Als Ausbilder mit Leistungen der Schüler angeben?

Ich hatte neulich das Vergnügen, mich kurz mit einer Frau zu unterhalten, die - wie sich herausstellte - Ausbilderin im Gesundheitswesen ist. Sie meinte dann auch damit prahlen zu müssen, dass alle ihre Azubis die Ausbildung vorzeitig abgeschlossen hätten. Dies wäre natürlich ihr Verdienst, weil sie die Azubis gut vorbereitet hätte. Auch hätten alle Azubis einen 1er Abschluss erreicht.

Meiner Ansicht nach hat das nichts mit den Qualitäten des Ausbilders zu tun, sondern mit der Vorbildung. Wie sich herausstellte, hatten alle ihre Azubis Realschulabschluss und damit kann man eine dreijährige Ausbildung grundsätzlich um ein halbes Jahr verkürzen. Bei Abitur ist sogar eine Verkürzung von 12 Monaten möglich und ein 1er Abschluss hängt ja wohl eher davon ab, wie sehr sich der Schüler in der Berufsschule anstrengt. Wie seht ihr das? Findet ihr es sympathisch, wenn ein Ausbilder mit den Leistungen seiner Schüler angibt? Hat ein Ausbilder denn Grund dazu? Oder ist es allein der Verdienst des Azubis?

Ein 1er hängt nicht nur damit zusammen, wie stark sich jemand anstrengt. Es gibt einfach Dinge, da erreicht selbst der letzte Depp eine gute Zensur auf dem Blatt Papier, da die Vorgaben so gering angesetzt sind. Sprich diese müsste man dann ebenfalls noch mit bedenken, dass das alles Intelligenzbestien und Überflieger sind mag ich doch sehr bezweifeln.

Aber was man auch sagen kann, natürlich kann man als Ausbilder stolz sein wenn alle seine Schützlinge durch die Prüfung kommen, überragend gut abschneiden und besser als der Durchschnitt ansonsten sind. Denn das ist das Feedback was man für seine Arbeit bekommt, hat man guten Unterricht gemacht, es verständlich erklärt damit auch der letzte Dödel es versteht, dann ist das eine Leistung die auch Anerkannt werden sollte.

Schau doch mal in die Schulen hinein, da findest du tausende Mathelehrer aber nicht alle machen guten Unterricht damit es auch jeder versteht und sei er noch so schlau oder dumm. Manche legen es darauf an, dass die Schüler schlecht abschneiden und andere sind motiviert und bestrebt, dass es auch der letzte versteht und anwenden kann. War zu meiner Schulzeit nicht anders, bei deiner sicher auch nicht und in der Ausbildung auch nicht. Der eine Notarzt hing die ganze Zeit auf dem Stuhl herum und es kam nur "lest euch das durch, bei Fragen fragt" der andere hat Unterricht gemacht der hängen geblieben ist auf seine Art. Was meinst du wohl, wo die Mehrheit bessere Zensuren erreicht hat beim unmotivierten oder beim motivierten?

Ob ich das Sympathisch finde hängt ganz davon ab wie es präsentiert wird und der Mensch selbst. Jemand der sich nur über die anderen profiliert und damit prahlen geht an jeder Ecke auch wenn es niemanden interessiert, macht ein anderes Bild als jemand der das nicht jedem auf die Nase bindet, eher bescheiden ansonsten auftritt und auch weiter am Ball bleibt damit es so bleibt. Sozusagen kein One Hit Wonder, wie es manchmal eben auch der Fall ist.

Mein Lehrrettungsassistent damals ist einer der besten in diesem Bereich und das kann ich nach wie vor sagen. Auch nach 20 Jahren immer noch belebter und motivierter Unterricht, jeder bekommt es gebacken und mit Recht endlich mal befördert worden zum Schulleiter. Das hat er sich alles erarbeitet über die Jahre hinweg und warum sollte ich das nicht würdigen an Leistung? In der Zeit hat er mehr lebensfähige Rettungsassistenten und Notfallsanitäter auf den Weg gebracht, die mehr Wissen und auf der Pfanne haben, als so manch ein studierter Notarzt. Bei einem von ihm ausgebildeten Rettungsassistenten oder Notfallsanitäter würde ich mich jederzeit behandeln lassen, bei anderen schaue ich mehrmals hin - da ich um die Qualität weiß und man erkennt sich auch gegenseitig, egal in welchem Bundesland man arbeitet oder gar im Ausland. Sorgt immer wieder für einen Lacher.