Als Chef Kündigung von langjährigen Mitarbeiter hinnehmen?
Eine Bekannte hat so um die 15 Jahre in einem Betrieb gearbeitet. Ihr hat die Arbeit im großen und ganzen Spaß gemacht, auch wenn es natürlich mal schlechte Tage und auch blöde Aufgaben gab. Nun wurde sie aber vor kurzem in eine Abteilung gesteckt, bei der es sich um harte Knochenarbeit handelt. Sie ist nicht mehr die Jüngste und hat wirklich ihr Bestes gegeben, aber doch gemerkt, dass sie das einfach so nicht mehr schafft.
Daher hat sie sich zur Kündigung entschlossen, was ihr auch nicht leicht gefallen ist, da sie immerhin zu vielen Kollegen ein gutes Verhältnis hat und so lange schon dort arbeitet. Sie hat dem Chef dann ihre Kündigung gegeben und dieser hat sie kommentarlos entgegen genommen. Er hat nicht mal irgendwas gesagt, dass es schade wäre oder ähnliches. Ich muss sagen, dass ich wenigstens mit irgendeiner Floskel gerechnet hätte. Er hat anscheinend nur gefragt, ob es unter den Kollegen jemanden geben würde, der nun den Job der Bekannten übernehmen könnte.
Ist es üblich, dass ein Chef eine Kündigung von einem langjährigen Mitarbeiter so kommentarlos hinnimmt? Ist es nicht nett, wenn der Vorgesetzte dann noch etwas höfliches sagt? Oder ist das doch zu naiv gedacht und auch nach einigen Arbeitsjahren nicht unbedingt drin?
Wer sagt denn, dass ein Chef nett sein muss? Vielleicht ist er einfach auch persönlich sehr verletzt, dass diese Bekannte von dir in der Firma 15 Jahre lang arbeitet und dann einfach kommentarlos die Kündigung einreicht? Zumindest liest sich das so in dem Beitrag, ob das in der Realität tatsächlich so drastisch war, kann man hier vor dem Bildschirm ja nicht abschätzten. Aber vielleicht hat der Chef ja auch einfach erwartet, dass man vor einer Kündigung das Gespräch sucht und dem Chef einfach darlegt, dass die neue Stelle, auf die man intern versetzt wurde nicht die richtige Position ist und ob man nicht einvernehmlich eine Möglichkeit finden könnte, dass sowohl Chef als auch Mitarbeiter damit gut bedient sind. Vielleicht hätte der Chef ja dann schon auch ohne Kündigung die Kollegen der Bekannten gefragt, wer ihre Aufgaben übernehmen würde und hätte vielleicht zwei Mitarbeiter tauschen lassen?
Denkbar ist auch, dass der Chef seit dem Wechsel auf diese anstrengende Stelle mit deiner Bekannten auch nicht mehr zufrieden war. Wenn sie die Arbeit als zu belastend empfand, hat sie möglicherweise nicht die Leistung erbracht, die von ihr erwartet wurde. Vielleicht hat der Chef selbst schon mit dem Gedanken gespielt, der Bekannten irgendwie zu kündigen und hat sich gescheut, weil der dann vielleicht hätte Abfindung zahlen müssen oder ähnliche Kröten schlucken müssen. Vielleicht war er ja sogar insgeheim sehr dankbar, dass die Dame ihm mit ihrer eigenen Kündigung das Leben sehr erleichtert hat. Und wenn man sich dann innerlich freut und schon genug damit zu tun hat, das zu verbergen, ist es für viele Leute recht schwer, dann irgendwie zu sagen, man würde die Kündigung bedauern, wenn das gar nicht so ist.
Aber ich kann vollkommen nachvollziehen, dass die Bekannte da verletzt ist und eine andere Reaktion erwartet hat. Denn auch der Chef hätte im Vorfeld, bevor die Situation so verfahren wird gegensteuern können oder mal zum Gespräch bitten können. Dann hätte es gar nicht so weit kommen müssen. Aber die Realität ist eben nicht immer das, was man sich in seinem Wunschdenken erwartet.
Warum muss ein Chef unbedingt immer bedauern, wenn ein langjähriger Mitarbeiter kündigt? Manchmal ist es auch genau umgekehrt und man ist vielleicht schon lange nicht mehr mit der Leistung des Mitarbeiters zufrieden und da bei Kündigungen ab einer gewissen Betriebsgröße auch eine Sozialauswahl getroffen werden muss, sind da ältere Kollegen, die zudem auch lange im Betrieb sind schwerer zu kündigen als eben jüngere mit kurzer Betriebszugehörigkeit.
In so einem Fall verlieren Chefs eben keine Worte des Bedauerns, sondern manchmal sagen sie dann eben einfach gar nichts.
In dem Fall deiner Bekannten lässt sich sowieso schon vermuten, das da im Betrieb eventuell irgendetwas schon nicht mehr stimmte, denn einfach mal so wird man auch nicht mir nichts dir nichts in eine andere Abteilung versetzt. Vor allem dann nicht, wenn die Leistungen gepasst haben wird man nicht plötzlich in eine Abteilung gesteckt, wo man schon damit rechnen kann, das der Mitarbeiter die Anforderungen nicht mehr schaffen kann und so was wissen Vorgesetzte in der Regel schon sehr gut, immerhin kennen sie ihre Mitarbeiter eben auch schon entsprechend lange und können das einschätzen.
Ich vermute deshalb, das der Chef in diesem Fall eher darauf gehofft hat, das deine Bekannte aufgrund der Versetzung kündigt und deshalb keine Worte über die Kündigung verloren hat.
Ohne die genauen Umstände zu kennen ist es natürlich schwierig, das hier zu beurteilen. Ich kann mir vorstellen, dass es für einen Chef dann auch erst mal ein Schock ist, wenn eine langjährige Mitarbeiterin einfach so kündigt und ohne Vorankündigung eben das Kündigungsschreiben überreicht. In so einer Situation ist es dann eben nicht immer leicht, die richtigen Worte zu finden.
Wahrscheinlich war der Chef dann in Gedanken schon dabei, die Stelle neu zu besetzen, damit es nicht zu einem Engpass kommt und hat deswegen als erstes die Frage nach einem Kollegen gestellt, der die Stelle übernehmen könnte. In so einem Fall muss man eben auch praktische Überlegungen anstellen, wie es eben weiter geht.
Aber es stimmt schon, dass wenigstens eine Phrase nett gewesen wäre, dass es aber schade ist und dass sie dem Betrieb fehlen wird oder so etwas in der Art. Allerdings bringt einen das ja auch nicht wirklich weiter und so wäre es mir im Grunde auch egal, ob mein Chef so etwas sagt.
Aus Chefsicht muss ich sagen, dass es nicht immer bedauerlich ist wenn ein Mitarbeiter kündigt nachdem er mehrere Jahre im Unternehmen tätig war. Denn nicht immer ist die Arbeit von den Mitarbeitern die lange da sind, auch die beste und auch vom persönlichen her trauert man auch einigen Menschen nicht wirklich nach wenn sie die Firma verlassen.
Das Kommentarlose kommt auch noch mit daher, dass es wohl ein wenig überraschend kam, da nichts vorher angekündigt worden ist. Damit man nichts falsches sagt, ist es manchmal einfach besser den Mund zu halten und nicht mit Floskeln und Dingen anzufangen, die man gar nicht so meint. Ich habe das auch schon erlebt, dass ich nichts gesagt habe und mich erst einige Tage später dazu geäußert habe. Aber auch nicht immer habe ich es bedauert wenn sich jemand verabschiedet hat, der seit Anbeginn meiner Firma mit dabei war.
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