Als Leiharbeiter in Deutschland mehr oder weniger verdienen?

Soweit ich weiß, verdienen Leiharbeiter in Deutschland normalerweise weniger als die Stammbelegschaft. Zumindest habe ich das so aus meinem direkten Umfeld mitbekommen und das ist vollkommen unabhängig von der Qualifikation und der Berufserfahrung der jeweiligen Personen. Die Leihfirma will ja auch etwas verdienen und das ist nun einmal nicht der Fall, wenn die Leiharbeiter teurer sind.

Dass Leiharbeiter in Frankreich mehr verdienen als in Deutschland, habe ich auch schon gehört, da bekommen die nämlich so eine Art Zuschlag für die Flexibilität bei den Arbeitszeiten. In Deutschland ist es meines Wissens nach aber nicht der Fall, dass man als Leiharbeiter mehr verdient. Nun meint eine Bekannte von mir aber, dass ihr Mann in der Leihfirma (in Deutschland) mehr verdienen würde als die Stammbelegschaft. Ich will und kann das nicht wirklich glauben, wenn ich ehrlich bin. Was meint ihr dazu? Ist das doch möglich und ich habe eine Wissenslücke oder hat meine Bekannte da irgendetwas missverstanden?

Das hängt davon ab, in welchem Betrieb der Mann arbeitet. Wenn die Stammmitarbeiter oder ein Teil dieser Stammmitarbeiter für den Mindestlohn oder einen sehr niedrigen Lohn arbeitet, dann ist das problemlos möglich.

Die Bezahlung von Leiharbeitern hängt unter anderem von Faktoren wie Ausbildung und Tarifvertrag ab. Wenn das Entleiherunternehmen einem Verband angeschlossen ist, dessen Lohnwerte über denen der Stammbelegschaft des leihenden Betriebes liegt, ist es durchaus möglich, dass ein Leiharbeiter mehr Geld erhält als die Stammbelegschaft.

Das dürfte aber eher selten der Fall sein. In den meisten Fällen liegt die Bezahlung der Leiharbeitnehmer am unteren Level des Zulässigen. Sonst würde sich das Geschäft für die Entleiherfirmen, die wahrhaftig nicht immer einen leichten Job haben, nicht lohnen.

Kommt vor, kann es geben. Denn es richtet sich auch danach, wie die Stammbelegschaft selbst bezahlt wird und welchem Tarifvertrag diese unterliegen. So gammeln mache auch im Niedriglohnsektor herum die direkt angestellt sind und bekommen dort ebenfalls Mindestlohn. Hingegen ein Leiharbeiter der dorthin entliehen ist, kann auch einen ganz anderen Lohn haben und damit auch mehr verdienen als derjenige, der direkt angestellt ist.

Gehe ich hier mal vom dem aus, dann kostet dich ein Bestücker und Löter den du selbst anstellst seine 12-20 Euro die Stunde. Die Leiharbeiter die hier angestellt sind und vermittelt werden bekommen 18-38 Euro die Stunde, je nach dem welche Erfahrung sie mitbringen und ob sie Schicht arbeiten, Wochenende oder auch Nacht, was auch nicht jeder aus der Stammbelegschaft so ohne weiteres machen würde. Diese Zuschläge sind damit bereits mit abgegolten.

Gerade wenn man nur kurzfristig mehr Personal braucht, dann greife ich auch auf die teuren Leiharbeiter hier zurück und hole mir diese für den Einsatz von 1-2 Monaten zur Stammbelegschaft mit dazu. Dass diese mehr verdienen ist mir bewusst, aber auch das ist nur ein einzelner Beruf und auch nur auf die Region hier zutreffend. Woanders sieht das wieder anders aus.

Ich kenne es eigentlich auch so, dass Leiharbeiter bei uns weniger verdienen als Festangestellte. Das liegt daran, dass die Leiharbeitsfirma auch verdienen will und die Leiharbeiter auch oft nicht mit dem Mindestlohn bezahlt werden müssen. Aber theoretisch ist es natürlich auch anders möglich. Warum sollte es ausgeschlossen sein? Es ist ja kein festes Gesetz, dass sie weniger bekommen müssen.

Den Ansatz, den Frankreich verfolgt, finde ich dagegen ganz gut. Dort müssen Leiharbeiter per Gesetz höher entlohnt werden als Festangestellte. Der Sinn dahinter ist, dass die Firmen die Leute fest anstellen sollen und nicht die Möglichkeit haben, auf billige Leiharbeiter auszuweichen.