Als Kind Liebe von der Familie erwarten?

In diesem Beitrag schrieb eine Userin, dass sich Menschen immer dann von ihrer Familie abwenden würden, wenn sie keine Liebe erfahren würden und dass man als Kind von seinen Angehörigen auch erwarten würde, geliebt zu werden.

Ich würde das ehrlich gesagt nicht so pauschal sagen. Sicherlich möchte ein Kind nicht vernachlässigt werden in seinen Grundbedürfnissen wie Hunger, Durst, Schlaf, Kleidung, aber auch Aufmerksamkeit. Aber ob es wirklich erwartet geliebt zu werden? Ich glaube nicht mal, dass ein Baby oder Kleinkind überhaupt wirklich begreifen kann, was (elterliche) Liebe überhaupt ist und wie kann man etwas erwarten, wo man noch nicht mal weiß, was das ist?

Wie seht ihr das? Denkt ihr, dass Kinder automatisch Liebe von ihrer Familie erwarten, egal welchen Alters sie sind? Geht das überhaupt, wenn man altersbedingt nicht wirklich versteht, was Liebe überhaupt ist?

Ich meine Kinder, die keinerlei Zuwendung erfahren und nur ihre Bedürfnisse befriedigt bekommen überleben das ja auch nicht. Dazu gab es ja auch Experimente. Als Kind erwartet man schon, dass die eigenen Eltern einen lieben, weil man eben ihr Kind ist und weil man als Kind ja auch bedingungslos liebt.

Außerdem sieht man es ja auch bei anderen Kindern. Wenn ich beispielsweise zu Besuch war, dann habe ich immer gesehen wie liebevoll mit den anderen Kindern umgegangen wurde, wie sie umsorgt wurden und auch vor mir in den Arm genommen wurde, da habe ich mich schon gefragt, warum meine Eltern das so selten machen und so zu mir sind.

Nur weil man kognitiv (noch) nicht in der Lage ist, die philosophischen, psychologischen und biologischen Komponenten eines so komplexen Phänomens wie Liebe zu begreifen, heißt das in meinen Augen absolut nicht, dass man dann damit zufrieden sein muss, gewickelt und gefüttert zu werden und nicht zu frieren.

Es macht durch unsere Natur bedingt einen himmelweiten Unterschied, ob man am Leben gehalten wird oder ob sich jemand tatsächlich emotional mit einem beschäftigt. Sonst könnte man Kinder von Robotern groß ziehen lassen. Meinst du wirklich, dass man auf diese Art "normale" Menschen bekommt, oder doch eher verhaltensgestörte, psychisch wie physisch kränkelnde Zombies heran züchtet?

Wie gesagt, nur weil man das Wort nicht kennt, weiß man meiner Meinung nach dennoch, wie sich Liebe anfühlt, und das geht über die reine Bedürfnisbefriedigung weit hinaus. Ich kann ehrlich gesagt nicht glauben, dass hier überhaupt Erklärungsbedarf besteht, wieso Kinder nur dann wirklich gedeihen, wenn sie von ihren Eltern geliebt und nicht nur widerwillig davon abgehalten werden, zu sterben.

Ich kann ehrlich gesagt nicht glauben, dass hier überhaupt Erklärungsbedarf besteht, wieso Kinder nur dann wirklich gedeihen, wenn sie von ihren Eltern geliebt und nicht nur widerwillig davon abgehalten werden, zu sterben.

Mir geht es eher darum, woher das kommt. Ramones schreibt zum Beispiel, sie hat als Kind gesehen wie andere Eltern mit ihren Kindern umgehen was ihrer Meinung nach viel liebevoller war. Meinst du, Gerbera, dass das Bedürfnis oder die Erwartung geliebt zu werden dann daraus abgeleitet wird? So nach dem Motto: "Wenn die Eltern von XY sich so und so verhalten und ihr Kind lieben, dann erwarte ich das von meinen Eltern auch!"? Oder bist du der Ansicht, dass das so tief im Menschen verwurzelt ist, dass diese Erwartung automatisch kommt ohne die Vergleiche zu anderen Menschen ziehen zu können?

Natürlich erwartet ein Kind die Zuwendung und auch die Liebe von den Eltern und nicht nur die Befriedigung der Bedürfnisse. Vor mehreren Jahren gab es dazu ein scheußliches Experiment. Dabei wurden Kinder von den Eltern weggenommen und zu Ammen gegeben. Diese durften die Kinder nur wickeln, füttern und pflegen aber kein Wort mit ihnen sprechen und ihnen auch sonst keine Zuwendung zukommen lassen. Die meisten dieser Babys sind an der mangelnden Liebe gestorben.

Auch im Erwachsenen Alter gibt es das Broken Heart Syndrom, wenn jemand keine Liebe erfährt oder eben etwas dramatisches mit der Liebe des Lebens passiert. Auch daran sind schon einige gestorben. Wieso sollte es dann bei Kindern auch anders sein, selbst wenn sie noch keine kleinen Erwachsenen sind, so sind sie dennoch menschlicher Natur?

Nur weil die Liebe unter Erwachsenen anders definiert wird, heißt es noch lange nicht das ein Kind das nicht wahrnehmen kann. Berührungen, streicheln und im Arm wiegen dabei fühlen sich Kinder wohl und fangen auch an zu lächeln. Das ist ihre Art wie sie die Liebe empfangen und wahrnehmen können.

Beachten Eltern ihre Kinder nicht und geben ihnen nur das nötigste und stellen sie ansonsten ab wie ein Möbelstück, dann kann das durchaus schwere Schäden bei den Kindern in der Psyche und Seele anrichten, weil sie nicht verstehen können warum und wieso sie das nicht bekommen, wenn es doch alle anderen Kinder kriegen. Das sehen sie auch bei anderen Kindern und selbst Babys kommunizieren mit anderen Babys in ihrer eigenen Sprache. Nur weil dabei auch niemand über was sie sich "unterhalten" vielleicht auch darüber wie die Eltern zu ihnen sind?

Liebe ist für ein Kind ebenfalls ein Grundbedürfnis, damit es sich überhaupt entwickeln kann und auch die Welt erkunden. Sie sind auch abhängig von den Eltern und bei Menschen ist das sogar sehr lange der Fall. Im Tierreich geht der Nachwuchs bereits mit wenigen Wochen seinen eigenen Weg, das ist beim Menschen einfach so nicht machbar.

Theoretisch müsste ein Menschenkind ca. 2 Jahre ausgetragen werden damit es soweit entwickelt auf die Welt kommt wie die meisten Tierbabys. Aber aufgrund der schwere der Geburt bzw. es wäre unmöglich auf natürlichem Wege, kommen die Kinder vorher und es muss per Hand nachträglich erlernt werden. Den "Code" zum krabbeln, sitzen und laufen hat jedes Kind, dazu muss man aktiv nichts beitragen. Nur dauert es dort länger bis das aktiv wird als bei den meisten Tierarten die wenige Stunden nach der Geburt bereits stehen.