Als Eltern nur noch auf Einladung das Kind besuchen?

vom 08.06.2017, 08:02 Uhr

Ein Bekannter ist momentan etwas enttäuscht und sauer über das Verhalten seiner Eltern. Diese wohnen wohl etwas weiter weg, da sie irgendwann aus der alten Heimat weggezogen sind, weil der Vater woanders ein gutes Jobangebot hatte. Sonst war es wohl immer so, dass die Eltern vorher dann angekündigt haben, wenn sie ihren Sohn mal besuchen kommen wollten. Meist passte das dann auch und der Sohn freute sich immer, wenn denn seine Eltern mal kamen.

Nun musste er wohl zweimal absagen, als seine Eltern sich für einen Besuch ankündigten. Einmal musst er arbeiten, was er leider nicht tauschen konnte und beim anderen Mal war er krank. Nun sind seine Eltern aber beleidigt und meinen, dass sie nur noch auf Einladung ihres Sohnes bei ihm zu Besuch kommen würden. Mein Bekannter hat nun das Gefühl irgendwie bestraft zu werden, da er die letzten beiden Male eben nicht konnte. Er findet das Verhalten wirklich kindisch und ist sauer darüber, weil seine Eltern ihn in der Vergangen schon immer nur selten mal besucht haben. Meistens war er es, der dann zu einem Besuch zu ihnen gefahren ist.

Könnt ihr es da nachvollziehen, dass die Eltern nur noch auf Einladung des Kindes zu Besuch kommen wollen? Findet ihr das gerechtfertigt, dass sie wegen zwei Absagen gleich so beleidigt reagieren? Wie würdet ihr euch da an Stelle des Kindes verhalten? Würdet ihr zum Ausdruck bringen, wie kindisch und albern ihr das findet?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Mal ehrlich, ich finde dein Bekannter ist selbst Schuld an der Situation und sollte selbst nicht so kindisch reagieren. Wenn jemand mich besuchen fahren möchte und ich kann aber nicht und muss absagen, nenne ich direkt einen alternativen Termin. Ich finde absagen ohne direkt eine Alternative zu nennen geht überhaupt nicht. Wenn das dann zweimal passiert, also dass man absagt ohne eine Alternative zu nennen, hätte ich als Mutter auch keine Lust mehr, meinen Sohn zu besuchen.

Das sieht für mich dann so aus als will das Kind die Eltern gar nicht da haben und das würde mich schon kränken. Denn gerade wenn man weiter weg wohnt, kann man nicht wissen, ob da tatsächlich keine Zeit vorhanden ist oder ob das nur eine Ausrede ist, weil man keine Lust hat die Eltern zu sehen. Also ohne die Nennung von mehreren alternativen Terminen hätte ich als Mutter das Gefühl, dass das nur eine Ausrede ist und man mich nicht da haben möchte. Da würde ich auch eher warten, bis ich eben direkt eingeladen werde. Wenn die Einladung ausbleibt, ist das in meinen Augen die Bestätigung, dass man die Eltern gar nicht sehen möchte.

Für mich spielt es keine Rolle, wie es zu der Planung eines Treffens gekommen ist, also ob die Eltern sich selbst eingeladen haben oder ob der Sohn eingeladen hat. Ich bin aber der Meinung, dass wenn jemand das Treffen absagt, dass er dann eine Alternative nennen sollte. Das ist für mich ein Zeichen von Anstand und Respekt.

Ich hatte auch schon die Situation, dass ich mit einer Freundin verabredet war und diese mich dann im Prinzip zweimal hintereinander versetzt hat und kurzfristig abgesagt hat. Sie kam dann aber auch immer von sich aus an, wenn sie wieder mehr Zeit hatte und sich treffen wollte. Ich musste nie hinterher rennen und das war nie einseitig in dem Sinne. Wer absagt, nennt die Alternative, egal in welchem Verhältnis man zueinander steht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Mein Bekannte meint, dass es bei ihm in der Familie nie so gehandhabt wurde, dass direkt ein alternativer Termin ausgemacht würde. Das macht er auch wohl nicht bei Freunden so. Daher hat er sicher nicht daran gedacht, normal erwarten das seine Eltern wohl so auch gar nicht.

Vor allem hatte er seine Eltern auch selbst nicht eingeladen, sonder sie sich diese Termine ausgesucht und dann vorgeschlagen zu kommen. Eigentlich muss man dann ja auch damit rechnen, dass die Person dann vielleicht verhindert ist.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Nelchen hat geschrieben:Daher hat er sicher nicht daran gedacht, normal erwarten das seine Eltern wohl so auch gar nicht.

Bist du etwa seine Mutter oder was? Woher willst du wissen, wie seine Eltern denken und sich fühlen, wenn du sie selbst nie gefragt hast? Dem Kind schmiert man auch nicht immer auf das Butterbrot, wie man sich fühlt und wie man bestimmte Sachen findet. Das ist normal.

Nelchen hat geschrieben:Vor allem hatte er seine Eltern auch selbst nicht eingeladen, sonder sie sich diese Termine ausgesucht und dann vorgeschlagen zu kommen. Eigentlich muss man dann ja auch damit rechnen, dass die Person dann vielleicht verhindert ist.

Wer hier wen eingeladen hat, spielt für mich im Endeffekt keine Rolle. Die Person, die absagt, weil sie keine Zeit hat, hat sich meiner Meinung nach auch um eine Alternative zu bemühen. Denn nur auf diese Weise signalisiert man meiner Meinung nach - besonders bei privaten Kontakten - dass man dennoch etwas mit der Person zu tun haben möchte. Da der Sohn abgesagt hat, sollte der Sohn auch einen neuen Termin nennen, sobald er einen Überblick über seine Freizeit hat und vorausgesetzt er möchte überhaupt weiteren Kontakt zu esinen Eltern. Wenn das nicht geht, sollte er meiner Meinung nach einen ungefähren Zeitrahmen nennen ("Papa, ich habe die nächsten drei Wochenenden Spätschicht, ich könnte frühstens in einem Monat wieder!"). Aber so gar nichts zu sagen, das Thema totzuschweigen und dann zu erwarten, dass die anderen schon angekrochen kommen werden, finde ich falsch.

Du scheinst nicht gerade zu der Sorte zu gehören, bei der ein Lerneffekt einsetzt in manchen Situationen und Empathie hast du auch nicht. Du solidarisierst dich grundsätzlich mit dem "Opfer", in diesem Fall den Sohn, mit dem du sympathisierst. Aber mal über den Tellerrand zu schauen, auf die Idee kommst du gar nicht. Du schreibst doch selbst, dass die Eltern sich selbst eingeladen haben und der Sohn hatte offensichtlich keine Zeit und hat abgesagt wegen Arbeit. Noch nie auf die Idee gekommen, dass die Eltern daraus gelernt haben und deswegen möchten, dass er eben einlädt, wenn er Zeit hat? Ich hätte auch keine Lust, dass man mir ständig absagt, da würde ich schon ein gewisses Entgegenkommen erwarten.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Für mich liest sich das so, als hätte es hier entweder ein Riesenmissverständnis gegeben, welches sich dem unbeteiligten Dritten (also mir) nicht erschließt oder als hätte die Familie generell ein dickes Kommunikationsproblem.

Im Endeffekt sitzt also der Sohn beleidigt daheim, weil die Eltern nicht mehr (mehr oder weniger) spontan aus eigenem Antrieb vorbeikommen wollen, nachdem es zweimal terminlich nicht geklappt hat, sondern lieber benachrichtigt werden wollen, wann es denn günstig sei. In meinen Augen ein legitimes Ansinnen elterlicherseits, da es ja oft so ist, dass die erwachsenen Kinder mehr um die Ohren haben als die nicht mehr ganz so umtriebige Generation.

Aber die Eltern sitzen wiederum auch beleidigt daheim, weil sie anscheinend der Ansicht sind, dass Sohnemann alles stehen und liegen lassen muss, wenn sie ihn mit einem Besuch beehren. Das ist in meinen Augen schon sehr viel weniger legitim und reichlich egozentrisch. Ich wüsste jetzt auch nicht, für wen ich Partei ergreifen sollte - intelligenten Umgang mit Konflikten kann ich hier in jedem Fall bei keinem Beteiligten erkennen.

Ohne dabei gewesen zu sein, vermute ich hier einfach mal, dass in der Familie generell einiges im Argen liegt und die Besuchsproblematik nur ein Symptom darstellt, während das wahre Problem ganz woanders gelagert ist, und sei es nur in einem genetisch übermittelten Hang zum schnippischen Überreagieren und Beleidigtsein.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich weiß nur, dass der Vater recht empfindlich ist und da schnell mal beleidigt reagiert, wenn irgendwas nicht so läuft. Es geht aber anscheinend wirklich nur um die Besuche, die eben so nicht stattfinden konnte. Vielleicht hätte mein Bekannter da auch eher an die Empfindlichkeit des Vaters denken sollen und deswegen direkt einen Alternativtermin anbieten sollen.

Mein Bekannter meint aber, dass seine Eltern selten mal zu Besuch kommen wollen und er dann auch Zeit haben müsste, sonst wären sie eben schnell beleidigt. Ich glaube nicht, dass da noch irgendein anderes Problem dahinter steckt. Aber genau sagen kann ich das natürlich auch nicht.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich denke auch Gerbera hat Recht und hier macht jeder nun auf beleidigten Dickkopf und spielt das Kleinkind. Den Eltern passt es nicht in den Kram, dass der Sohnemann nicht direkt gesprungen ist wenn sie kommen wollten und dem Sohnemann ist es nun zu blöde, eine Einladung auszusprechen und jeder schiebt sich die Schuld gegenseitig zu. Denn es ist auch immer einfacher die anderen Verantwortlich zu machen und nicht sich selbst.

Hier würde es nur helfen wenn beide Seiten über ihren Schatten springen und das mal aufklären. Hat der Sohnemann denn gesagt warum es nicht geklappt hatte mit den Besuchen, sprich Krankheit und Arbeit oder wurde ohne diese Begründung abgesagt? Denn dann kann es schon so sein, dass die Eltern es in den falschen Hals bekommen haben und als "kein Bock" interpretiert haben und nun auf eine Einladung warten.

Meine Eltern brauchen übrigens gar nicht ohne Einladung und Anmeldung hier vor der Matte stehen. Entsprechend aber auch nur weil wir ein angespanntes Verhältnis haben und keinerlei Kontakt besteht, würde ich sie so und unangemeldet auch nur ungerne ins Haus lassen. Da ich viel Beschäftigt bin, ist meine Zeit ebenfalls begrenzt und daher spreche ich solche Einladungen für Jedermann aus, wenn es mir passt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Meine Eltern besuchen mich immer nur mit Ankündigung, was ich mir auch gar nicht anders vorstellen kann. Momentan habe ich eine 50-60 Stunden-Woche und bin meistens unterwegs. Wenn mich jemand spontan besuchen will, kann es sehr gut sein, dass ich gar nicht zu Hause bin. Aber auch wenn ich zu Hause bin, bedeutet das auch nicht immer, dass ich Zeit habe. Meistens habe ich viel zu tun, so dass ich längere Besuche immer nur geplant empfange.

Ich fände es auch irgendwie blöd, wenn meine Eltern von selbst vorschlagen würden, mich an einem bestimmten Tag zu besuchen. Meine Eltern sind viel zu Hause und längst nicht so eingespannt wie ich, so dass ich schon finde, dass Verabredungen von mir ausgehen sollten. Das hängt auch damit zusammen, dass ich keinen festen Tagesablauf habe, sondern jeder Tag anders bei mir aussieht, was bei meinen Eltern genau andersrum ist.

Ich verstehe also nicht, weshalb die Eltern in deinem Beispiel beleidigt sind. Dass man immer Alternativtermine nennen muss, finde ich auch nicht. Ich habe meinen Eltern auch schon mal gesagt, dass es momentan schwierig ist und ich ihnen dann erst Bescheid geben kann, wenn sich die Lage beruhigt hat. Meine Eltern hatten da aber auch Verständnis dafür und das erwarte ich normalerweise auch.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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