Als Medizinstudent an sich selbst und anderen üben?
Bei einer Fernsehserie üben die angehenden Mediziner eines Krankenhauses an sich selbst und an den anderen Studenten. Es ging nun sogar soweit, dass sich eine der Studentinnen absichtlich geschnitten hat, damit ein anderer sie dann nähen konnte. Zuvor haben sie gegenseitig Zugänge legen geübt, was ja noch recht harmlos ist.
Allerdings finde ich, dass es schon eindeutig zu weit geht, wenn sich jemand selbst verletzt, damit jemand nähen üben kann. Normal kenne ich es so, dass angehende Mediziner dafür Stücke von Schweinehaut und ähnliches nehmen oder eben auch später bei Patienten üben dürfen, wenn diese ihre Zustimmung gegeben haben.
Gibt es das wirklich, dass Medizinstudenten und andere an sich selbst oder gegenseitig verschiedenes üben? Meint ihr nicht, dass es zu weit führt, wenn man sich dafür selbst verletzt? Ist das nur so für die Serie überzogen oder gibt es solche Fälle wirklich?
Na ja, es ist eine Fernsehserie, was erwartest du. Das wäre ja so als würde man alles glauben was jeden Tag bei GZSZ läuft. Ich denke schon das wenn man sich verletzt, Medizinstudenten sich die Wunden mal näher und anders angucken als wir normalen Menschen es machen würden. Aber auch ein verletzter Medizinstudent wird bei einer Schnittverletzung zum Arzt gehen und das nicht zu Hause nähen und versorgen.
Schließlich lernt er ja nicht nur wie man die Wunde versorgt, sondern auch das man das Ganze unter sterilen Bedingungen machen sollte. Also warum sollte er sich dann zu Hause nähen, nur um es zu lernen. Das machen sie früh genug an echten Menschen und wie du schon sagtest an Schweinehaut oder Sonstigem.
Warum sollte man das Nähen am lebenden Objekt üben? Das Durchstechen der Haut ist kein Hexenwerk und mit Hautnähten fängt man an. Der schwierige Teil zu Beginn ist das Führen der Nadel mit dem Nadelhalter und dann die Knoten hinzubekommen. Aber das kann man an speziellen Nahtkissen üben. Das sticht sich ziemlich genau wie Haut und Gewebe. Eine Banane tut es auch, man muss nicht das Eisbein oder gar den Kommilitonen nähen.
Ich glaube, dass da in der Serie etwas übertrieben wurde. Zumindest habe ich es noch nie mitbekommen, dass sich Medizinstudenten selbst oder gegenseitig ernsthafte Verletzungen zugefügt haben, um ihr Wissen und ihre Fähigkeiten auf die Probe zu stellen. Dass man sich mal gegenseitig untersucht, die Lunge und das Herz abhört, verschiedene Muskel- und Gelenkfunktionen prüft oder auch mal eine Krankheit simuliert, die der andere dann diagnostizieren muss, das kommt natürlich vor.
Medizin ist eben ein praktisches Fach, und das lernt man nur, indem man die Skills auch an Testobjekten und -personen anwendet. Aber ich kenne es zumindest nur in einem harmlosen und unbedenklichen Rahmen. Das "extremste" was ich da bisher erlebt habe, war das Setzen eines Schmerzreizes durch Druck auf den Nagelfalz oder Drehen einer Hautfalte. Daran ist aber noch niemand gestorben, und es besteht dabei auch eigentlich keine Blutungs- oder Infektionsgefahr.
Spritzen setzen und Zugänge legen bei Kommilitonen scheint normal zu sein, das habe ich schon oft gehört. Auch solche Sachen wie Blutdruck messen oder Ultraschall wird man erst mal an sich selber üben bevor man auf Patienten los gelassen wird.
Aber Nähte übt man natürlich nicht indem man sich selber verletzt. Ich habe schon öfters von Übungen an Bananenschalen erzählt bekommen und ja, das ist Plural. Man lernt das nämlich anscheinend nicht mal schnell in fünf Minuten. In deinem Fall würde das dann dazu führen, dass sämtliche Studenten die Uni mit Narben verlassen.
Ich halte es offen gesagt für ziemlich dumm und bescheuert, wenn man wirklich alles glaubt, was man so im Fernsehen aufgabelt. Wenn ich mir die Beiträge einzelner User in der Summe so durchlese, dann kommt mir schon der Verdacht auf, dass manche in dieser Hinsicht dümmer sind als andere, wofür mir jedes Verständnis fehlt.
Medizinstudenten haben genug Gelegenheiten, zu üben, was sie so im Studium lernen. Das Impfen und Blutabnehmen wird zum Beispiel an künstlichen Attrappen beigebracht. Ich hatte als Werkstudentin damals die Aufgabe, diese Attrappen aufzubauen, daher weiß ich auch, wie die aussehen und wie die aufgebaut sind. Es wird sogar Kunstblut gemischt und in einer Art Kreislauf in die Attrappe eingefügt, sodass die Blutabnahme "echt" aussieht. Dabei werden die Medizinstudenten dann überwacht von einem Dozenten.
Auch habe ich mehrere Medizinstudenten im Bekanntenkreis. Ich weiß, dass sehr viele Medizinstudenten nebenher arbeiten. Beispielsweise im Blutspendezentrum oder in Kliniken an sich. Eine Bekannte von mir arbeitet zum Beispiel in einer Klinik als Werkstudentin, wo sie dann kleine Tätigkeiten übernehmen darf. Nicht zu vergessen die Famulaturen, die in Lehrpraxen stattfinden und wo man dann irgendwann selbst an das lebende Objekt (an den Patienten) randarf, wenn auch erst unter Aufsicht und nachdem man X Mal zugeschaut hat.
Daher halte ich es für unwahrscheinlich, dass Studenten sich gegenseitig verstümmeln, damit man was zum desinfizieren und nähen hat. Dafür hat man als Medizinstudent genug Gelegenheiten, spätestens als Werkstudent (mit dem richtigen Job) oder in den Famulaturen. Das praktische Jahr ist ja auch noch da. Daher sollte man nicht jeden Mist glauben, der im Fernsehen bewusst überspitzt wird, damit es nicht langweilig für die Zuschauer wird. Die meisten Arztserien sind sowieso total unrealistisch und haben mit der Wirklichkeit nichts zu tun.
Ich habe eine Bekannte von mir, eine Hausärztin, mal gefragt, welche Arztserien ihrer Meinung nach am realistischsten sind. Da fiel ihr nur "Emergency Room" ein. Alle anderen Serien wären ihrer Meinung nach phantasievoller Schwachsinn und sonst nichts. Ich vermute, dass du diese Szene aus einer anderen Serie aufgegabelt hast.
Täubchen hat geschrieben:Ich halte es offen gesagt für ziemlich dumm und bescheuert, wenn man wirklich alles glaubt, was man so im Fernsehen aufgabelt. Wenn ich mir die Beiträge einzelner User in der Summe so durchlese, dann kommt mir schon der Verdacht auf, dass manche in dieser Hinsicht dümmer sind als andere, wofür mir jedes Verständnis fehlt.
Und wo ist da bitte der Respekt? Du schreibst davon, dass du mehrere Bekannte hast im Umkreis mit Medizin Studium und du die netten Püppchen befüllt und aufgestellt hast. Gratuliere! Und alleine davon schließt du auf jede Universitätsklinik die auch ausbildet?
Dann lass dir mal eines gesagt sein, dass das nicht so der Fall ist. Medizin Studenten dürfen nicht überall arbeiten, manche Kliniken lassen diese nicht mal Zugänge stechen. Die Püppis und Stecharme sind so armseelig, dass dort ein blinder Laien jederzeit Trifft und mit der Realität auch wenig gemeinsam hat. Die Löcher von den vorherigen Versuchen sind immer da, da brauchst du nicht mal mehr stauen damit man etwas trifft. Regensburg ist ganz vorne mit dabei, wo Studenten nur gucken dürfen aber nichts machen und nichts anfassen. Da wird auch keiner eingestellt der dort "üben" kann, da z.B. Blutspende dann schon voraussetzt, dass eine Ausbildung vorhanden ist und nur die die vorher Arzthelfer, Rettungsassistent und Co gelernt haben, werden dort eingestellt. Alles andere hat Pech gehabt.
Erlangen/Nürnberg auch ganz großes Kino. So viele Studenten und zu wenig Patientenmaterial zum üben, die anderen Sachen sind veraltet und auch schon durch. Da wird sich förmlich um jeden Zugang geschlagen und um jede Intubation, da neben den Studenten auch noch andere Praktikanten wie Rettungsdienst, Pflegeschüler und Hebammenschüler dort am machen sind und das ebenfalls lernen müssen. Studenten sind da das letzte Glied der Futterkette die überhaupt dran kommen, sie sind die ersten die bei der OP den Haken halten dürfen aber das war es dann auch schon.
Daher haben sie oftmals auch wenig Zeit und Chancen zu üben was das betrifft für das Nähen werden sie angerufen damit sie ankommen und die Borderliner versorgen die wie am Fließband rein kommen, da dürfen dann auch alle anderen wie Schwesternschüler, Rettungsassistenten im Praktikum und Co auch mal ran, da so viel Material davon vorhanden ist. Aber der Rest wird untereinander geregelt oder man schnappt sich die Orange und fängt darauf an zu nähen oder auch das Blutabnehmen am Kollegen gehört zur Tagesordnung.
Bei meinen damaligen Mitstreitern in der Ausbildung sah es nicht anders aus, nach 6 Monaten Praktikum haben sie nur Hintern gewischt, nicht einen Zugang gelegt geschweige denn eine Intubation gemacht am lebenden Objekt. Die Puppe ist nett, kein Vergleich dazu und wie gesagt, 10 mal rein gestochen ins gleiche Loch und du kannst aus 2 Meter Entfernung den Zugang wie ein Dartpfeil werfen und triffst ebenfalls. Diese Mitstreiter konnten nichts, rein gar nichts und wären so nicht zur Prüfung zugelassen worden da nicht eine Unterschrift dahinter stand mit Nachweis.
Also ging das im Nachmittagskurs los, Zugänge am laufenden Band an der kompletten Klasse bis jeder 5-10 Stück im Arm stecken hatte. Da wir auch zwei Leute hatten ohne Würgereflex, wurden diese auf den Tisch gepackt und intubiert im wachen Zustand immer und immer wieder bis nach einer Woche dann deren Hefte voll waren und unterzeichnet von den Praxisanleitern die das überwacht haben für den Fall der Fälle. Ansonsten war hier die Selbsthilfe das einzige, womit man seine Prüfungszulassung noch retten konnte wenn man das "Glück" hatte seine Praktika an den großen Unikliniken machen zu dürfen. Denn selbst das fahren nebenbei im Rettungsdienst als dritter Mann, da hast du in einem Jahr nicht im Ansatz die notwendigen Stichzahlen zusammen gebracht nur damit zu zugelassen wirst. Blutspende und Co waren Tabu, nur fertig ausgebildetes Personal mit Nachweis darüber, was auch den Großteil der Studenten kategorisch ausgeschlossen hat.
Nur weil es mal in einer Serie gesagt worden ist, ist es noch lange nicht falsch und keine Realität. Es gibt Kliniken die inzwischen nachgerüstet haben und damit auch genug Material für alle da haben, aber eben nicht jede. Und nicht jede Lehrpraxis lässt die Studenten an die Patienten, lehnen es Patienten ab, dann gewinnst du da ebenfalls nichts als Student und selten kommt das nicht mal vor, dass das abgelehnt wird von einem Studenten behandelt zu werden selbst wenn der Anleiter daneben steht. Von den TV Serien her sind alles Schundsendungen und nichts fachlich korrekt, auch das Emergency Room hat genug Fehler in jeder Folge auch wenn es als der "König" unter den schlechten Arztsendungen hingestellt wird, aber nur weil der Rest noch rottiger ist.
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