüsseln kann?
Warum aber nicht Meinungen von anderen einholen, wenn sie einen interessiert? Immerhin kenne ich Leute, die es sicherlich unnötig fänden, dann viele Schuhe zu haben, da sie auch so schon mit einem einzigen Paar zurechtkommen, so dass sie da einfach kein Verständnis dafür hätten. Jeder hat ja eine andere Meinung.
Und nun zurück zum Thema: Natürlich verstehe ich es, wenn man als Rollstuhlfahrer viele Schuhe hat, warum denn auch nicht? Andere sammeln Briefmarken, ohne diese je für Briefe zu verwenden, was man ja auch als unnötig ansehen könnte. Als Rollstuhlfahrer kann man Schuhe ja trotzdem tragen und nicht nur anschauen, so dass nichts dagegen spricht, große Sammlungen zu haben.
Prinzessin_90 hat geschrieben:Ich weiß ja nicht, wo man in meinem Text eine Wertung erkennt.
Der Text an sich ist schon eine Wertung. Warum sollte man überhaupt darüber nachdenken, ob Rollstuhlfahrer große Schuhsammlungen haben sollten oder nicht? Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass es egal ist. Aber vielleicht gibt es hier ja schon einen Thread darüber, warum manche große Schuhsammlungen haben, obwohl man nur zwei Füße hat.
Du bist halt in ein Fettnäpfchen getreten. Aber das kann schon mal passieren. Mach dir keinen Kopf. Ich finde nicht, dass man aus deinem Text wirklich eine negative Wertung rauslesen kann. Nur Unüberlegtheit.
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