Als Erwachsener trotzdem noch anderen ins Wort fallen?

Meine Cousine hat eine Schwiegermutter, die anscheinend gerne mal ins Wort fällt. So passierte es wohl vor kurzem wieder. Es gab wohl zwischen meiner Cousine und ihrer Schwiegermutter eine Diskussion und meine Cousine wollte dies nicht so stehen lassen, weil die Schwiegermutter sich wohl so aufspielte, hätte sie meiner Cousine Liebe extra etwas anders gemacht, obwohl das alles mit ihrer Schwiegermutter anders besprochen war.

So war es dann auch, dass die Schwiegermutter meiner Cousine mehrfach einfach ins Wort gefallen ist. Meine Cousine war sehr verärgert darüber und meinte, dass sie andere Menschen schließlich auch ausreden lassen würde. Sie meinte, dass es sich doch gerade für einen Erwachsenen nicht gehören würde und dieser doch mal wissen müsste, dass man andere aussprechen lässt. Bei Kindern könnte man da ja schon nochmal Nachsehen haben, wenn diese das nicht immer berücksichtigen würden.

Ich muss auch sagen, dass ich es nicht gerade höflich finde, einem anderen ins Wort zu fallen. Gerade, wenn man selbst eben auch aussprechen durfte. Findet ihr es normal, dass auch Erwachsene noch anderen ins Wort fallen? Sollte man dies entschuldigen oder findet ihr das auch sehr unhöflich und für einen Erwachsenen nicht gerade gebührlich? Sollte man nicht irgendwann ein Alter erreicht haben, wo man mit den üblichen Umgangsformen vertraut ist?

Sicherlich ist das unhöflich. Allerdings hat solche Situationen wohl jeder schon mal erlebt und ich bin mir ziemlich sicher, dass man selbst auch schon mal einem anderen ins Wort gefallen ist. Sei es, weil man sich gerade im Recht gesehen hat und es einfach nicht mehr abwarten konnte, oder vielleicht auch, um jemanden zu warnen, nichts Dummes zu sagen. Auch sowas kommt ja vor. In dem Fall ist es sogar eher förderlich, wenn der andere nun nicht weiter redet.

Ansonsten sollte man sich ganz klar zügeln. Sowohl wenn sich zwei Leute unterhalten und man das Bedürfnis hat, da was einzuwerfen, als auch, wenn man sich mit einer anderen Person unterhält und die gerade einen Monolog zu halten scheint.

Es kann ja nicht sein, dass man Kindern beibringt, dass sie einen doch bitte ausreden lassen sollen oder nicht reinreden sollen, wenn sich zwei Leute unterhalten, und man selbst bekommt das nicht hin. Irgendwann hat das jeder ja mal gelernt, aber viele scheinen es wieder zu verlernen.

Glaubst du, dass das eigentlich etwas ist, das nur Kinder machen, oder warum betonst du, dass es sich um Erwachsene gehandelt hat? Schau dir doch mal eine politische Talkshow im Fernsehen an - da sitzen lauter Erwachsene und es ist durchaus üblich, dass man sich da auch mal ins Wort fällt wenn die Diskussion lebhafter wird.

Natürlich ist das für ein Gespräch nicht wirklich hilfreich, je nachdem muss man ja dann auch noch mal von vorne beginnen mit seiner Argumentation, wenn man mitten drin unterbrochen wird. Aber es passiert eben und ich finde das auch normal und menschlich. Ich würde jedenfalls nicht jedem Politiker unterstellen, dass er "mit den üblichen Umgangsformen" nicht vertraut sei wenn er in einem Thema drin ist und etwas zu eifrig diskutiert.

Unüblich ist das nicht und auch nicht unhöflich. Manchmal bekommt man ansonsten gar nicht die Chance etwas zu sagen, wenn der andere ohne Punkt und Komma spricht und einen selbst auch nie zu Wort kommen lässt. Da muss ich mich nur in meinem Umfeld umschauen, da gibt es genug Personen die Monologe halten aber meinen, es handelt sich dabei um eine Diskussion. Empört wird sich dann darüber, wenn man selbst einmal die Fresse halten soll damit jemand anderes etwas sagen kann und wird munter weiter geredet. Wie soll man dann auch sonst etwas sagen können wenn man diese Person nicht unterbricht?

Solch einen netten Vermieter habe ich ebenfalls kennengelernt der meinte die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Erst die Wohnungstür eintreten, dann dumm labern und meinen er kennt sich rechtlich aus was er darf. Das lachen und das Wort ist ihm vergangen als die Polizei gekommen ist und ihn belehrt hat, dass es eben nicht so ist wie er meint und auch da hat er dennoch weiter geredet und auf seinem Standpunkt bestanden. Das ging soweit, dass er von den Beamten laut angegangen wurde doch mal den Rand zu halten sie wollen ihn darüber belehren. Hatte ebenfalls nicht gereicht und am Ende ging es zusammen mit den Armbändern auf die Wache.

Solche unbelehrbaren Leute gibt es halt, die trotz Ermahnung immer weiter reden und nie jemand anderes zu Wort kommen kann, außer er unterbricht den Redefluss. Was ist nun unhöflicher? Andere nie zu Wort kommen lassen oder das unterbrechen? Ich empfinde das dauerhafte Gegacker als unhöflicher in diesem Fall.

Ich finde auch, dass das in einer eifrigen Diskussion durchaus mal vorkommen kann. Es ist ja vielleicht auch nicht immer sinnvoll, den anderen ausreden zu lassen. Wenn der beispielsweise eine lange Auflistung macht, hat man ja einige Punkte schon wieder vergessen, wenn er am Ende angelangt ist. Da ist es doch sinnvoller, die Punkte nacheinander abzuarbeiten.

Aber natürlich sollte das ein gewisses Ausmaß nicht überschreiten. Und man sollte auch mit Argumenten unterbrechen und nicht mit Sprüchen wie "das höre ich mir nicht an". Das ist ja sonst keine produktive Diskussion mehr.

Mein Mann ist so einer, der ständig unterbricht. Ihm fällt dann einfach zu viel ein, was er zu dem Thema noch zu sagen hat. Ich habe es ihm daher ein Mal ausdrücklich gesagt, dass er seine Gesprächspartner nie zu Wort kommen lässt. Während einer solchen Diskussion flüstere ich ihm dann häufiger mal kurz zu, dass er den anderen ausreden lassen soll. Oder es reicht schon, wenn ich ihm auf den Oberschenkel klopfe oder so.