Als älterer Mensch noch Studium aufnehmen wollen, möglich?

vom 28.05.2016, 14:14 Uhr

A ist mittlerweile 45 Jahre alt und leider hat sie ihren Job verloren. Sie wollte schon immer studieren, aber es hat sich dann doch anders ergeben. Nach der Schule wurde sie schwanger und hat dann lieber eine Ausbildung gemacht, um Geld zu verdienen.

Durch As Arbeitslosigkeit, ist sie nun auf die Idee bekommen, dass sie sich ja nun ihren Traum erfüllen und doch noch studieren gehen könnte. Sie hat sich immer für Psychologie interessiert und würde dann gerne auch diesen Zweig wählen. Auch einen Nebenjob würde sie bekommen, da sie einen Bekannten hat, der sie jeder Zeit als Aushilfe in seinem Betrieb einstellen würde.

As Mann ist aber skeptisch und As Tochter ebenfalls. Beide sind der Meinung, dass A mit 45 einfach zu alt ist, um noch zu studieren. Ihre Tochter geht sogar soweit zu sagen, dass sie es peinlich findet, wenn ihre Mutter in dem Alter noch studieren gehen würde. Gibt es denn eine Altersbeschränkung bei einem Studium? Ist es wirklich eine Ausnahme, mit 45 noch ein Studium zu beginnen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Natürlich gibt es keine Altersbeschränkung, das Problem sehe ich eher im gewünschten Studienfach. Das Fach ist überlaufen und soweit ich weiß auch zulassungsbeschränkt. Ein Studium an seiner Wunsch-Universität ist also nicht sehr wahrscheinlich. Ist man mit 45 Jahren bereit für sein Studium umzuziehen wenn man eine Familie und einen zugesagten Nebenjob hat? Wahrscheinlich eher nicht.

Dazu kommt dann auch, dass man mit dem fertigen Studium nicht unbedingt fertig ist und oft noch Ausbildungen zum Beispiel aus Psychotherapeut nötig sind. Und wie gut sind die Berufschancen für eine Berufseinsteigerin Mitte 50? Und hat man mit Mitte 50 überhaupt Lust mit Vorgesetzten konfrontiert zu werden, die so alt sind wie die eigenen Kinder?

Ich finde es ja gut, wenn man sich von seinem Alter und der Meinung von anderen nicht von seinen Plänen abhalten lässt, aber in dem Fall würde ich doch zu einem realistischeren Studienziel raten. Es gibt im sozialen Bereich doch einige Fächer, die mit Psychologie zu tun haben aber einfacher zu studieren sind.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Meine Mitbewohnerin studiert Philosophie und sie meint, dass in ihren Hörsälen manchmal auch Rentner zu sehen sind, die sich wohl aus Langeweile noch für ein Studium entschieden haben. Das finde ich mit Mitte 60 schon sehr mutig. Studieren hat ja leider auch viel mit auswendig lernen zu tun und ob man das ab einem gewissen Alter noch hinbekommt, finde ich fraglich.

In meinem Studiengang sehe ich auch vereinzelt Menschen, die bestimmt schon über 50 sind, möglich ist also alles. Allerdings kann man bei uns auch gut berufsbegleitend studieren, was bestimmt noch als zusätzlicher Anreiz dazukommt.

Die Frage ist natürlich auch, welche Ziele A damit verfolgt. Glaubt sie, damit in Zukunft bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben? Nach einem Studium wäre sie schon 3 - 5 Jahre aus dem Berufsleben raus und 50 Jahre alt. Dass man es in diesem Alter schwerer hat, einen Job zu finden, ist ja bekannt. Und natürlich eignen sich nicht alle Studiengänge gleichermaßen. Medizin und Jura kann man getrost vergessen, das dauert beides zu lange und es kommt nach dem Studium ja noch eine Art Ausbildung dazu.

Empfehlen könnte ich sowas höchstens, wenn A ein Halbtagsstudium aufnehmen würde und nebenbei einem Job nachginge. Das ließe sich auf dem Lebenslauf noch am ehesten gut verkaufen.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Natürlich, wenn irgendein Teenager es als "peinlich" empfindet, dass man auch im Greisenalter von 45 Lenzen noch nicht mit dem Leben abgeschlossen hat, sondern sich lieber geistig und charakterlich weiterbildet, als auf dem Sofa vor sich hin zu dämmern, sollte man als Elternteil darauf Rücksicht nehmen. Mit 45 steht man ja wahrhaftig schon mit einem Bein im Grab, das Oberstübchen rostet und die vier Jahrzehnte steht man auch noch durch, bis man sich seine Träume nicht mehr erfüllen kann, weil man die Stiefmütterchen düngt.

Nachdem der Sarkasmus aus dem Weg ist, kann ich noch ergänzen, dass es definitiv keine Obergrenze für ein Studium gibt. Bei mir im Studium waren Rentner, die nach einer erfolgreichen Karriere in der Wirtschaft noch ein Studium (teilweise mit Promotion) in einem Bereich draufgesetzt haben, der sie wirklich interessiert. Bei diesen Damen und Herren hat auch beileibe noch nicht der Kalk gerieselt. Im Gegenteil: Sie waren oft leistungsmäßig besser und in jedem Fall motivierter als die Kinderchen in ihrem Kurs, die vor allem Party im Sinn hatten. Geistige Regsamkeit ist nicht ans Alter gebunden.

Etwas anders sieht die Sache aus, wenn man nicht zur Pflege der eigenen Interessen und zur persönlichen Fortentwicklung noch ein Studium anfängt, sondern wirklich noch eine Karriere darauf aufbauen möchte. Hier kommt es natürlich sehr stark auf den Studiengang und auch auf die Noten an. Aber selbst in diesen Fällen würde ich es nicht ausschließen, dass jemand, der nicht mehr im klassischen Studiumsalter ist, von Vornherein keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt.

Oft kann man sich ja auch selbständig machen, oder man punktet bei Bewerbungen mit Flexibilität und unkonventionellem Denken, was man ja schon durch den Lebenslauf beweisen kann. Doof wird es nur, wenn die jeweilige Laufbahn sowieso völlig überlaufen ist und man sich mit 20-jährigen um die unbezahlten Praktika balgen muss.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ist denn ein Studienabschluss für die spätere Rente förderlich? Man kann ja auch an einer Fernhochschule studieren, muss dann allerdings mit monatlichen Kosten rechnen. Wie sehen dann beispielsweise die Chancen für ein berufliches Weiterkommen aus? Manchmal kann eine höhere Qualifikation doch schon einige Türen öffnen. Gibt es zu diesen Thema eigentlich auch fundierte Erfahrungswerte?

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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