Als Halter besser entscheiden können, wann Tier erlöst wird?

vom 23.04.2017, 17:56 Uhr

Ich habe schon häufiger bei meinen Meerschweinchen den Weg gehen müssen, dass sie eingeschläfert werden mussten. Einmal habe ich diese Entscheidung auch ganz bewusst selbst getroffen, weil ich bei dem Tier einfach keinen Lebenswillen mehr gespürt habe und es für mich kein Leben mehr für das Tier war. So habe ich dann dem Tierarzt gesagt, dass ich es für besser halten würde, dass Meerschweinchen zu erlösen.

Mir hat nun jemand gesagt, dass ein Tierhalter oft viel besser weiß, wann der Zeitpunkt gekommen ist, um ein Tier gehen zu lassen. Wenn dies der Tierarzt sagen würde, wäre es meist schon zu spät und man hätte eben zu lange gewartet. Ich muss sagen, dass ich mich damals wirklich schlecht gefühlt habe, als ich dem Tierarzt sagte, dass das Meerschweinchen eingeschläfert werden sollte. Aber für das Tier war es die richtige Entscheidung und ich möchte nicht, dass eines meiner Tiere leidet oder sich eben quälen muss.

Meint ihr auch, dass ein Tierhalter viel besser weiß, wann sein Tier erlöst werden muss? Meint ihr, dass da auch Blutwerte und Untersuchungsergebnisse nicht aussagekräftig genug sind? Damit entscheidet ja meist ein Tierarzt, ob noch etwas machbar ist. Aber ich habe auch schon erlebt, dass sich Tierärzte da viel auf die Aussagen der Besitzer verlassen. Habt ihr schon erlebt, dass ihr eher wusstet, wann eins euer Tiere erlöst werden muss?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich finde nicht, dass man das pauschal sagen kann. So gibt es auch Menschen, die einfach nicht loslassen können und sich an jeden Strohhalm klammern. Die sind so verzweifelt und haben Angst vor jeder Art von Veränderung, dass sie sich dagegen wehren, überhaupt loslassen zu müssen. Wenn da der Arzt nicht sagen würde, dass es besser wäre, das Tier zu erlösen, würden diese Tierhalter nie von selbst auf diese Idee kommen und das Tier weiter leiden lassen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich glaube schon, dass das ein Tierarzt ganz gut entscheiden kann. Natürlich muss es ein gutes Zusammenspiel zwischen Arzt und dem Halter sein, aber als Halter sollte man das sicherlich nicht alleine entscheiden müssen. Zumal man dann vielleicht auch eher mal entscheidet, dass es noch nicht gemacht werden muss und das Tier sich dann unnötig quält.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Täubchen, die Aussage stammt von mir. Allerdings fehlt der Teil, dass es, wenn der Tierarzt es anregen muss, meist schon ziemlich spät ist und der optimale Zeitpunkt meist überschritten worden ist. Das gilt dann auch nur für chronische verlaufende Krankheiten oder einschneidende Behandlungen.

Nehmen wir ein Tier mit chronischem Nierenversagen. Manches Exemplar ist mit abstrusen Werten noch recht fit, andere leiden bereits stark bei eher harmlosen Werten. Ein Hund mit Hüftgelenksdysplasie kann mit einem Grenzbefund, der als gesund gilt oder mit leichter HD, die normalerweise keine Einschränkung bedeutet, leiden, während ein anderer mit extremer Missbildung fast unbeeinträchtigt lebt.

Der Besitzer sieht und kennt das Tier. Er sieht sein Verhalten in entspannter Atmosphäre. In der Praxis mobilisieren selbst sehr kranke Tiere ihre letzten Reserven und kerngesunde Artgenossen lehnen aus Angst Leckerbissen ab. Wenn der Tierarzt es bei einem langen Verlauf vor dem Besitzer merkt, dann hat der Besitzer verdrängt.

Anders sieht es bei mancher Akuterkrankung aus. Ein Vestibularsyndrom beim alten Hund sieht aus wie ein schwerer Schlaganfall beim Menschen. Da denken Besitzer in der Regel, dass es vorbei ist. Tatsächlich erholen sich die meisten Hunde gut. Meist bleibt nur ein leicht schiefer Kopf. Aber das ist eben wieder etwas ganz anderes als der Verlauf von Krankheiten, die sich langsam entwickeln und nie mehr ausheilen.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich sehe das auch so, dass in 99% der Fälle der Tierhalter am besten entscheiden kann wann es Zeit ist das Tier erlösen zu lassen.

Ich lasse in der Regel weder Blut abnehmen noch andere Untersuchungen machen. Wenn ich sehe, dass ein Tier massiv leidet dann ist es mir doch egal was die Blutwerte aussagen. Dann wird es erlöst. Da muss man es nicht noch unnötig mit Untersuchungen quälen nur damit der Tierarzt sein Konto aufbessern kann.

Ich hatte es nur ein einziges Mal, dass einer Tierärztin einen Abszess beim Kaninchen operierte und dann während der OP anrief und zur Euthanasie riet, da der Abszess sehr tief war und die Behandlung lange und schmerzhaft wäre. Das kam für mich überraschend, da es dem Kaninchen soweit ganz gut ging und ich dachte, es wäre eben nur ein Abszess. Habe dann aber der Euthanasie zugestimmt.

In allen anderen Fällen war es aber immer mein Wunsch das Tier erlösen zu lassen. Da hat dann auch kein Tierarzt was anderes gesagt. Wenn ich der Meinung bin, dass eine altersgebrechliche Ratte kein schönes Leben mehr hat dann kann ich das als Halter doch wohl am besten beurteilen.

Ich weiß ja auch wie das Tier vorher mal war als es noch gesund war. Der Tierarzt hingegen sieht ja nur das kranke Tier. Er kann gar nicht beurteilen, ob ein Tier schon immer so ruhig und träge war oder ob das erst durch die Krankheit kam.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich sehe es nicht so, dass ein Tierhalter das immer besser entscheiden und einschätzen kann wann es das beste für das Tier ist. Diese hängen emotional an ihrem Tier und lassen in der Regel auch nichts unversucht damit es noch etwas wird und man etwas mehr Zeit bekommt. Tierärzte sehen das nüchterner und geben auch mal den Anstoß dazu, aber auch erst dann wenn der Halter von alleine nicht darauf kommt und weiterhin alles mitmachen möchte.

Zwar Verhalten sich Tiere in einer Praxis anders, aber auch alleine an Fakten und nüchternen Zahlen kann man einiges ablesen als Tierarzt oder auch wenn der Halter das Verhalten des Tieres beschreibt als Anamnese. Da wird aber auch vieles schöner geredet als es wirklich ist und macht der Tierarzt auch Heimbesuche, dann sieht er auch eine ganz andere Atmosphäre als in der Praxis und kommt entsprechend auch schneller drauf als der Halter.

Die meisten Halter die ich erlebe sind einfach nur egoistisch und denken dabei in erster Linie an sich selbst, dass sie nicht los lassen können und sich an alles klammern. Da werden sogar Ratschläge von Tierärzten ausgeschlagen und man versucht es weiter und das Tier hat am Ende nur einen qualvollen Tod nur damit man noch ein paar Tage oder Wochen mit dem Tier hatte.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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