Als Ausbilder keine Ahnung von Ausbildung haben?

A ist aktuell auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz und hatte schon diverse Vorstellungsgespräche. Besonders das letzte Vorstellungsgespräch war laut A ziemlich seltsam und irritierend. So schien der Arbeitgeber nicht mal wirklich Ahnung von der Ausbildung zu haben, obwohl der Betrieb so klein war, dass der Chef selbst für die Ausbildung zuständig ist.

So schien der Ausbilder nicht die geringste Ahnung davon zu haben, dass A die Ausbildung unter Umständen verkürzen könnte. Da A Zentralabitur vorweisen kann, wäre eine Verkürzung der Ausbildung von 3 Jahren auf 2 Jahre problemlos möglich. Bei einem bestimmten Notendurchschnitt könnte die Ausbildung schon nach 1,5 Jahren abgeschlossen werden.

Ist es eurer Meinung nach seriös, wenn ein Arbeitgeber solche Details gar nicht weiß, obwohl er selbst den Azubi ausbilden müsste? Oder ist das ganz normal, dass Ausbilder von derartigen Details so gar keine Ahnung haben?

Es darf nicht jeder Betrieb ausbilden. Dazu bedarf es einer Befähigung. Der Bewerber kann sich bei der Handlungskammer oder diversen Innungen über die Betriebe erkundigen, die ausbilden dürfen. Auch kann er die Berufsberatung der Agentur für Arbeit aufsuchen und dort ein Beratungsgespräch suchen. Sollte man es wirklich irritierend finden, wenn ein Mensch mal eine Rechtsvorschrift nicht kennt? Dann muss ich wirklich lachen, denn es ist lächerlich. A sollte cooler werden. Ich kenne hier viele Abiturienten in meiner Arbeit. Für alle gilt eine Ausbildung von drei Jahren.

Die meisten Auszubildenden hier haben Abitur. Und alle schließen ausnahmslos, falls sie bestehen, die Ausbildung nach drei Jahren ab. Da nun schon beim Erstgespräch auf dem hohen Ross zu sitzen und mit dem Zeugnis zu wedeln und zu verkünden, man müsste doch gar keine dreijährige Ausbildung absolvieren, halte ich für äußerst unklug. So etwas kommt eigentlich nie gut an. Und ich würde auf solch einen Klugscheißer in der Ausbildung auch gut verzichten können. Der ist einfach zu höherem berufen, dafür wäre mein Betrieb zu schlicht.

Was hat denn Verkürzen damit zu tun, ob jemand Ahnung von der Ausbildung hat? Verkürzen ist absolut unüblich. In meinem Kammerbezirk waren wir damals in meinem Jahrgang 90 Auszubildende. Rund die Hälfte hatte Abitur. Verkürzt habe nur ich und mein Chef, der seit 20 Jahren ausgebildet hat, die Kammer und die Berufsschule mussten sich alle erst informieren, weil der Fall so selten ist.

Die Abiturienten wollten beispielsweise gar nicht verkürzen. Ich habe ohne Abitur aufgrund der Leistungen in der Ausbildung verkürzt. Mein Chef hatte das noch nie. Schule und Kammer kannten das natürlich schon, aber Routine hatten die auch nicht. Waren da also alle ahnungslos, dumm und unfähig?

Ich denke auch, dass ein Ausbilder schon Ahnung von der Ausbildung selber haben kann, aber nicht zwingend wissen muss, in welchen Fällen der Auszubildende die Ausbildung verkürzen kann. Das kommt einfach nicht so oft vor und ich kann es mir vorstellen, dass ein Ausbilder sich dann wieder neu einlesen muss, zumal sich dabei ja auch immer wieder Details ändern können.

Darum wäre ich anstelle von A in so einem Fall nicht wirklich irritiert gewesen, sondern hätte erst einmal abgewartet und das dann mit dem Ausbilder besprochen, wie die Ausbildung am besten gemacht wird. Gerade bei einem kleinen Betrieb dürfte es nicht so unbedingt oft vorkommen, dass Auszubildende die Ausbildung verkürzen und so verstehe ich es, dass die Ausbilder über die Details nicht so informiert sind und sich erst einlesen müssen, wenn so etwas vorkommt.