Als Frau oder Mann mehr Druck wegen Familienplanung bekommen

Ich persönlich habe immer gedacht, dass nur Frauen die A-Karte hätten, wenn sie in ein gewisses Alter kommen und sich immer noch kein Nachwuchs eingestellt hat. So bekomme ich schon seit einigen Jahren gewisse Anspielungen in diese Richtung zu hören und ich werde über meine Familienplanung ausgefragt. Ich bin auch nicht mehr die Jüngste, aber zu alt bin ich auch nicht, schließlich bin ich noch lange keine 30 Jahre alt und setze mich da auch nicht unter Druck.

Neulich war mein Cousin bei meinem Partner und mir zu Besuch, wobei mein Cousin mittlerweile schon 19 Jahre alt ist. Ich fragte ihn dann auch neugierig, ob es denn schon jemanden gäbe, der ihn interessieren würde in romantischer Hinsicht. Er lachte nur und meinte, dass ihn das irgendwie alle fragen würden. Daraufhin erwiderte ich, dass er ja froh sein könnte, dass er keine Frau ist, denn die bekämen - laut meiner Erfahrung - immer Fragen bezüglich Kinderwunsch und Familienplanung gestellt. Da er ein Mann ist, würde ihm das (vermutlich) erspart bleiben.

Das bekam natürlich mein Partner mit und er korrigierte mich. Er meinte, dass er genauso Druck von seinen Eltern und Geschwistern bekommen würde, wann es denn bei uns Zeit für Nachwuchs wäre. Das hatte ich ehrlich gesagt gar nicht mitbekommen, weil das alles hinter meinem Rücken ablief. Das überrascht mich dann schon. Wie ist das bei euch? Bekommen eurer Meinung nach Frauen oder Männer mehr Druck in Bezug auf Familienplanung von außerhalb? Oder hält sich das in der Waage?

Das ist sicherlich von der Familie abhängig. Bei meinem Partner habe ich aber noch nicht mitbekommen, dass ihm jemand Druck bezüglich der Kinderplanung gemacht hätte. Ich muss auch sagen, dass ich ansonsten keinen Mann kenne, der da irgendwie unter Druck gesetzt wird.

Ich denke, dass es bei Frauen eben eher der Fall ist, weil sie eben unter Zeitdruck stehen. Immerhin können sie nur begrenzt Kinder bekommen. Wenn ein gewisses Alter erreicht ist, dann ist für eine Frau ja auch nicht mehr möglich Kinder zu bekommen. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich es wirklich Anmaßend finde, da jemanden unter Druck zu setzen. Egal, ob es sich nun um eine Frau oder einen Mann handelt.

Ich habe früher in einer sehr konservativen Branche gearbeitet. Als Frau habe ich da gar keinen Druck gehabt, Kinder zu bekommen. Es war eher so, dass Kinder eigentlich nicht erwünscht waren. Nur über Spezialisierung und Erfahrung in einem bestimmten Bereich konnte ich das kompensieren und wurde beispielsweise schwanger und mit der Vereinbarung sofort nach der Mutterschutzfrist wiederzukommen, eingestellt.

Bei den Herren der Schöpfung dagegen sah das ganz anders aus. Dort stockte die Karriere und sie tut es heute noch, wenn nicht ab einem gewissen Alter eine Ehefrau da ist und Nachwuchs kommt. Denn das wirkt so schön seriös und normal und zwingt den Mann zu noch mehr Arbeit. Elternzeit für Väter und so neumodischer Kram gingen und gehen natürlich gar nicht. Schließlich verdient er gut genug, um Gattin und Kind zu versorgen.

Also als Druck empfinde ich das sowieso nicht, denn ich würde mich nie von anderen Menschen, und stünden sie mir noch so nahe, unter Druck setzen lassen. Aber ich denke schon, dass eben bei der Frau schon die biologische Uhr tickt.

Eine Freundin von mir hatte eine Schwangerschaft mit zarten 18 Jahren und bei der zweiten Tochter war sie bereits 31 Jahre alt, als sie schwanger war. Sie erzählte mir, dass der Arzt ihr gesagt hätte, dass dies eine Risikoschwangerschaft wäre. Ich war sehr überrascht, da ich immer dachte, das beginnt erst mit 40.

Von der Gesundheit der Frau selber und vom Kind her, steht man was dies anbelangt dann eben mehr unter Druck. Aber ich denke auch, dass es heutzutage schon so viele Möglichkeiten gibt und auch die Möglichkeiten zur Früherkennung schon so ausgereift sind, dass man sich da wirklich nicht sorgen muss.

Als Mann hat man ja wirklich ewig Zeit und in der heutigen Zeit ist es ja nicht mehr so ungewöhnlich, dass ein Paar sich dafür entscheidet, keine Kinder zu haben und Karriere zu machen oder sich lieber um Tiere oder andere Dinge zu kümmern. Ich kenne zahlreiche kinderlose Paare, die es sind, weil sie es so wollten.

Vielleicht lassen sich Männer nicht so unter Druck setzen, wie die Frauen, sind selbstbewusster oder lassen es sich nicht anmerken, wie in dem geschilderten Beitrag beschrieben. Man sollte sich auch nicht von anderen drein reden lassen. Vor allem nicht bei der Familienplanung, da dies eine sehr persönliche Sache ist, wie ich finde.

Außerdem kann man ja auch ins Fettnäpfchen treten, wenn etwa die Frau unfruchtbar ist oder der Mann keine Kinder zeugen kann und die Beiden aber gerne Kinder hätten. Das würde dann sicher sehr verletzen, wenn man sie dann darauf noch ansprechen würde. Ich wäre mit so etwas immer vorsichtig.

Ich denke, dass das total von dem Umfeld abhängig ist und so und so passieren kann. Bei mir hat beispielsweise nie jemand gefragt, wann ich endlich mal ein Kind bekommen möchte oder auch wann ich heiraten möchte oder so. Das war einfach eine Frage, die man sich vielleicht im Stillen in meiner Familie gestellt hat, die aber nicht ausgesprochen wurde.

Bei meinem Mann und seiner Familie war es anders. Als er Single war wurde er immer wieder gefragt, wann er mal eine Freundin haben will, als wir zusammenwarfen wurde schnell gefragt wann wir heiraten und zu dieser Frage gesellte sich irgendwann die Frage nach dem Nachwuchs. Das wurde teilweise sogar am selben Tag mehrmals gefragt, was mich auch jedes Mal genervt hat. Es kann also auch bei Männern so sein und nicht nur bei Frauen.

Das kommt doch ganz auf die Menschen darauf selbst an, die sich im Umfeld bewegen. Manche Eltern können es gar nicht abwarten, bis ihre eigenen Kinder selbst Kinder bekommen und sie Enkel haben zum bespielen und machen dann Druck. Egal ob man selbst eine Frau oder auch ein Mann ist.

Ab einem gewissen Alterspunkt bekommen Frauen noch mehr den Druck zu spüren und dann nicht nur von der Familie und Freunden, denn auch Ärzte fangen ab 30 Jahren an, daran zu erinnern und auch sprechen sie das Thema mit Risikoschwangerschaften ab 35 bei jeder normalen Vorsorgeuntersuchung auch mit an. Bei einem Mann ist das nicht so, da steht kein Arzt bei einer Vorsorgeuntersuchung da und sagt den Herren der Schöpfung "Sie sind 30, bald ist der Zug abgefahren", denn Männer sind bis zu ihrem Ableben entsprechend Zeugungsfähig und damit keine Zeitspanne in der sie sich entscheiden müssen, ob sie ein Kind haben wollen oder nicht, wie es bei Frauen der Fall ist.