Als Firmenbesitzer Angst vor Entführung haben?

vom 12.04.2015, 22:00 Uhr

In der Schule habe ich eine gute Freundin von mir kennengelernt, deren Vater ist der Eigentümer und Gründer einer sehr bekannten Firma in unserer Gegend, die vielen Menschen Arbeit bietet und auch sehr angesehen ist. Als ich früher ab und an zu Besuch bei ihr war, mussten wir abends immer aufpassen wenn wir aus dem Haus oder wieder hinein gingen, da im Haus diverse Alarmanlagen installiert waren, die man dann deaktivieren musste. Selbst beim Lüften war Vorsicht geboten.

Nun studiert meine Freundin ebenfalls, allerdings in einer anderen Stadt als ich. Vor kurzem haben wir anlässlich ihres Geburtstages telefoniert und da sagte sie mir, dass ihr Vater auch in ihrer Studentenwohnung auf diverse Vorsichtsmaßnahmen und Alarmanlagen bestanden hätte. Er hat Angst davor, dass sie oder ein anderes Familienmitglied entführt werden könnten.

Als Beispiel nennt der Vater immer andere bekannte Deutsche Unternehmer wie beispielsweise die Albrechts, wo auch einer der Brüder entführt worden ist und die Kinder von Anton Schlecker sind ebenfalls mal entführt worden. Er selbst scheint offenbar in Betracht zu ziehen, dass auch ihm so eine Entführung widerfahren könnte, auch wenn sein Vermögen sicherlich nicht so umfassend ist, wie das der Albrecht Brüder, wenn aber auch nicht unbedingt vernachlässigbar.

Wenn ich davon in meinem Bekanntenkreis erzähle, dann finden viele das Benehmen des Vaters peinlich und vor allen Dingen überheblich und arrogant. Es wäre anmaßend sich mit milliardenschweren Unternehmern wie den Albrechts oder den Schleckers zu vergleichen und zu glauben, man wäre daher ebenso in Gefahr. Ich selbst finde diese Sorge nun nicht unbedingt unbegründet, aber übertreiben sollte man es auch nicht.

Könnt ihr nachvollziehen warum Unternehmer in Deutschland aufgrund von Entführungen aus der Vergangenheit Angst davor haben und daher auch Vorsichtsmaßnahmen ergreifen? Oder ist euch das eher unverständlich? Findet ihr diese Reaktion überheblich?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kann das voll und ganz nachvollziehen, dass Unternehmer Angst vor einer Entführung haben. Wobei ich hier klar sagen muss, dass man differenzieren muss. Es gibt ja viele Kleinunternehmer, die kaum jemand kennt. Diese Unternehmer sollten sich keine Gedanken um eine Entführung machen. Wenn ich allerdings ein sehr erfolgreicher und bekannter Unternehmer wäre, dann würde ich mir auf jeden Fall Gedanken um das Thema "Entführung" machen.

Der Grund liegt außerdem klar auf der Hand. Erfolg ruft Neider hervor. Außerdem sind Unternehmer sehr leicht erpressbar. Die Vergangenheit zeigt, dass es häufig Entführungen von Unternehmern, Ehegatten der Unternehmer oder sogar der Kinder gibt. Es gibt viele Menschen mit kriminellen Gedanken. Vorsicht ist immer besser als Nachsicht.

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich kann absolut nachvollziehen das der Mann da Angst hat. Immerhin wird er ja trotzdem nicht eben wenig Geld haben und damit ist man eben auch angreifbar und die Familie ist bei jedem Mann und jeder Frau ein wunder Punkt. Zumal es ja auch nicht schlimm ist, wenn man ein bisschen auf Sicherheit achtet und dann eben bestimmte Maßnahmen ergreift. Ich denke, dass der Vater da auch nicht übertreibt. Er steht eben regional im Fokus und da muss man sich auch schützen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich hatte früher einige Mitschüler, die immer vom Fahrer gebracht und abgeholt worden sind. Die Häuser hatten etwas von Festungen. Etwas unternehmen, ohne dass ein Babysitter mit kam, das war schwierig. Natürlich ist das nervig und macht das Leben als Kind oder Teenager nicht einfacher. Aber man kann die Sorge der Eltern doch durchaus verstehen. Ich möchte nicht so leben müssen.

» cooper75 » Beiträge: 13379 » Talkpoints: 509,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Letzten Endes spielt es meiner Meinung nach keine Rolle, ob ein Unternehmer eine Millionen, eine halbe Millionen oder von mir aus nur 100.000€ auf dem Konto hat. Ein gewisser Bekanntheitsgrad reicht schon aus und manche Menschen kommen nun mal auf ziemlich kranke Ideen, um möglichst ohne großartig dafür arbeiten zu müssen, viel Geld zu "verdienen".

Daher kann ich schon verstehen, dass man als Firmenbesitzer Angst um seine Angehörigen hat. Es gibt ja auch keine Garantie, dass die Angehörigen dann auch lebend wieder auftauchen, vielleicht werden sie auch gefoltert und sind dann für immer psychisch gezeichnet. So etwas würde ich, wenn ich Unternehmer wäre, meinen Kindern und engen Familienangehörigen definitiv ersparen wollen.

Leider kann man anderen Menschen nicht in den Kopf schauen, aber in so einem Fall würde ich lieber Präventionsmaßnahmen ergreifen damit ich nicht hinterher bereuen muss, nichts dergleichen getan zu haben. Es wirkt auf manche außenstehende Menschen total übertrieben, aber das wäre mir egal, hier geht es um Sicherheit.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Wobei das ganze eher eine Frage der Haltung als der tatsächlichen Höhe des Einkommens ist. Die Eltern des wohlhabendsten Schülers meiner Schule waren Inhaber einer komplett familiengeführten Aktiengesellschaft und erhielten in den 1980er Jahren über 1 Million DM jährlich.

Der Sohn fuhr im Sommer mit dem Rad und im Winter mit dem Bus zur Schule. Mit 18 gab es den Führerschein und einen gebrauchten Kleinwagen wie bei zig anderen auch. Der wuchs vollkommen normal auf. Bei anderen hatten die Eltern dagegen durchaus Angst.

» cooper75 » Beiträge: 13379 » Talkpoints: 509,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich muss sagen, dass ich den Vater schon verstehen kann. Es ist ja im Allgemeine so, dass man immer Angst um seine Kinder hat. Grade in der heutigen Zeit, in der so viele kranke Menschen draußen frei herum laufen und noch viel mehr Menschen einfach so verschwinden und nie wieder auftauchen, ist es nicht verkehrt, wenn man sich lieber ein paar Sorgen zu viel als ein paar Sorgen zu wenig macht.

Ich selbst habe auch des öfteren Angst, dass ich entführt werden könnte oder ähnliches. Auch hier in der Gegend gab es in den letzten Jahren sehr viele Vorkommnisse und dabei waren auch die meisten Frauen, die betroffen waren, keine Bekannten oder Verwandte von irgendwelchen Unternehmern. Oft ist es der Zufall, der entscheidet, wen es trifft und wen nicht.

Ich denke, dass in diesem Falle aber letztendlich der Bekanntheitsgrad eine Rolle spielt. Wenn die Firma sehr groß ist, viele Aufträge und auch entsprechend viele Mitarbeiter hat, dann ist die Gefahr natürlich größer, weil man sich entsprechend auch viele Feinde macht. Arbeitnehmer, die man entlassen hat oder entlassen musste oder vielleicht andere Firmen, denen man einen Auftrag weggeschnappt hat. Das mag banal klingen, aber das hat es alles schon gegeben.

Der wohl wichtigste Grund ist aber wohl das finanzielle Interesse. Wenn ihr Vater ein paar Hunderttausend Euro auf dem Konto hat, dann ist es wohl sehr viel wahrscheinlicher, dass es Leute gibt, die auch ein Stück vom Kuchen haben wollen und aus lauter Verzweiflung dann zu solchen Mitteln greifen um sich ihren Anteil dann zu erpressen.

Letztendlich kann man es nie ahnen, ob jemand plant, einen zu entführen oder nicht - man weiß es erst, wenn es zu spät ist. Deshalb finde ich die Sorge vom Vater gar nicht verkehrt und finde es eher gut, dass er auf seine Tochter aufpassen möchte. Denn Vorsicht ist bekanntlich besser als Nachsicht.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Kann ich absolut nachvollziehen. Ich habe zwar selber noch nie mit jemandem zu tun gehabt, der jetzt so bekannt gewesen ist, das man ihn schützen musste, aber wenn der Vater erfolgreich eine große Firma leitet und viel Geld hat, ist es natürlich nahe liegend, das man da auch mal einbrechen kann. Und lieber schützt man sich dann doppelt und dreifach als das man im Endeffekt da steht und man gucken muss wie man aus dieser Situation wieder raus kommt.

Und als Kind denke ich lebt es sich auch leichter. Sicherlich denkt man man will irgendwann sein eigenes Leben führen, aber die Eltern machen sich nun mal Sorgen, von daher ist es auch verständlich wenn dann auch das Studentenheim überwacht wird. Denn wenn dann wirklich was passieren sollte, macht man sich genug Vorwürfe.

» Kobe » Beiträge: 472 » Talkpoints: 72,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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