Als Pflegefamilie statt Pflegekind Senioren aufnehmen?
Es gibt schon seit langem Pflegefamilien, die sich dafür entscheiden, fremde Kinder aufzunehmen und zu pflegen und sich um sie zu kümmern. Ich habe gelesen, dass es inzwischen sogar Modellversuche mit Pflegefamilien gibt, die statt eines Pflegekindes einen Senioren bei sich aufnehmen. Leider stand nicht dabei, wo diese Modellversuche praktiziert werden und in welcher Größenordnung.
Ich finde das Konzept klingt schon interessant. Das würde hoffentlich helfen, dass Senioren nicht vereinsamen, Kontakt zu jungen Menschen im Alltag bekommen und dabei noch lange geistig aktiv bleiben und vielleicht sogar richtig aufblühen. Was haltet ihr von diesem Konzept? Könntet ihr euch vorstellen, statt einem Pflegekind einen Senioren aufzunehmen? Wird das Modell irgendwann Schule machen oder seht ihr das eher skeptisch und es wird sich nicht durchsetzen?
Ich kann es mir weder vorstellen ein Pflegekind aufzunehmen noch einen Pflegesenioren. Es passt einfach nicht mit meinem Leben zusammen und würde auch voraussetzen, dass ich deutlich häufiger Zuhause anwesend bin ggf. sogar dauerhaft zu Hause sein müsste und nicht mal mehr auf Arbeit gehen kann. Das ist für mich zum einen nicht vorstellbar und nachdem ich der Alleinverdiener des Haushaltes bin, würde ich ansonsten auch nur von staatlichen Mitteln leben und darauf habe ich ehrlich gesagt keine Lust.
Noch dazu habe ich nun wirklich nicht die Muße am Ende einen fremden Menschen mit zu versorgen und zu umsorgen. Schon Angehörige da mache ich einen gewaltigen Unterschied je nach der Art her, so könnten meine eigenen Eltern bleiben wo der Pfeffer wächst, aber bei meiner Ex Schwiegermutter könnte ich mir das durchaus schon eher vorstellen, dass ich diese hinterher im Alter auch unterstütze. Bei einer Vollpflege oder einer Vollbetreuung wäre aber auch hier Schluss und es müsste eine andere Lösung her, da ich mich nicht als die pflegende Person sehe die das mit Leib und Seele macht nur wegen einem Verwandtschaftsgrad.
Ich finde die Idee an sich nicht verkehrt, aber selber könnte ich es mir auch nicht vorstellen, einen Senioren bei mir aufzunehmen. Schon bei einem Pflegekind könnte ich es mir nur schwer vorstellen, aber bei einem Senioren stelle ich es mir noch schwieriger und stressiger vor. Bei Kindern sieht man immer mehr, was sie lernen und können und das ist bei Senioren dann vielleicht genau anders herum.
Das stelle ich mir richtig schlimm vor und das möchte ich einfach auch nicht. Vor allem ist es dann auch die Frage, was das für Senioren sind und ob es da noch Angehörige gibt. Wenn das nicht so ist, dann müsste ich das später noch entscheiden, ob der Mensch bei mir bleibt oder ins Heim muss oder so etwas in der Art. Sicher muss das alles nicht so negativ sein und es kann auch toll werden, aber für mich kann ich es mir dennoch nicht vorstellen.
Ich kann mir auch beides für mich nicht vorstellen. Ich bin einfach ein zu kalter und un-mütterlicher Mensch, als dass jemand wirklich etwas davon haben könnte, dass ich mich um die Person kümmere. Enge Verwandte, die ich mein (oder ihr) Leben lang kenne sowie charakterlich gefestigte, erwachsene Freunde bilden hier natürlich Ausnahmen - ein völlig hoffnungsloser Fall bin ich nicht!
Aber Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen nicht bei ihrer Ursprungsfamilie bleiben können, und die oft nur vorübergehend meiner Obhut anvertraut werden, haben schließlich ganz andere Bedürfnisse und berechtigte Ansprüche, die ich leider nicht erfüllen kann. Und je nach körperlicher und geistiger Fitness sind ja auch alte Leute verletzlich und brauchen besondere Fürsorge. Sonst bräuchten sie ja keine Pflegefamilie, sondern würden in Thailand für den Marathon trainieren. Solche "Senioren" gibt es ja schließlich auch.
Und bei Pflegekindern ist ja die Entwicklung im Idealfall eine ganz andere, sprich, man kann ihnen theoretisch beim Lernen und Wachsen zusehen und sie begleiten, während es bei alten Leuten logischerweise in die Gegenrichtung geht. Und wenn ich schon jemanden pflege und betreue, würde ich die Person lieber gut ausgebildet und sozial angepasst ins Erwachsenenleben starten sehen, weil dies einfach befriedigender ist, als sie zu beerdigen. Dass mir jemand ans Herz wachsen würde, für den ich aus welchen Gründen auch immer zuständig bin, steht nämlich wiederum bei mir auch außer Frage.
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