Als Chef mit abgelehnten Bewerbern in Kontakt bleiben wollen
Ich habe neulich ein Telefonat von meiner Chefin mitbekommen. Diese musste einem Bewerber absagen, der wohl auch zum Vorstellungsgespräch hier gewesen ist. Sie betonte dann auch am Telefon, dass er super in unser Team gepasst hätte und dass sie ein gutes Gefühl bei ihm gehabt hätte und ihn auch am liebsten eingestellt hätte, aber es hätte sich eben jemand gefunden, der von den Qualifikationen einen Tick besser zu der Stelle passt. Sie denkt eben in Projekten und ihr ist es eben wichtig, dass man Mitarbeiter zusammen hat, die für das Projekt am qualifiziertesten sind, weil man nur so die besten Ergebnisse erzielen könnte.
Sie sagte dem Bewerber auch gleich, dass er eingestellt worden wäre, wenn die andere Bewerberin nicht erschienen wäre, diese würde aber eben besser passen und dann könnte man eben nichts machen. Sie fragte dann aber auch, ob man nicht in Kontakt bleiben wolle und ob sie seine Bewerbung noch einmal berücksichtigen dürfte. Denn es könnte sein, dass sich in wenigen Monaten eine Stelle auf tut, auf die seine Qualifikationen perfekt passen würden.
Könnt ihr verstehen, dass man als Chef mit abgelehnten Bewerbern in Kontakt bleiben möchte? Wie würdet ihr als abgelehnter Bewerber in so einer Situation reagieren? Werd ihr da schon dankbar für so einen Hinweis über eine neue Stelle im Juli oder werd ihr da eher nachtragend und beleidigend, weil es mit eurer Wunschstelle nicht geklappt hat?
Warum denn nicht? Sie hat ja gut erklärt, warum sie das so machen möchte und das er eigentlich ganz gut gewesen wäre. Ich denke auch nicht, dass man nach einer netten Absage nachtragend ist, wobei ich schon denke, dass jemand, der so im Gedächtnis geblieben ist im positiven Sinne auch schnell eine Arbeit finden wird und man sich dann als Chef darüber ärgert ihn nicht sofort genommen zu haben. Verstehen kann ich deine Chefin da aber schon und denke, dass sie es gut gelöst hat.
Eben warum denn nicht? Immerhin hat man ein Feedback bekommen was doch sehr positiv ist und man ist in bleibender Erinnerung geblieben. Somit kann man das auch bei seiner Stellensuche nutzen und wenn sich im Juli etwas auftut, dann sind es auch nur einige Monate bis dahin die es zu Überbrücken gilt und dann hat man einen Job.
Immerhin hat die Chefin gefragt ob sie das darf und wenn ein Bewerber kein Interesse daran hat, dann wird das auch unterlassen. Von der Chefseite ist das auch eine super Sache, denn dann muss man sich wenn die neue Stelle geschaffen worden ist, nicht erst wieder mit hunderten Bewerbungen auseinander setzen und Vorstellungsgespräche führen, sondern hat direkt jemanden für diesen Posten den man vorher kennengelernt hat.
Anders mache ich das ebenfalls nicht und manchmal kommt dieser Bewerber dann noch nachträglich mit in mein Unternehmen hinein. Manchmal haben sie in der Zeit dann schon etwas anderes gefunden und ich bekomme diese Rückmeldung. Aber zumindest erkunde ich mich dann alle paar Wochen nach dem Stand der Dinge, ob der Bewerber schon etwas neues hat und bekunde damit immer noch mein Interesse an ihm und zeige damit ebenfalls, dass es nicht nur leere Worte waren sondern es mir damit auch durchaus ernst war.
So lange der Chef das wirklich ernst meint und nicht nur so daher sagt, um den abgelehnten Bewerber vom Eskalieren abzuhalten, finde ich das völlig in Ordnung. Also wenn es tatsächlich ernsthaft beabsichtigt ist, die nächste Stelle mit dieser Person zu besetzen. Dann ist das doch eine tröstliche Aussage, dass man als kompetenter Mensch rübergekommen ist, aber einfach nur zur falschen Ausschreibung anwesend war.
Sollte man aber so etwas gesagt bekommen und der Chef meldet sich nie wieder, fände ich das schon unterirdisch. Besonders dann, wenn man in dem Unternehmen noch Bekannte hat, die Insiderwissen haben und einem dann nach den paar Wochen erzählen, dass die Stelle intern an jemand ganz anderen vergeben wurde.
Da wäre ich richtig sauer. Denn wenn man vielleicht eine andere nicht so gute Stelle dafür nicht angetreten ist, weil man auf die mündliche Zusage gebaut hat, kann das schon arg ärgerlich sein. Und mit einer mündlichen Zusage alleine kann man auch keine Ansprüche durchsetzen, so dass man am Ende unter Umständen ziemlich blöd dasteht, wenn man sich zu sehr darauf verlässt, dass die Aussage ernst gemeint war.
Ich denke auch, dass es einfach auf die Ehrlichkeit dieser Aussage ankommt. Wenn das nur so daher gesagt wird, dann kann ich dem nichts abgewinnen. Aber wenn der Chef das wirklich ernst meint, dann ist es doch eine tolle Sache. Dann ist man in dem Unternehmen als passender Kollege und beinahe perfekter Bewerber auf eine Stelle wahrgenommen worden und das muss doch trotz der Absage auch Mut machen.
Wenn mir diese Frage gestellt werden würde, ob man wegen einer Stelle in einigen Monaten in Kontakt bleiben kann, dann würde ich dem natürlich zustimmen, wenn ich denn selber einen guten Eindruck von dem Unternehmen hatte. Es bedeutet ja nicht, dass man sich nicht auch zeitgleich noch auf andere Stellen bewerben kann. Aber es ist doch eine gute Chance, wenn das eben nicht klappen sollte.
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