Als Patentante die richtige Tante wählen?

vom 04.06.2024, 16:17 Uhr

Bei uns ist es nicht üblich, sich taufen zu lassen, also hat man hierzulande keinen klassischen Paten. Dennoch ist es üblich, jemanden zu fragen, ob er die Patenschaft übernimmt. Ich bin zum Beispiel Patentante einer meiner Cousinen. Mein Mann hat einen Patenonkel, der auch die Patenschaft für meine Kinder übernommen hat.

Tatsächlich hätte ich mich gefreut, Patentante meiner Nichte oder meines Neffen zu werden, allerdings wurde mir dann gesagt, dass das nicht geht, weil ich ja tatsächlich die Tante sei. Nun hatte ich ein niedliches Gespräch mit meiner Schwester, welche gern Patentante eines meiner Kinder werden würde und ich solle die Patenschaft ihres Kindes übernehmen. Anders als der Patenonkel möchte sie sich auch "nur " auf ein Kind fokussieren was ich prinzipiell in Ordnung finde.

Sprich: sollte etwas sein, kümmert man sich entsprechend auch um dieses Kind, beziehungsweise natürlich schon dann, wenn die Eltern sich noch bester Gesundheit erfreuen. Aber eben auch dann, wenn dies nicht der Fall ist.

Was sagt ihr, kann die Patenschaft auch eine tatsächliche Tante - oder eben ein Onkel- übernehmen oder muss es quasi jemand sein, der "blutsfremd" ist? Einer Freundin würde ich das gar nicht zumuten und ich persönlich finde es gar nicht verkehrt, wenn das in der Familie bleibt.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Bei uns in der Gegend wird noch getauft, und so weit ich weiß, ist es nichts Ungewöhnliches, wenn die "blutsverwandte" Tante auch die Patenschaft übernimmt. Ich selber bin auch die Patentante einer meiner beiden Nichten, weil der religiöse Aspekt noch nicht vollends von Geschenken und Geld überschrieben wurde (da wäre ich als "arme Verwandtschaft" sofort durchs Raster gefallen) und ich zumindest auf dem Papier noch katholisch bin.

Patenschaft hat bekanntlich unterschiedliche Aspekte: Für die religiöse Erziehung und Begleitung im Glaubensleben, wie bei den Katholiken vorgesehen sind natürlich religiös Affiliierte denjenigen vorzuziehen, die maximal an Weihnachten falsch im Hintergrund mitsingen.

Dann gibt es den Geld- und Geschenke-Aspekt. Eine Freundin von mir wurde ganz offen deswegen als Patentante angefragt, weil sie im Verwandten- und Bekanntenkreis am meisten Kohle locker sitzen hatte. Sie hat übrigens abgelehnt. Ich selber käme mir auch schäbig vor, eine meiner Nichten in dieser Hinsicht bevorzugt zu behandeln und die andere traurig zuschauen zu lassen, weil ich eben nicht die Patentante bin.

Und, was ich persönlich nicht so kenne: Falls den Eltern etwas zustößt, sind die Patentanten und -onkel automatisch in der Pflicht. In meinem Umfeld ist Patenschaft eher etwas Spirituelles und für den "Fall der Fälle" existieren separate Regelungen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich verstehe nicht recht, um welche Aspekte es euch geht. Patenämter haben die Gerbera schrieb, den Aspekt, die Kinder auf ihrem Glaubensweg zu begleiten. Dass das oft anders gehandhabt wird, ist leider eine Entwicklung, die immer mehr zunimmt.

Etwas anderes ist die Frage, wo Kinder (vorrübergehend) leben, wenn beide Elternteile ausfallen, sei es durch persönliche Schwierigkeiten, längere Krankheit oder gar als Waisenkinder bei Tod der Eltern. Dies ist etwas, was rechtlich geklärt wird, bzw. kann man seinen Wunsch natürlich vorher festlegen. Dennoch würde im Zweifel niemand gezwungen werden dauerhaft ein traumatisiertes Kind aufzunehmen. Im Fall der Fälle würde geprüft werden, was der Wunsch der Familie ist, ob diese Person geeignet ist und es möglich ist. Ob man Patentante ist oder nicht, ist dabei unerheblich. Früher war es so, dass sofern nichts festgelegt war und es keine anderen Angehörigen gab, bei den Paten nachgefragt wurden, bzw. diese sich sowieso selbst gemeldet haben, wenn sie vom Tod der Eltern erfuhren.

Für die Übernahme des Sorgerechtes, eventuell weitergehend sogar eine Adoption ist es wichtig, dass Kind und Vormund eine gute Bindung zueinander haben. Dafür braucht es allerdings kein Amt und ob man verwandt ist, in Nachbarschaft lebt oder es sich um eine andere Vertrauensperson des Kindes handelt, ist unerheblich.

Große finanzielle Mittel sind prinzipiell nicht nötig. Sofern das Kind im Ernstfall bei dir einziehen soll, braucht es natürlich eine altersgemäße Ausstattung und entsprechend ausreichend Platz. Doch da Elternschaft auch mit Bürgergeld möglich ist, wird keineswegs erwartet, dass Waisenkinder einen Palast beziehen. Logischerweise sollte natürlich auch keine Räumungsklage wegen Mietschulden vorliegen.

Deine Neffen/Nichten sind doch die Kinder deiner Geschwister. Insofern verstehe ich nicht, dass du dich gefreut hättest, Patentante zu werden, wenn du nun gefragt wurdest. Auch die Niedlichkeit dabei ist mir nicht klar. Oder meintest du, dass deine Schwester es erst nicht wollte und sich nun umentschieden hat? Oder ging es um andere Neffen und Nichten? Und wer hat dir gesagt, dass das nicht möglich ist? Und mit welcher Begründung?

Für die Pflegschaft eines Kindes darf man wie schon erwähnt durchaus verwandt sein. Und für alles andere sowieso. Du darfst natürlich, sofern die Eltern keine Einwände haben, Zeit mit dem Kind verbringen, ihm etwas schenken, deinen Glauben oder deine Weltanschauung mit dem Kind teilen, mit ihm verreisen oder anderes. Das geht selbstverständlich auch in mehreren Funktionen. Also auch wenn du die verwandtschaftliche Tante, die Patentante, zusätzlich noch die Nachbarin und Leiterin vom Kindertreff im Dorf bist. Bei Geschenken wird doch nicht gesagt "Das schenke ich dir als Freundin, und das ist mein Geschenk von mir als Nachbarin und das dritte Geschenk bekommst du, weil du meine Nichte bist."

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» Trisa » Beiträge: 3274 » Talkpoints: 22,12 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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