Als Reinigungskraft über zusätzliche Arbeit beklagen?
Wir hatten vor einigen Wochen den Fall, dass die Putzfrau sich lauthals bei mir beschwert hat, weil sie irgendwelchen zusätzlichen Dreck im Büro gefunden hätte. Sie würde nicht dafür bezahlt die Schränke auszuwischen und da zu putzen, wenn es da dreckig wäre. Sie war ziemlich aufgebracht und kaum zu beruhigen.
Das habe ich dann hinterher auch den Kollegen erzählt, wobei die nur irritiert meinten, dass eine Putzfrau doch genau für das Putzen bezahlt würde und man konnte die Kritik und Beschwerde nicht wirklich nachvollziehen. Könnt ihr verstehen, dass sich eine Reinigungskraft beschwert, wenn sie Sachen reinigen muss? Hättet ihr da vielleicht genauso gehandelt?
Es ist erstaunlich, wie tumb viele Menschen offenbar durch ihr Leben trampeln. Was ist daran bitte so unverständlich, dass ein Mitarbeiter einen bestimmten Aufgabenbereich hat und es nicht lustig findet, einfach mal zusätzliche Aufgaben zu übernehmen? Und oh Wunder, das gilt auch für Reinigungspersonal.
Wer sich darüber wundert, dass auch Reinigungskräfte es nicht schätzen, mehr Dreck wegzumachen als unbedingt nötig, schmeißt bestimmt seinen Müll auch auf die Straße, damit den wackeren städtischen Angestellten in Orange nicht die Arbeit ausgeht. Schließlich werden diese ja auch dafür bezahlt.
Bei unserer Putzkolonne ist vertraglich genau festgelegt, was in ihren Aufgabenbereich fällt und was nicht. Schränke und Regale ausräumen und auswischen fällt beispielsweise explizit nicht darunter, und ich verstehe auch vollkommen, dass die Damen das dann auch nicht machen. Wenn nämlich doch mal etwas weggeschmissen oder beim Feudeln beschädigt wird, haben diese dann nämlich den Ärger, wenn es heißt: Wieso fummeln sie auch da herum, wo sie gar nicht zuständig sind? Egal, ob es dort dreckig ist oder nicht.
Und selbst wenn man explizit angewiesen und dafür bezahlt wird, dieses oder jenes zu reinigen, ist es doch klar, dass sich die Begeisterung in Grenzen hält, wenn man nicht nur den normalen Grundschmutz beseitigen , sondern offensichtlich hinter Saubären (wie der Bayer sagt) herräumen muss, bei denen offensichtlich immer noch Mutti das Kinderzimmer aufräumt.
Das erinnert mich an die Putzfrauen an unserer Schule. Einige Schüler haben ein Argument mit dem Lehrer gehabt, weil sie ihre Papierknäuel nicht wegräumen wollten. Auch leere Trinkpäckchen oder Pfandflaschen blieben auf dem Boden, weil es "dafür doch eine Putzfrau gibt". Es folgte ein lehrreiches Gespräch darüber, was eine Putzfrau denn überhaupt macht und das man Menschen nicht noch mehr Arbeit aufbrummen muss.
Einmal hat sich die Putzfrau sogar geweigert unseren Klassenraum aufzuräumen, was ich auch richtig gut fand. Das mussten die Schüler dann zum Glück selbst in die Hand nehmen und jeder stand dahinter. Ich kann einfach nur den Kopf schütteln, wenn ich sehe, wie manche Menschen mit Putzfrauen umgehen. Ich finde das einfach nicht gerecht, sondern ignorant und egoistisch. Keinem fällt der Arm ab, wenn man mal etwas selbst zur Seite räumt.
Nur weil man eine Putzfrau hat muss man ja auch nicht alles völlig dreckig hinterlassen. Wenn dann der zusätzliche Dreck beseitigt werden muss, kann ich es schon nachvollziehen, dass man sich da beschwert. Immerhin hat man als Putzfrau auch Vorgaben und diese kann man dann nicht mehr erfüllen, wenn man immer mehr Arbeit in der selben Zeit erledigen muss. Es ist natürlich denkbar blöd das Ganze vor einem Kunden anzusprechen, aber den Frust darüber kann ich schon etwas verstehen.
Natürlich ist auch eine Reinigungskraft kein Freiwild für andere, vermeintlich höher gestellte Angestellte eines Unternehmens. Aber was ich an dieser Ausgangskonstellation nicht verstehe, ist die Tatsache, dass sie es nicht einfach gelassen hat, Dreck wegzumachen, der nicht in ihren Aufgabenbereich fällt, wie sie selber anmerkte. Sie wird sich dazu genötigt gesehen haben, weil es in ihren Augen eben zu dreckig war und sich hinterher geärgert haben, es gemacht zu haben.
Eigentlich wäre es ganz einfach. Sie macht das, wofür sie bezahlt wird und unterlässt es, wie es ihr Arbeitsvertrag auch vorsieht, die Schränke und Schreibtische der Angestellten sauberzumachen. Macht sie es doch, darf sie sich auch nicht beschweren. Ich kenne es aus verschiedenen Firmen so, dass die Reinigungskräfte nur für die Mülleimer und Fußböden der Büros zuständig sind und an Rechnern, Schreibtischen und Schränken nichts zu suchen haben.
Eine Beschwerde wäre in meinen Augen nur angebracht, wenn es in ihrem Aufgabenbereich zu größeren Verunreinigungen gekommen wäre. Wenn also jemand einfach den Müll um den Eimer verstreut hätte oder die Toiletten aussähen wie Sau. Alles leider auch tatsächlich schon so gesehen, sowas geht natürlich gar nicht.
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