Als Kind keine selbst gebastelten Geschenke machen wollen?

Neulich war ich auf dem Geburtstag einer Freundin. Sie feierte recht früh, sodass auch ihr Kind noch wach war. Irgendwann war dann Zeit, das "Geburtstagskind" zu beschenken und meine Freundin nahm ihre Geschenke entgegen.

Unter den Schenkenden war auch ihr zehnjähriger Sohn, der ihr - entgegen meiner Erwartungen - nichts selbst gebasteltes, sondern etwas gekauftes Schenkte. Irritiert fragte ich ihn, warum er seiner Mutter denn nichts gebastelt oder gemalt hatte, wie es in dem Alter häufig noch üblich ist.

Er entgegnete, er sei künstlerisch komplett talentfrei und wolle seine Mutter mit solchen künstlerischen Katastrophen nicht belästigen. Für sein Alter ist der Junge auf jeden Fall schon sehr eloquent.

Interessanterweise lachte seine Mutter nur und bedankte sich. Sie kenne das schon von ihrem Sohn. Schon mit sieben habe sie ihn schon nicht mehr dazu bekommen, ihr mal ein Bild zu schenken oder etwas zu basteln. Ihr Sohn habe sich immer seine Kunstwerke aus dem Kleinkindalter angesehen und sei von sich selbst geschockt gewesen, so einen "Unsinn" fabriziert zu haben.

Habt ihr auch schon erlebt, dass ein Kind so früh angefangen hat, gekaufte statt gebastelte Geschenke zu verschenken? Würdet ihr euer Kind in dem Alter damit "durchkommen" lassen oder würdet ihr es immer wieder motivieren, doch mal wieder was zu malen?

Ich würde mein Kind nicht zu irgendetwas motivieren, was es nicht möchte. Es ist eine Sache, wenn das Kind malen oder basteln will, aber keine Idee hat, was man umsetzen könnte. Da könnte man durchaus Tipps für Inspirationen geben, aber ich würde nicht motivieren, wenn das Kind so gar keine Lust auf malen und basteln hat. Dann hat das Kind eben andere Interessen, das sollte man akzeptieren.

Mein Kind ist noch kein 10 Jahre alt, aber hier gibt es Phasen in denen ich mit gebastelten und gemalten Sachen überschüttet werde und dann mal wieder gar nichts. Als Talentfrei bezeichnet sich mein Sohn nicht, er hat halt nicht immer Lust darauf und für mich ist das auch vollkommen in Ordnung und ich sehe keinen Grund und Anlass, dass ich ihn dazu motiviere mir jeden Tag ein Bild zu malen oder es auch etwas gebasteltes als Geschenk sein muss.

Ohnehin finde ich, wird um Geschenke ein zu großer Wirbel gemacht und von klein auf werden die Kinder dazu erzogen, dass man etwas schenken muss. Wird es vorgelebt, dass alles gekauft wird, dann wird auch ein Kind sich dieses Verhalten abschauen und nicht anfangen etwas selbst zu basteln.

Kann auch sein, dass der Junge schon negatives Feedback auf seine Sachen bekommen hat, sei es in der Schule oder von beschenkten. So etwas hemmt dann natürlich ebenfalls aber mit 10 Jahren weiß man durchaus schon einige seiner Stärken und Schwächen und wenn er sich als unbegabt in diesem Bereich sieht, dann ist es halt so. Da brauche ich nun keinen Picasso aus falschem elterlichen Ehrgeiz daraus machen und wochenlang mit ihm malen und basteln üben, damit es in seinen Augen "gut genug" wäre.

Mein Cousin war in dem Alter auch so. Unsere Oma wollte mal ein Bild von ihm, was er gemalt hat und da hat er ihr lieber ein Foto von sich geschenkt mit den Worten, dass sie die Katastrophe seines Malversuches nicht aufhängen wollen würde.

Ich finde, dass mein ein Kind nicht dazu bringen sollte etwas zu tun, was es nicht mag. Wenn das Kind malen will oder basteln will, wird es das schon machen. Ansonsten würde ich meinem Sohn dann einfach ein bisschen extra Geld geben und dann soll er eben etwas kaufen. Das ist ja auch nicht schlechter und wie er richtig erkannt hat, kann man damit ja meistens mehr anfangen, denn das hundertste Bild passt dann auch nicht mehr an den Kühlschrank oder an die Wand.