Als Opfer Anwalt nehmen damit man Akteneinsicht bekommt

vom 16.01.2016, 15:43 Uhr

A ist einer sexuellen Nötigung zum Opfer geworden. Sie hat eine Anzeige erstattet. Der Polizist meinte, dass sie sich einen Anwalt nehmen sollte, damit sie Akteneinsicht bekommen kann.

Ist das richtig, dass nur Anwälte Akteneinsicht bekommen und Opfer, die sich keinen Anwalt leisten können dann im dunklen stehen gelassen werden? Warum muss man sich wegen der Akteneinsicht einen Anwalt nehmen und bekommt nicht auch so Bescheid, wenn es in dem Fall irgendwas neues ergibt?

Benutzeravatar

» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Mit der Akteneinsicht in einem Strafverfahren verhält es sich nicht so ganz einfach. Bis vor einigen Jahren war es noch vollkommen unmöglich, als Opfer einer Straftat ohne Zuhilfenahme eines Rechtsanwalts Einsicht in die Akten zu bekommen. Heute ist das teilweise dann möglich, wenn das Opfer ein entsprechendes Interesse und eine Notwendigkeit einer solchen Akteneinsicht geltend machen kann. Wie du siehst ist das sehr schwammig und wurde wohl auch nicht ohne Grund so schwammig gehalten.

Allerdings muss man dabei auch beachten, dass man keine vollständige Akteneinsicht ohne einen Rechtsanwalt bekommt. Gewährt wird dem Opfer dann nur eine Abschrift der Akten, die in ihrem Umfang jedoch stark eingeschränkt ist. Insofern darf bezweifelt werden, ob eine solchen Einsichtnahme überhaupt irgendetwas bringen würde. Zudem muss man sich in vielen Fällen ohnehin fragen, was dem Opfer eine solchen Einsichtnahme bringt, beziehungsweise ob sie überhaupt von Vorteil ist.

Und natürlich wird das Opfer auch von der Polizei, beziehungsweise dem zuständigen Amtsgericht, darüber informiert, wenn es Neues gibt. Das bedeutet logischerweise nicht, dass dem Opfer alle Ermittlungsschritte und -ergebnisse vorgelegt werden. Gemeint sind damit eher Vorladungen zu Gerichtsterminen, Zeugenaussagen und dergleichen. Ohnehin ist es aber empfehlenswert, sich als Opfer immer auch einen Anwalt zu besorgen. Es gibt ja auch spezielle Förderungsmöglichkeiten für Leute, die sich einen Anwalt eigentlich nicht leisten könnten. Darüber informiert beispielsweise auch das zuständige Amtsgericht und kann ein Anwalt in einer (kostenlosen) Erstberatung Auskunft geben.

Benutzeravatar

» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^