Als Frau nach technischem Studium sofort Job bekommen?

Meine Freundin studiert einen technischen Studiengang an einer Fachhochschule und schreibt derzeit ihre Bachelorarbeit. Ihre Noten sind nicht die besten – sie erzählte mir von einem Dreierschnitt. Doch Angst, nach dem Studium keine Arbeit zu finden, hat sie überhaupt nicht. Meine Freundin zeigt sich in dieser Hinsicht enorm selbstbewusst. Sie meinte, dass FH-Studenten ohnehin viel bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätten, als Uni-Studenten, weil sie eben auch deutlich mehr praktische Erfahrungen haben.

Noch dazu meinte sie, dass sie die einzige Frau in ihrem Jahrgang wäre und dass allgemein kaum Frauen das studieren würden. Von daher würde sie allein deshalb schon mit Handkuss genommen werden. Außerdem hätten alle ihre Freunde, die ein Semester über ihr sind, direkt nach dem Abschluss einen Job bekommen.

Mein Mitbewohner promoviert in dem gleichen Fach, wobei er nur darüber lachen konnte. Ich muss ehrlich gesagt zugeben, dass ich auch finde, dass meine Freundin sich da etwas zu selbstbewusst zeigt. Natürlich kann es sein, dass sie Glück hat und gleich etwas bekommt, aber sie ist sich eben hundertprozentig sicher, allein aus dem Grund schon, weil sie eine Frau ist.

Ist es wirklich so, dass sich die Firmen um Frauen mit FH-Abschluss technischer Studiengänge nur so reißen, wie sie meinte? Oder geht sie das Ganze nicht doch etwas zu optimistisch an? Sie ist da auch so überzeugt davon, dass sie sich für ihre Bachelorarbeit nicht einmal besonders anstrengt.

Absolventen von technischen Studiengängen haben es schon relativ leicht auf dem Arbeitsmarkt. Das kann sich von Fach zu Fach allerdings auch sehr stark unterscheiden. Generell ist es aber auch mit einem schlechteren Notendurchschnitt nicht all zu schwer, einen Job in dem Bereich zu finden. Das hängt eher etwas davon ab, wie man sich selbst präsentieren kann und wie sehr man sich während des Studiums schon in Unternehmen vernetzt hat.

Ob FH oder Uni besser ist, hängt von der Stelle ab. Grundsätzlich gibt es da bei den Technikern kaum Unterschiede. Ein FH-Abschluss ist aber auf jeden Fall kein Nachteil. Leider muss man immer öfters beobachten, dass sich Absolventen verschiedener Hochschulformen gegenseitig mobben. Zum Teil wird das wohl auch durch die Professoren getrieben, die ihre Hochschulform für die jeweils Bessere verkaufen. Letztendlich führt solches Verhalten im Beruf aber nur zu Konflikten. Da muss man mit jedem klar kommen, egal wo derjenige studiert hat oder ob er überhaupt studiert hat.

Als Frau hat man es sicherlich an manchen Stellen einfacher. Es gibt eben Unternehmen, die sich gerne Vielfältigkeit und Weltoffenheit auf die Fahne schreiben. Dazu gehören dann meistens mehr oder weniger offizielle Frauenquoten. Wenn sich dann eine Frau in einem "Männerberuf" bewirbt, hat sie einen großen Vorteil. Das trifft zwar sicherlich nicht auf alle Stellen zu, aber insgesamt dürfte das die Stellensuche schon etwas vereinfachen.

Ich denke hier wird sich doch zu sehr auf den Frauenbonus verlassen. Mag sein, dass sie schnell einen Job findet aber diesen auch zu behalten ist dann die Kunst. Wenn man dort merkt sie bringt die Leistung nicht wie alle anderen, dann ist sie den Job auch schneller wieder los als sie sich umsehen kann und wird dann ggf. durch einen Mann ersetzt.

Sicherlich gibt es wenige Frauen in diesem Bereich und Firmen sind dazu angehalten auch die Frauenquote zu erfüllen und haben auch ihre eigenen Internen Ziele. Aber nur weil man Brüste hat und eine Vagina ist das keine Garantie, dass man hinterher auch einen Job in einem technischen Bereich bekommt und diesen auch langfristig behält wenn die Noten jetzt schon nicht reichen. Denn dann ist auch davon auszugehen, dass die Arbeiten zäher laufen als mit jemanden der einen 1er oder 2er Schnitt aufweisen kann, da die Grundlagen dort wenigstens vorhanden sind und auch angewendet werden können auf Selbstständiger Basis.

Eine Freundin meiner kleinen Schwester hat Informatik und ein wenig Maschinenbau studiert. War nicht die beste und hat auch gemeint sie bekommt direkt eine tolle Stelle nur weil sie eine Frau ist. Irgendwas mit 3 abgeschlossen und seither ist sie auf Suche nach einer Stelle, denn niemand möchte sie mit diesem Abschluss haben obwohl generell Frauen in diesem Bereich gerne gesehen sind und auch Informatiker eine absolute Mangelware sind. Die gute ist nun seit 4 Jahren fertig mit ihrem Studium und angelt sich von Nebenjob und Hilfsjob zu Hilfsjob. Soviel zur These, dass man direkt eine Stelle bekommt mit schlechten Noten nur weil man eine Frau ist und etwas technisches Studiert hat.

Ich sehe das so wie Sorae und finde es reichlich dämlich und naiv, wenn man sich nur auf den Frauenbonus verlässt. Das ist hinterher keine Garantie, dass der Job dann auch gehalten wird. Wenn der Chef mit der Leistung nicht zufrieden ist, ist man schneller weg als man mit der Wimper zucken kann.