Als Rentner lieber ins Uni-Café als in die Stadt gehen?

vom 20.02.2015, 19:16 Uhr

Vor kurzem bin ich von der Uni mit dem Bus zum Bahnhof gefahren, wobei der Bus auch an einem Altenheim hielt. Dort stiegen zwei Leute im Rentenalter ein - ein Mann und eine Frau, vermutlich ein Paar, sowie wohl auch ein befreundeter Mann der beiden, der auch in ungefähr in dem Alter sein musste.

Vermutlich wollten die Personen zum Kaffee trinken raus gehen, wobei die Frau dann irgendwann während der Busfahrt ihren Mann fragte, in welches Café er denn gehen wollte. Er meinte daraufhin, dass er zur Uni gehen wolle, woraufhin die Frau versuchte, ihren Mann zu überreden, in ein Café in der Stadt zu gehen. Das lehnte der Mann jedoch lautstark ab, weshalb der andere Mann dann anbot, mit der Frau in die Stadt zu gehen. Das taten die beiden dann tatsächlich auch und die Frau ließ ihren Mann dann im Bus zurück, weil er eben auch alleine zur Uni fahren wollte.

Ehrlich gesagt konnte ich es genauso wenig wie die Frau verstehen, warum der alte Mann denn unbedingt in die Cafeteria der Uni wollte. Immerhin fuhr der Bus eben durch die Stadt, wobei die Uni die erste Haltestellte war, wo ich eingestiegen bin. Bis er wieder bei der Uni gewesen war, müsste es auch noch einmal fünfzehn Minuten gedauert haben, in der Stadt wäre man jedoch sofort gewesen. Von daher war das ein riesiger Umweg. Und die Uni liegt auch ziemlich abgeschieden und eher im Waldgebiet.

Abgesehen davon, sahen die Personen auch eher gebrechlich aus. Durch die ganze Uni zu laufen und dann zwei Stockwerke ohne Aufzug in die Cafeteria zu gehen, stelle ich mir nicht gerade angenehm vor. Außerdem war es auch schon nachmittags, wobei zu dieser Zeit auch nur noch wenig Gebäck übrig ist, da im Laufe des Tages dann auch nicht mehr richtig nachgefüllt wird. Auch ist es so, dass die Atmosphäre da besonders am Nachmittag nicht so toll ist, da recht viel Schmutz vom Mittag herumliegt und es wirkt auch alles nicht so einladend. Außerdem sind die Preise in der Cafeteria der Uni auch nicht wirklich niedriger, als die in anderen Cafés, so dass ich es gar nicht nachvollziehen konnte, warum der Mann nun unbedingt in die Cafeteria der Uni wollte und vor allem alleine.

Könnt ihr es nachvollziehen, weshalb man als Rentner lieber ins Uni-Café geht, anstatt in ein gemütliches Café in der Stadt? Seht ihr bei euch an der Uni öfters Rentner im Café sitzen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Vielen alten Menschen tun die jungen Menschen einfach gut. Vielleicht fehlt ihm im Alltag ein bisschen das wilde Leben und so schaut er dann eben, dass er es in diesem Café zumindest miterleben kann. Ansonsten wird es da vielleicht auch ein bisschen günstiger sein und im Alter hat man doch auch weniger Geld. Ansonsten kann ich auch nicht verstehen, was seine weiteren Gründe sein sollten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich denke es wird auch viel von der Gesellschaft abhängen. Denn junge Menschen sind eine Art "Jungbrunnen" für die älteren. Mein Vermieter beispielsweise ist schon weit über 70 Jahre alt, aber da seine drei Enkel bei ihm zu Hause wohnen seit seine Frau vor Jahren an Krebs gestorben ist, wirkt er mehrere Jahrzehnte jünger. Es tut ihm richtig gut, dass er sich mit so "jungem Gemüse" umgibt und das merkt man ihm auch an. Ich finde, dass man diesen Effekt nicht unterschätzen sollte.

Wenn man die ganze Zeit mit Jüngeren zu tun hat oder sich mit Jüngeren umgibt, dann vergisst man irgendwann wie alt man selbst ist. Vielleicht vergisst der Mann ja auch eventuelle Schmerzen in den Gelenken und andere Beschwerden, die das Alter so mit sich bringen. Ich finde da nichts verkehrtes dran.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das kann ganz banale Gründe haben. Möglicherweise war bei dem älteren Herrn die Blasenfunktion altersbedingt etwas eingeschränkt und er wollte nach dem Aussteigen schnell hinter einem Baum verschwinden? Ich kenne mehrere ältere Leute, die mit Inkontinenz zu kämpfen haben oder hatten. Und wenn das so wäre hätte ich auch verstanden, wenn er das im Bus nicht breit treten will. Oder dass er lieber weiter läuft, als mit nasser Hose in Cafe zu gehen. Das wäre würdelos.

Zum Anderen kann es doch sein, dass der eine Mann früher selbst mal studiert hat. Auch wenn man körperlich vielleicht nicht mehr so fit ist, ist mancher Senior geistig noch weit fitter, als mancher Junger. Und vielleicht wollte er ja nach dem Kaffee einfach noch gerne in die Unibibliothek und ein wenig lesen? Das könnte ich gut nachvollziehen.

Denn nicht immer befriedigt die örtliche öffentliche Bibliothek alle Interessen so gut wie eine Unibibliothek, das liegt ja auch in der Natur der Sache. Und vielleicht mag der Herr ja gar keinen Kuchen oder hat sogar Diabetes und dann ist es ihm herzlich egal, wie die Cafeteria aussieht?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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