Als Apotheker politische Statements unter dem Kittel tragen?

vom 16.04.2017, 19:59 Uhr

Neulich war ich mit einem Freund in der Apotheke um für ihn etwas abzuholen. Uns hat dabei eine junge Apothekerin bedient, die wohl noch relativ neu in ihrem Beruf war. Weil es schon relativ warm war, hat sie wohl ihren Kittel offen gelassen, sodass man das T-Shirt sehen konnte, dass sie unter ihm trug.

Auf diesem T-Shirt war ein politisches Statement geschrieben. Dadurch, dass der Kittel offen war, musste man eigentlich darauf achten. Wie viele T-Shirts mit politischen Texten war halt auch dieses ziemlich "Eye-Catcher" mäßig gestaltet. Somit musste eigentlich jeder, der sich von der Dame bedienen ließ die Nachricht sehen.

Als wir fertig waren, regte sich mein Freund sehr darüber auf. Er fand es unangemessen, dass diese Dame öffentlich bei ihrer Arbeit dieses T-Shirt trägt. Durch ihre elementare Rolle in der Apotheke könne man sich ja vielfach gar nicht aussuchen, ob man sich von ihr bedienen lassen möchte. Ihn machte die Sache ziemlich sauer.

Wie seht ihr das? Sollten Apotheker immer neutrale Kleidung (auch unter ihrem Kittel) tragen? Oder ist das vollkommen egal, weil ja klar wird, dass das nur die Meinung der jeweiligen Person ist? Oder seht ihr es vielleicht so, dass eine gewisse Seriosität von diesem Beruf erwartet werden kann, der es unangemessen macht, wenn man seine private Meinung nach außen trägt?

» Mr. Law » Beiträge: 365 » Talkpoints: 25,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Mir ist das egal. Wenn da eine Apothekerin auf ihrem T-Shirt "I love AfD" stehen hat, gehe ich halt woanders hin. Ansonsten ist es mir egal ob sie Trump doof findet oder sich für Tempo 30 Zonen einsetzt. Hauptsache sie berät mich bei meinem Medikamenten anständig.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich muss ehrlich sagen, dass mir politische Statements oft egal sind. Selbst wenn die Apothekerin auf die AfD abfahren würde und dies auch öffentlich kundtut, würde ich es akzeptieren, solange ich anständig behandelt werde. Es ist mir vollkommen egal, solange ich nicht in eine Diskussion verwickelt werden würde, die mir persönlich gegen den Strich gehen könnte.

Andererseits denke ich mir jedoch, dass man politische Statements vielleicht von der Arbeit fernhalten sollte. Besonders wenn es um so kritische Themen wie die AfD, NPD, Rassismus oder Abtreibung geht, sollte man sich vielleicht 8 Stunden am Tag nicht outen müssen. Was man danach macht, ist mir wurscht. Aber es geht schon im gewissen Sinne um ein professionelles Auftreten und das ist gegebenenfalls nicht gegeben.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich finde, dass jeder seine Meinung haben darf, jedoch würde ich es unangebracht finden, wenn man mit Kunden arbeitet und dann rechte Parolen auf dem Shirt trägt. So etwas ist einfach schädlich und würde letztendlich auch die Apotheke schädigen. Kaufen würde ich von einem Menschen, der ein AfD Shirt trägt nichts, einfach weil ich so einem Menschen nicht noch indirekt etwas geben möchte.

Wenn man sich politisch zeigt, muss man leider auch mit dem Feedback leben, positiv wie negativ. Selber würde ich solche Shirts nicht tragen und finde sie gerade auch, wenn man etwas verlaufen möchte alles andere als clever, denn die breite Masse kann man damit nicht ansprechen und sollte in einer Apotheke auch nicht stundenlang über Politik reden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Warum sollte man es sich nicht aussuchen können, ob man von dieser Dame bedient wird oder nicht? Es gibt mehr als nur eine Apotheke und wenn es einem nicht passt, sei es die Beratung, das Gesicht oder auch die Bekleidung dann geht man und sucht sich eine andere und kauft dort ein.

Was aber albern ist, dass alle hier der Meinung sind die AfD ist direkt nur rechts und man möchte das nicht unterstützen indem man dort dann noch etwas kauft. Es spielt gar keine Rolle ob man dort etwas kauft oder nicht, dank der Einzahlungen ins Gesundheitssystem finanziert ihr diese Dame wieder mit, die ihren Lohn von ihrem Chef bekommt, ob sie nun etwas verkauft oder auch den kompletten Tag nur auf die Kundschaft wartet. Somit müsstet ihr dann ebenfalls die Zahlungen an die Krankenkasse verweigern wenn ihr schon damit anfangt.

Wenn man danach geht, dann darf man niemanden etwas abkaufen da man bei jedem etwas finden wird was einem nicht passt. Sei es nun die Nase, die Bekleidung oder auch das Auftreten. Ich würde auch nicht etwas von einer Dame kaufen wollen die "Bitch" auf ihrem Shirt trägt oder meint herum laufen zu müssen wie eine Dorfnutte, aber ist damit das Produkt direkt schlecht oder die Beratung? Passt das Produkt und die Beratung, dann kaufe ich es dennoch und mache mir keine Gedanken dazu ob sich die Dame als nächstes das Shirt "Dorfhure" drucken lässt und anzieht. Dazu gehört schon einiges mehr als nur das reine Aussehen oder was man auf seiner Kleidung trägt.

Manch einer macht hier aber solch einen Aufstand deswegen und da sehe ich nur mal wieder, dass hier die Kleidung höher gestellt wird als alles andere und der Rest keine Rolle spielt. Auch wenn hier auf der AfD gehackt wird, schon mal Gedanken darum gemacht warum diese solche Zuläufe haben? Weil die Menschen mit der restlichen Politik auch nicht Einverstanden waren, sich belogen vor kamen.

Es ist so gut wie niemand dabei, der alle Thesen und Forderungen der AfD gut findet nur weil er für sie stimmt oder auch das nach außen zeigt. Mit machen Dingen haben sie Recht, mit anderen sind sie komplett Weltfremd aber so ist das bei jeder Sache, sei es nun Politik, Vegetarier, Veganer, Bekleidung, Elektrotechnik und Co. Man muss einfach mal mehr sehen und über seinen Tellerrand schauen, anstatt wegen eines Spruches oder einem einzelnen Gesichtspunkt jemanden in eine Schublade zu stecken.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Befremdlicher würde ich es finden, wenn beispielsweise ein Schullehrer mit solch einem T-Shirt sich vor die Klasse stellen würde, aber in der Apotheke würde ich da einfach drüber hinwegsehen. Sich dann von solchem Personal nicht bedienen lassen wollen, das finde ich ja Kinderkram. Den Faden könnte man ja auch noch weiter fortspinnen und fragen, ob man sich in Gelsenkirchen nicht von einem Apotheker bedienen lassen möchte, der sich offen zu Borussia Dortmund bekennt.

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» hiphop » Beiträge: 116 » Talkpoints: 40,46 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Mich würde ja zunächst einmal interessieren, was überhaupt auf dem T-Shirt stand. Für mich ist es nämlich schon ein Unterschied, ob jemand da so etwas wie "Tempo 30 in der Innenstadt!" oder "gegen Tierversuche" stehen hat oder sich als Neonazi outet. Aber wenn der Chef das T-Shirt nicht anstößig fand kann es ja nicht so schlimm gewesen sein.

Da ich mich an dem Nazi-T-Shirt wahrscheinlich schon stören würde, würde ich wohl tatsächlich in Zukunft eine andere Apotheke aufsuchen. Ich würde deshalb die Kompetenz der Angestellten nicht anzweifeln aber mit solchen Leuten möchte ich nichts zu tun haben und würde mein Geld in Zukunft lieber in einer Apotheke ausgeben, die solche Leute auch nicht duldet. Wenn mir das in einer Metzgerei oder einer Tankstelle passieren würde, würde ich genauso handeln.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Wenn es so stört, kann man ja auch wieder gehen und sich in einer anderen Apotheke bedienen lassen. Daher sehe ich gar kein Problem. Man kann solche Shirts ja auch einfach überlesen. Ich würde da wohl auch kein großes Theater machen. Wenn mich der Slogan auf dem Shirt so stören würde, dann würde ich eben die Apotheke wieder verlassen oder fragen, ob mich jemand anderes bedienen kann. Mir ist es eigentlich egal, was die Mitarbeiter in einer Apotheke oder beim Arzt für Kleidung unter dem Kittel tragen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich kann diese Heuchelei gar nicht verstehen. Wieso regt man sich bei der Freundin künstlich über eine Angestellte auf, obwohl die Freundin doch gar nichts mit der Situation zu tun hat? Warum redet man nicht mit der Angestellten und bringt seine Verwunderung zum Ausdruck, dass diese solch ein Motto zur Schau stellt? Hat er denn echt gar keine Courage?

Wenn mich etwas derart stört, spreche ich es halt an. Ich war einmal dienstlich in einer Privatwohnung. Die Frau hatte dort eine Art Altar für Adolf Hitler eingerichtet. Ich stand kopfschüttelnd davor und fragte, was das zu bedeuten hätte. Sie sagte daraufhin, dass das ihre Privatsache sei und sie in ihrer Wohnung tun und lassen könnte, was immer sie wollte.

Dann gab ich recht und sagte ihr, dass ich halt immer meine Meinung sage. Damit war das Gespräch beendet. Anders wäre es in der Apotheke auch nicht abgelaufen. Aber man hat seinen Standpunkt bekundet und es nicht so einfach hingenommen.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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