Als Arzt kein Facebook Profil haben wollen?

vom 19.06.2016, 10:05 Uhr

Als ich letztes Jahr schwanger war, war ich natürlich oft beim Frauenarzt um die Termine der Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Wie das dann eben so ist, kommt man mit dem Arzt auch ins Gespräch. Mein Frauenarzt redet auch sehr gerne und gerade auch weil mein Mann da bei jeder Untersuchung dabei war, haben wir eben immer mal auch über Privates gesprochen.

So kam es dazu, dass mein Arzt meinte, dass er bei Facebook angemeldet war und dann immer wieder Anfragen seiner Patientinnen bekommen hat, was ihn genervt hat und deswegen hat er nun kein Profil mehr und will auch keines mehr, was er wiederum aber auch schade finden würde, da er so auch immer zu alten Kumpels Kontakt gehalten hat, aber die Frauen waren auch sauer, wenn er sie nicht angenommen hat.

Könnt ihr das nachvollziehen? Wie halten es eure Ärzte? Ich kann ihn da absolut verstehen. Immerhin kann es dann ja auch sein, dass alle fachspezifische Fragen stellen und dann hat man von seinem Profil auch nichts mehr.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich dreist von den (angehenden) Patientinnen, dass sie ihren Arzt bei Facebook stalken und vollspammen. Das gehört sich nicht und hinterher wundern sich die Patientinnen dann, wenn der Arzt nicht zur Ruhe kommt, nicht mal in seiner Freizeit und dann Probleme mit Burnout bekommt.

Ich würde auch nie auf die Idee kommen, einen Arzt persönlich über Facebook nach einem Termin oder um Aufnahme zu bitten. Dafür sind doch die Arzthelferinnen zuständig. Ich fürchte, in diesem konkreten Fall hätte das auch nichts gebracht, wenn er neue Kontaktanfragen ablehnt in den Einstellungen. Im Extremfall würden diese "Stalkerinnen" ihm dann vor der Praxis auflauern und ihn privat weiter terrorisieren.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich kann das gut nachvollziehen und das ist leider nicht nur bei Ärzten so, sondern auch bei anderen gefragten Berufsgruppen wie Rechtsanwälten, Bankberatern, Unternehmensberatern und anderen sozialen Berufen. Ständig wird man angeschrieben, angerufen und nach jedem Aua und Wehwehchen befragt.

Mir geht es dabei leider nicht anders und das war auch der Grund, wieso ich mich sehr lange geweigert habe mich bei Facebook und anderen sozialen Medien anzumelden. Auch vor meinen Nachbarn erwähne ich nicht, was ich arbeite. Denn sobald das mitbekommen wird, stehen diese auch bei jeder Zeit an der Tür und wollen einen medizinischen Ratschlag oder auch eine Beratung für ihr eigenes kleines Unternehmen.

Passiert ist mir das bislang in zwei Wohnungen, als ich die Nachbarn mit dem Rettungswagen abholen musste und einmal zufällig das Private Wohnhaus meines Geschäftspartners in der Nebenstraße zu meiner eigenen Mietwohnung gelegen hat und man sich vom sehen bereits kannte. Danach wurde das ganze verbal weiter verbreitet und ich hatte kaum noch Ruhe, auch nachts um 3 Uhr wurde bei mir geklingelt mit "ich habe Ohrenschmerzen seit 4 Tagen können Sie mal schauen". Facebook ist dabei nicht anders und dürfte noch schlimmer sein, da mehr Leute erreicht werden und im Internet allgemein die Hemmungen geringer sind jemand anderen anzuschreiben und nach etwas zu fragen.

Darauf kann ich ehrlich gesagt verzichten in meiner Freizeit und in meinem Privatleben damit noch belästigt zu werden und entsprechend kann man mir auf Facebook auch nur Nachrichten schreiben, wenn ich mit der anderen Person befreundet bin. Wen ich als Freund in meine Liste aufnehme ist dabei jedoch sorgfältig ausgewählt und wenn dann trotzdem solche Anfragen kommen, dann werden diese ignoriert und auch blockiert. Zudem habe ich auch nichts angegeben was in meine berufliche Richtung schließen lässt um mich vor nervigen Kontaktaufnahmen selbst zu schützen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich hatte zu Myspace Zeiten das Problem, dass ich wirklich willkürliche Anfragen von Leuten bekommen habe, die mich gar nicht kannten aber wohl mein Bild toll fanden oder die einfach den gleiche Musikgeschmack oder irgendwas hatten. Und die ein oder andere "wir saßen in der Grundschule doch in der dritten Klasse hintereinander" Anfrage war auch dabei.

Als Facebook dann aktuell wurde habe ich deshalb erst mal geschaut wie es mit den Sicherheitseinstellungen aussieht und ob ich solche Probleme auf meinem neuen Account vermeiden kann und ja, das kann man. Man kann problemlos mit seinen alten Kumpels in Kontakt bleiben und es für Fremde fast unmöglich machen in Kontakt zu treten.

Ich kann jeden verstehen, der generell keine Lust auf soziale Netzwerke hat. Das kostet ja auch viel Zeit, die man vielleicht lieber für andere Dinge nutzen würde, aber mangelnde Privatsphäre ist eigentlich kein Argument dagegen. Man muss nur am Anfang ein bisschen Zeit investieren, weil vieles natürlich so voreingestellt ist, dass Einträge und persönliche Daten für alle sichtbar sind.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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