Als Mann mit Scheidung überrascht werden?

Der Journalist Jan Fleischhauer hat vor kurzem einen Roman veröffentlicht, in dem er die Trennung von seiner Ex-Frau verarbeitet hat. Er war mit dieser 15 Jahre lang verheiratet und wurde dann im Prinzip mit der Scheidung überrascht. Ihm sei schon klar gewesen, dass es Höhen und Tiefen gab, aber dass es so schlimm ist, dass nur noch eine Trennung der einzige Ausweg ist, hätte er nicht gedacht.

Bei seinen Recherchen soll ihm klar geworden sein, dass es vielen Männern wohl genauso gehen soll wie ihm damals und dass diese von einer Scheidung einfach überrascht und überrollt werden. Da ich nie verheiratet war, kann ich dazu nicht viel sagen. Was meint ihr zu dieser These? Werden besonders die Männer oftmals von einer Scheidung überrascht? Kann man dies nur auf Scheidungen beziehen oder auf Trennungen allgemein?

Kann man das überhaupt am Geschlecht festmachen oder ist das eine Fehleinschätzung? Kennt ihr vielleicht sogar Frauen, die mal von einer Trennung/ Scheidung überrascht worden sind? Oder sehen Frauen viel eher, wenn es keinen Ausweg mehr als eine Trennung gibt?

Ich habe aber ein etwas anderes Gefühl davon, wenn Mann oder Frau, denn beide trifft es häufig überrascht, wenn die Scheidung in Erwägung gezogen wird. Denn ich habe eher das Gefühl, dass Betroffene offenbar nicht aufmerksam genug waren, um die Höhen & Tiefen richtig deuten zu können, die ihre Beziehung teilweise belastet hat.

Während es viele Ehen gibt, wo einer die Problematiken des Ehepartners einfach nicht allzu ernst nimmt und immer direkt meint, dass man das ja auch übertreiben kann. Das habe ich schon sehr häufig mitbekommen und wenn dann die Scheidung geplant war, waren sie alle auf einmal so überrascht und ich frage mich dann wirklich, welche Wahrnehmung unterschiedlicher nicht sein könnte, was die Beziehung angeht.

Ich denke nicht, dass es immer Männer sind, die von Scheidungen überrascht werden, aber ich kann mir trotzdem vorstellen, dass die Zahl derer größer ist, als bei Frauen. Wahrscheinlich, weil einige Männer absolut dazu tendieren, Probleme nicht zu überdramatisieren und so ernst zu nehmen, wie sie womöglich von Frau eigentlich geäußert wurden. Dann kann es schon passieren, dass Mann überrascht wird, aber eigentlich zeichnete es sich doch sowieso ab.

Eine Scheidung kommt sehr selten aus dem heiterem Himmel, sodass man schon im Vorfeld deutliche Abzeichnungen findet. Wenn Mann oder Frau diese nicht ernstnimmt, muss man sich nicht wundern, wenn die Scheidung für manch einen so vermeidlich überraschend kommt.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass Männer die Eheprobleme vielleicht nicht als so gravierend oder dramatisch sehen und deswegen dann vom Wunsch nach der Scheidung überrascht werden. Aber vielleicht geht es auch manchen Frauen so, die eben meinen, dass es schon irgendwie weitergehen wird und sich nicht weiter mit den Problemen auseinandersetzen.

Ich denke daher auch, dass beide Geschlechter gleichermaßen und durchaus von einer Scheidung überrumpelt werden könnten. Man sagt ja meist eher Männern nach, dass diese Probleme eher verdrängen würden. Aber ob das nun wirklich ist, sei mal dahingestellt.

Mein Ex Partner und Erzeuger vom gemeinsamen Kind war doch sehr überrascht, als dann die Trennung ihm bekannt gegeben worden ist und er auch direkt aus der Wohnung geflogen ist. Die Welt hat er nicht mehr verstanden, alle Ankündigungen vorher die auch in klare Worte gefasst gewesen sind und nicht als versteckte Botschaften kamen, hat er missachtet und einfach nicht zugehört. Wer da nicht zuhört, der wird dann halt auch mal von einer Trennung überrascht.

Denn er ist bis heute der Ansicht, dass er alles richtig gemacht hat in der Beziehung und ich alleine die Ursache bin, warum es nicht geklappt hat. Er meinte immer, dass seine Arbeit alleine ausreicht, er hinterher Feierabend hat und machen kann was er mag, Wochenenden ausschlafen kann und hinterher das machen was er will. Verantwortung übernommen, mit angepackt im Haushalt und beim Kind hat er niemals und es auch nicht eingesehen. Das gesetzte Ultimatum hat er komplett verstreichen lassen, nichts geändert und gemeint, dass es schon weiter so laufen wird für ihn mit dem gemachten Nest.

Als es dann Ernst wurde, verstand er die Welt nicht mehr und erzählte etwas von er wird sich bessern und ändern, aber so etwas dauert Zeit. Mal ehrlich, er hat es über 1 Jahr hinweg nicht geschafft, nicht zugehört und keine Finger krumm gemacht da wird sich auch hinterher nichts daran ändern und somit kein Erweichen bei mir gegeben. Vielleicht hätte er dann 1-2 Wochen mal etwas gemacht, aber hinterher wären wir wieder in das gleiche Muster gefallen wie vorher und der Frust meinerseits wäre von Vorne los gegangen. Somit nichts gewonnen und er blieb draußen, tut aber immer noch vor jedem so, als wenn das aus heiterem Himmel und ganz unberechtigt passiert ist.

Ich denke, dass viele Menschen nicht realisieren, wenn der Partner unzufrieden ist und dies auch eine ganze Weile lang ignorieren. Mitbekommen habe ich das auch schon bei Frauen. Man nimmt das dann einfach nicht war, schätzt die Beziehung besser ein als sie ist und nimmt es als kurze schlechte Phase hin, aber das ist es ja nicht, wenn es schon länger andauert.

Eine Scheidung ist nichts, was man von Heute auf Morgen beschließt und deswegen muss man das eigentlich schon mitbekommen und wenn man ganz ehrlich zu sich selber ist bekommt man das auch mit, ignoriert aber alle Anzeichen, weil man nicht möchte, dass es scheitert. Bequemer ist es ja auch alles zu ignorieren.