Als Chefin jammern und nicht handeln nachvollziehbar?
Ich las in der Zeitung, dass das Deutsche Patentamt bei der Bearbeitung der anstehenden Patentverfahren nicht hinterher kommt und ziemlich überlastet ist. So würden aktuell mehr als 200.000 offene Patentprüfungsverfahren warten müssen. Das beklagt zumindest die Präsidentin der Behörde öffentlich und auch, dass sie die Konkurrenz aus China fürchtet.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie man öffentlich so viel jammern und sich beklagen kann. Hat die Dame keinen Einfluss darauf, mehr Personal einzustellen und die Arbeit generell effizienter zu gestalten, sodass solche Verfahren schneller abgeschlossen sind? Könnt ihr nachvollziehen, wenn eine Chefin oder ein Chef eher jammert und nicht handelt?
Die Frau ist immerhin nicht die Besitzerin des Amtes und agiert auch nicht mit eigenem Geld. Wahrscheinlich ist sie angestellt oder verbeamtet und erhält ihr Budget von einer übergeordneten staatlichen Stelle zugeteilt und muss sehen, wie sie damit klar kommt. Daher hat sie im Personalbereich wahrscheinlich auch keine uneingeschränkte Möglichkeit Leute einzustellen.
Täubchen, was soll die Frau denn deiner Meinung nach machen? Das Amt bekommt von der Politik ein jährliches Budget zugeteilt und dann wird dieses Budget auf die verschiedenen Kostenstellen und Projekte verteilt. Dabei hat sie zwar ein Mitspracherecht, aber die Entscheidungsgewalt liegt nicht bei ihr.
Und mit dem, was die verschiedenen Gremien festgelegt haben, muss sie arbeiten. Neues Personal gibt es dann einfach nicht. Und da liegt der Schritt nahe, an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn alle Anfragen, Anträge und Bitten keinen Erfolg haben. Mehr Mittel gibt es nämlich nur, wenn die Politik die bereitstellt.
Und ja, ich kann nachvollziehen, dass ein Chef jammert, meckert und seinem Ärger Luft macht. Du kannst fünfmal einen Konzern leiten, wenn der Aufsichtsrat nicht zustimmt, sind dir die Hände gebunden. Deine Behörde kann im Chaos versinken, wenn der Haushalt nicht mehr Mittel vorsieht, dann ist das so. Du kannst als medizinischer Leiter eines Krankenhauses die Mitarbeiter auf dem Zahnfleisch kriechen sehen und eine Explosion der Infektionsrate beklagen. Wenn der kaufmännische Leiter und der Vorstand nicht reagieren, dann gibt es keinen Mitarbeiter und kein bisschen Desinfektionsmittel, Schulungen und Zeit mehr. Willkommen in der Realität.
Ich finde es auch durchaus nachvollziehbar, dass die Frau auch in der Öffentlichkeit ihr Problem kundtut, damit sich etwas ändert. Wenn sie ein ihr zugeteiltes Budget hat, dann kann sie eben nicht einfach so zig neue Leute einstellen, weil das Budget dann sicher überschritten wird und sie sich damit selber Probleme einhandelt. Dann hilft es manchmal nur, zu jammern und dann darauf zu hoffen, dass durch den öffentlichen Druck etwas passiert.
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