Als Flüchtling über Niqab-Verbot meckern?

vom 01.09.2015, 16:41 Uhr

Ich habe heute einige Reportagen über die Flüchtlinge in Deutschland gesehen und finde das Verhalten der Deutschen eigentlich schon sehr vorbildlich. Natürlich gibt es auch Probleme, aber in erster Linie scheint es eine gute Bereitschaft zu geben, die Flüchtlinge aufzunehmen und zu helfen. Das gilt für andere Länder nicht unbedingt. Deswegen finde ich es teilweise dann schon ein bisschen gemein, wenn Flüchtlinge sich über Unbequemlichkeiten in Deutschland aufregen. So habe ich beispielsweise ein Interview mit einer Muslima verfolgt, die einen Niqab, einen Gesichtsschleier, getragen hat.

Diese beschwerte sich darüber, dass man ihr an ihrer Berufsschule in Bayern verbieten würde, diesen zu tragen. Die Schule darf das, da eine offene Kommunikation im Unterricht so nicht möglich ist, dies wurde vom Bayrischen Gerichtshof so entschieden. Findet ihr es fair, dass sich jemand noch so darüber beschwert? Oder denkt ihr nicht auch, dass man eigentlich froh sein kann, überhaupt so einen guten Platz an einer Berufsschule bekommen zu haben?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hier finde ich es schwierig zu urteilen. Sicher wird die junge Frau froh sein, dass sie so einen guten Platz an einer Berufsschule ergattern konnte. Aber gleichzeitig wird sie es schon ihr Leben lang gewöhnt sein, mit Niqab herumzulaufen. Dass nun beides gleichzeitig nicht geht, ist ihr wohl eine Beschwerde wert. Aber allgemein würde ich sagen, dass die Beschwerde unnötig ist, wenn der Bayrische Gerichtshof doch längst die Entscheidung gefällt hat.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Wir alle sehen doch zu allererst die persönliche Situation und beurteilen sie nicht unbedingt nach globalen Standards. Ansonsten dürfte sich niemand in Deutschland über irgendetwas aufregen. Warum sollte ein Flüchtling nun jeden Tag seine Situation in Deutschland mit denen anderer Flüchtlinge in anderen Ländern vergleichen und ewig dankbar sein und nichts mehr anprangern?

Dieser Frau ist das Tragen des Niqab wichtig. Du hast nicht erwähnt, dass sie ihren Platz in der Berufsschule wegen des Verbots aufgegeben hat. Demnach nehme ich an, dass sie das Verbot akzeptiert, offensichtlich weil sie genau weiß, dass sie mit diesem Platz eine große Chance erhalten hat. Aber beinhaltet das auch, dass sie ihre Meinung darüber zurückhalten muss, wenn ein Fernsehteam sie danach fragt?

Ich verstehe absolut, was du meinst. Sie kann froh sein, dass sie nun in Deutschland ist und sogar auf diese Schule gehen kann. Das ist sie doch auch ganz bestimmt. Sie hat immerhin ihr bisheriges Leben gelebt und weiß genau, dass es ihr mal nicht so gut ging. Aber die pure Erleichterung hört irgendwann auf. Man schwebt nicht mehr auf rosa Wolken, sondern sieht die Dinge differenzierter. So sehen wir alle die Dinge.

Hast du dich beispielsweise nie darüber beschwert, dass du jeden Tag zur Schule musst, dass deine Lehrer blöd sind, dass es langweilig ist, dass du bei dem schönen Wetter lieber ins Freibad willst? In anderen Ländern dürfen Mädchen froh sein, wenn sie die Grundschule besuchen dürfen. Wo nehmen sich deutsche Kinder also das Recht her, ihre Schule langweilig zu finden? Also meiner Meinung nach siehst du das etwas schwarz-weiß.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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