Als Azubi Arbeitszeugnisse schreiben?

vom 08.06.2015, 05:14 Uhr

Der Arbeitskollege meines Freundes möchte Ende des Jahres, wenn sein Vertrag in der Firma ausläuft, woanders sein Glück versuchen und „bettelt“ schon seit Anfang des Jahres um ein Arbeitszeugnis mit dem er sich dann eben bei anderen Arbeitgebern bewerben könnte. Dieser Anfrage wurde erst nach mehrmaligem „Betteln“ stattgegeben, sodass er Monate gebraucht hat, bis er sein erstes Arbeits-Zwischenzeugnis überhaupt in den Händen gehalten hat. Er hat jedoch festgestellt, dass dieses Zeugnis lauter Fehler in Rechtschreibung und Grammatik wirkte und es ihm total peinlich gewesen ist, das bei seinem potentiellen zukünftigen Arbeitgeber bei der Bewerbung beizulegen.

Nach einiger Recherche hat er dann heraus gefunden, dass dieses Zeugnis nicht einmal seine Arbeitgeber verfasst haben, sondern dass einfach ein Azubi damit betraut wurde. Es wurde hinterher nicht einmal Korrektur gelesen oder überhaupt gelesen, sondern einfach weiter gereicht. Ich finde das ziemlich befremdlich und kann mir nicht vorstellen, dass das so in Ordnung ist und auch üblich ist.

Wie seht ihr das? Darf ein Azubi überhaupt Arbeitszeugnisse im Auftrag des Chefs schreiben? Oder ist das eine Aufgabe, die gar nicht an andere weiter gegeben werden darf und die nur der Chef persönlich durchführen darf?

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich glaube nicht, dass ein Azubi das machen darf. Ansonsten sollte so ein Arbeitszeugnis aber immer wohlwollend sein und dies ist es nicht, wenn ein Haufen Fehler vorhanden sind. Ich würde also mit diesem Wisch noch mal direkt beim Chef vorsprechen und dann auch erst gehen, wenn man eine gemeinsame Lösung gefunden hat. So etwas kann ja nicht sein.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Warum sollte ein Azubi kein Zeugnis schreiben dürfen? Es gibt schließlich keine Mindestqualifikation, um ein Zeugnis erstellen zu dürfen. Mancher Chef macht das selbst und hat keinen Schimmer. Auch wenn mal wieder eine externe Agentur beauftragt wird oder die Personalabteilung in der Hauptstelle in einem anderen Bundesland liegt, ist das prinzipiell ok.

Ein Azubi ist weisungsgebunden und darf den Auftrag ebenso erfüllen wie andere Mitarbeiter auch. Das Problem liegt doch darin, dass das Zeugnis nicht vernünftig kontrolliert wurde und der Inhalt wahrscheinlich weniger passend ist. Das liegt aber an den Vorgesetzten und nicht am Azubi.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Der Chef darf jeden damit beauftragen ein Arbeitszeugnis zu schreiben, auch den Azubi. Natürlich haftet er aber auch für alles, was da so drin steht.

Aber aus persönlicher Erfahrung kann ich dir mitteilen, dass auch ein vom Chef selbst geschriebenes Zeugnis voller Fehler und peinlich sein kann. Meinem Partner ist das so passiert. Es hatte sogar angeboten, das Zeugnis selbst zu schreiben und auch einen Entwurf bei der Firma eingereicht, nachdem er sechs Monate nach Ausbildungsende immer noch keines hatte.

Nach vielen weiteren Schreiben hat er dann ein Jahr nach Ende seiner Ausbildung ein Zeugnis voller Rechtsschreibfehler bekommen, das auch inhaltlich einfach nur peinlich war. Wir mussten dann einen Anwalt einschalten, weil sich die Firma geweigert hat, das Zeugnis zu verbessern. Er hatte somit erst 18 Monate nach Ausbildungsende sein Zeugnis.

Viele Chefs wollen einfach keine Zeit für die Arbeitszeugnisse aufwenden, es ist für sie nur eine lästige Notwenigkeit, die sie gerne an andere abschieben. Oder sie wollen ihrem Arbeitnehmer noch Steine in den Weg legen, indem sie unmögliche Zeugnisse schreiben. Man hat aber einen Anspruch auf ein wohlwollendes und fehlerfreies Arbeitszeugnis und ich würde das notfalls auch immer wieder mit Hilfe eines Anwaltes durchsetzen.

» danty » Beiträge: 540 » Talkpoints: 4,79 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^