Als Promi öffentlich über unerfüllten Kinderwunsch reden?
Ich habe neulich beim Umschalten einen kurzen Beitrag beziehungsweise ein Interview mit Melanie Müller gesehen. Diese sprach darüber, dass sie nun schon seit vielen Jahren versucht ein Kind zu bekommen und das es einfach nicht klappen mag. Sie erwähnte dann auch, dass sie bisher nicht öffentlich darüber reden wollte, weil der Druck so schon sehr hoch war.
Nun frage ich mich aber, warum man das überhaupt mit der Presse besprechen muss. Gerade wenn es schon so lange nicht klappt belastet das doch sehr. Ich sehe das bei einem befreundeten Paar, die damit ganz schön zu knabbern haben und kann es mir gar nicht vorstellen wie das ist, wenn dann noch die ganze Presse mitredet. Würdet ihr als Promi mit so einem Thema an die Öffentlichkeit gehen? Findet ihr das Ganze gut oder nicht gut?
Die Presse redet doch eh darüber. Wenn man länger zusammen ist, kommt automatisch die Frage nach Kindern auf. Wer weiß, wie oft sie in Interviews danach gefragt wurde und sich Ausreden einfallen lassen musste. Und dann wird in der Presse spekuliert, ob die beiden vielleicht nicht glücklich sind oder ihre Beziehung nur PR ist oder ähnliches.
Da würde ich auch lieber mit der Wahrheit rausrücken. Die Wahrheit ist besser als alle Mutmaßungen und Spekulationen. Außerdem hilft sie so vielleicht noch anderen jungen Paaren, die vergeblich auf Nachwuchs hoffen. Andere Promis gehen aus diesem Grund mit allen möglichen Krankheiten an die Öffentlichkeit. Da sehe ich keinen Unterschied.
Ich denke auch, dass das Thema wahrscheinlich sowieso schon öfter angesprochen wurde. Wenn Prominente für einen längeren Zeitraum zusammen sind und es noch keine Kinder gab, dann wird meist schon darüber spekuliert. Meist wird dann auch direkt in Interviews gefragt, was viele natürlich unter Druck setzt. Irgendwann gibt man diesem Druck nach, weil man sich keine Ausreden und Lügen mehr einfallen lassen möchte und erzählt dann halt die Wahrheit.
Ich persönlich finde es jetzt auch nicht so dramatisch. Es hat jeder andere Themen, die er in der Öffentlichkeit bespricht oder eben nicht. Ich finde es teilweise viel schlimmer, was andere Prominente so von sich geben. Da finde ich, dass ein unerfüllter Kinderwunsch nun wirklich nichts tragisches ist - vor allem, weil viele normale Frauen ja auch mit diesem Problem zu kämpfen haben und sich dann vielleicht verstanden fühlen.
Ich denke, dass manche Promis mit solchen Dingen doch irgendwann an die Öffentlichkeit gehen, weil sie sich einfach wieder mal interessant machen wollen. Ich denke, dass bei den wenigsten auch dahinter steckt, dass sie eben der Welt zeigen möchten, dass auch Promis normale Probleme haben wie jeder andere auch.
Es wurde ja auch schon länger spekuliert, da ist es sicherlich nicht weiter verwunderlich, dass Melanie Müller damit dann doch an die Öffentlichkeit gegangen ist. Sie scheint ja sowie so ein sehr offener Mensch zu sein, der eigentlich kein Thema hat, über das er nicht spricht.
Ich sehe es auch als Teil des Jobs an, dass man private Dinge mit der Presse teilt, wenn man sein Geld als "Promi" verdient. So wie andere Leute in Büros, Lagerhallen, Werkstätten oder Fahrerkabinen ihr Geld verdienen, ist bei Promis der Deal, dass sie den Medien dabei helfen, die Lücken zwischen den Werbeblöcken oder den Anzeigen in den Frauenzeitschriften zu schließen.
Und dazu gehört eben, dass man über sein intimstes Privatleben spricht, weil die Fans oder auch Hasser diese Themen gierig aufsaugen, während es nur bedingt interessant ist, ob etwa ein Schauspieler bei einem interessanten Projekt mitgemacht hat oder sonst irgendeine tatsächliche Leistung vollbracht hat.
Man braucht sich hier nur beispielsweise Sir Ian McKellen anzuschauen: Der Mann ist eine Legende als Schauspieler, wird aber in Interviews eigentlich immer nur auf seine Homosexualität angesprochen. Der eigentliche Grund für seine Bekanntheit interessiert lange nicht so sehr wie die Frage, wie der gute Mann sein Intimleben gestaltet, wovon er natürlich selber nicht sehr begeistert ist, weil er lieber über seine Projekte erzählen würde.
Dazu kommt noch, dass die allermeisten Promis eben objektiv gesehen gar nichts auf der Pfanne haben außer vielleicht einem lustigen Akzent, einem Ausflug ins Porno-Business oder Sohn/Tochter von irgendwem sind, der irgendwann in den Sechzigern im Porno-Business tätig war. Dann muss man, um seinen Lebensunterhalt zu sichern, eben schon tief ins Nähkästchen greifen und hoch intime und schmerzhafte Details ausbreiten, die bevorzugt mit Sex im weitesten Sinne zu tun haben. Egal, ob sie der Wahrheit entsprechen oder nicht.
Gerbera hat geschrieben:Ich sehe es auch als Teil des Jobs an, dass man private Dinge mit der Presse teilt, wenn man sein Geld als "Promi" verdient.
Das sehe ich genauso. Irgendwie muss man ja im Gespräch bleiben und so oft es geht Schlagzeilen produzieren, sonst gerät man in Vergessenheit und die Fans wollen nichts mehr von einem wissen. Man weiß ja auch gar nicht, ob das den Tatsachen entspricht, was die Frau Müller da von sich gibt. Als Außenstehender kann man eh nicht nachvollziehen, was wahr ist und was gelogen. Das wissen nur die Betroffenen selbst und es kann genauso gut sein, dass man provokante Lügen erzählt, Hauptsache man landet in den Schlagzeilen.
Ich würde über einen unerfüllten Kinderwunsch in der Öffentlichkeit nur dann reden, wenn ich mit dem Thema abgeschlossen habe und es für mich akzeptieren kann, dass ich eben keine Kinder bekommen kann/konnte. Wäre ich jedoch noch in einer Phase der Hoffnung dann könnte ich darüber nicht reden.
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