Als Abtreibungsgegner Haustier einschläfern lassen

vom 15.09.2015, 18:09 Uhr

Wir haben in unserem Bekanntenkreis eine Frau, die eine beinahe schon fanatische Abtreibungsgegnerin ist. Für sie gibt es praktisch keinen entschuldbaren Grund für eine Abtreibung. An sich ist sie ein wirklich lieber Mensch, was auch der einzige Grund ist, warum wir überhaupt noch sporadischen Kontakt zu ihr pflegen.

Nun ist es aber so, dass ihr Hund eingeschläfert wurde, da er schon seit einigen Jahren an einer schweren Knochenerkrankung litt und sein Dasein wirklich nur noch eine Qual war. Dieser Schritt war längst überfällig, wir hätten es - so schwer es auch fällt - wohl schon viel früher gemacht, da der Hund nur noch Schmerzen hatte.

Es mag also für die Frau kein leichter Schritt gewesen sein. Zum einen, weil es sich dabei natürlich um das geliebte Haustier handelt, das man ja auch nicht gehen lassen möchte. Zum anderen aber auch wegen ihrer Einstellung was Abtreibungen betrifft. Wenn man es nämlich ganz genau nimmt, kann man das schon miteinander vergleichen. Zumindest, wenn man ihrer Argumentation folgt.

Nun dachten wir, dass sie von ihren radikalen Absichten ein wenig Abstand genommen hat nach diesem aktuellen Geschehnis. Aber weit gefehlt: Sie beharrt immer noch auf ihrer Sicht der Dinge und akzeptiert keine andere Meinung. Wir haben uns nun, als wir sie neulich trafen, zurückgehalten und nicht zu sehr mit dem Einschläfern ihres Hundes argumentiert. Das erschien uns doch ziemlich billig.

Aber wie verträgt sich das denn tatsächlich, als strikte Abtreibungsgegnerin, für das kein Leben von menschlicher Hand beendet werden darf, den Hund einzuschläfern? Immerhin sagte sie selbst, er sei für sie wie ein Kind. Könnt ihr das nachvollziehen und gibt es dabei eben doch einen gravierenden Unterschied? Findet ihr selbst vielleicht sogar Abtreibungen verwerflich habt aber schon einmal ein Haustier einschläfern lassen?

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wie will man den Äpfeln mit Birnen vergleichen? Oder anders gefragt, was hat das eine mit dem anderen zu tun? Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man ein Leben aufgrund eines großen, nicht heilbaren Leidens beendet, oder ob man ein Leben, das hätte lebenswert und lang sein können, nicht zulässt. Die Haltung zur Frage der Abtreibung spielt dabei doch gar keine Rolle.

Vergleichen wir doch einfach einmal die Situation beim Tier. Eine späte Kastration bei einer trächtigen Hündin ist eine nicht wirklich schöne Erfahrung für das Personal. Da holst du die Gebärmutter aus der Hündin, öffnest sie so schnell wie möglich und tötest einen Welpen nach dem anderen. So eine Gebärmutter, in der es wuselt, ist kein schöner Anblick.

Wenn dagegen ein Hund schwer krank ist und einfach nur noch leidet, dann ist das Einschläfern für die Mitarbeiter gar nicht mehr schwer. Man geht zwar in dem Bewusstsein daran, dass man ein Leben beendet. Aber man weiß auch, dass es keinen anderen Weg gibt, das Leiden dieses Tieres zu lindern und sein Leben lebenswert zu machen. Da ist man dankbar, dass die Sterbehilfe bei Tieren erlaubt ist und die nicht lange kämpfen und leiden müssen.

Wer einmal eine Fetotomie bei Pferd oder Rind mitgemacht hat, der macht das auch nicht gerne. Erst tötest du das Ungeborene im Mutterleib, dann zerstückelst du es, es holst es in Teilen heraus. Dagegen ist das Erlösen eines kranken Pferdes eine ganz andere Geschichte. Hier bist du dankbar, dass du helfen kannst. Es stört nur, dass es keinen anderen Weg als den Tod gibt.

Und da sind wir die ganze Zeit noch nicht an dem Punkt angekommen, ob und wie weit man Mensch und Tier bereit ist gleichzustellen. Das sieht schließlich auch jeder anders. Aber das Beenden von Leid kann man ganz sicher nicht damit gleichsetzen, einem jungen Leben die Zukunft zu nehmen. Und diese Unterscheidung heißt immer noch nicht, dass man Abtreibungen generell verbieten möchte. Die Welt ist nicht nur schwarz und weiß.

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Meiner Meinung nach ist das ein gravierender Unterschied und definitiv nicht zu vergleichen. Wenn man eine Abtreibung ohne ärztlichen Grund vornimmt, dass Kind also gesund ist dann verhindert man, dass das Kind ein gutes Leben haben kann und glücklich wird. Ein Hund der Sterbens krank ist und nur noch Schmerzen hat, hat keine Chance mehr auf ein gutes Leben, er hat gelebt und dieses Leben geht nun leider vorbei. Meiner Meinung nach ist das absolut nicht vergleichbar, wobei das andere sicher wieder anders sehen.

Ich persönlich habe in vielen Fällen auch kein Verständnis für Abtreibung weil es meiner Meinung nach andere Wege gibt, bessere Wege. Trotzdem muss es jeder selbst entscheiden. Aber ich finde nicht das man eine Abtreibung mit dem erlösen eines Haustieres vergleichen kann.

Wenn mein Opa jetzt entscheiden würde er will nicht mehr Leben würde ich mich ihm nicht in den Weg stellen, denn er hat Krebs im Endstadium und für ihn wird der Tod eine Erlösung sein. Sollte aber zum Beispiel meine Oma sagen sie will sich umbringen würde ich dies nicht so akzeptieren, denn sie ist gesund und hat hoffentlich noch viele Jahre vor sich.

Ich finde man sollte dafür sorgen das jemand der noch eine Chance auf viele schöne Jahre hat diese auch bekommt egal ob Embryo, Mensch oder Tier. Wenn es allerdings sowieso zum Ende geht und nur noch Schmerzen auf dem Weg in den Tod zu erwarten sind ist das finde ich anders. Daher ist es für mich durchaus ein Unterschied ob man Abtreibt oder seinen Hund erlöst, dementsprechend finde ich es durchaus nicht verwegen, dass jemand der gegen Abtreibung ist, sich trotzdem dazu entscheidet seinen Hund zu erlösen.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kann das Verhalten der Frau nachvollziehen und es ist meiner Meinung nach auch ein wenig dreist jedes Verhalten gegenüber anderen Lebewesen seitens der Frau unter die Lupe zu nehmen, nur damit man ihr ihre Ansichten austreiben kann.

Jeder Mensch hat seine Ansichten und man muss nicht krampfhaft versuchen diese als falsch darzustellen und die alltäglichen Handlungen der entsprechenden Person zu deren Ungunsten umzudrehen.

Meiner Meinung nach lassen sich Mensch und Tier nicht vergleichen und ich finde, dass der Mensch dem Tier deutlich übergeordnet ist, da er sich auch klar von diesem abhebt, insbesondere im soziologischen Bereich sowie der Sprache, die nur der Mensch besitzt.

Aus diesem Grund ist meiner Meinung nach die Bewahrung der eigenen Spezies wichtiger als beispielsweise das Leben eines Hundes. Außerdem ist es auch richtig einen Hund einzuschläfern, der sich nur noch herumquält, da man sowohl Mensch als auch Tier nicht unerträgliches Leid zumuten soll, jedoch sollte man keinem anderen Menschen das Leben entnehmen, da es einem nicht zusteht.

» Geengerossa » Beiträge: 43 » Talkpoints: 14,10 »



Ich kann nicht nachvollziehen, wie du das miteinander vergleichen kannst. Ich meine bei dem einen erlöst man ein Tier, was leidet und was keine gesundheitliche Zukunft mehr hat und bei dem anderen tötet man ein ungeborenes Kind, was durchaus eine Chance zu leben hatte und was man dann mutwillig entscheidet. Das eine ist also ein Akt der Erlösung und das andere ist eine egoistische Entscheidung.

Ich kann schon nachvollziehen, warum sie den Hund erlösen wollte und nicht mehr mit ansehen wollte, wie er sich quält. Das kann man der Frau doch nicht verübeln und es hat ja auch rein gar nichts mit ihrer Theorie zu Abtreibungen zu tun.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Sei mir nicht böse, ich akzeptiere Deine Meinung wirklich, aber Du vergleichst hier Birnen mit Äpfel. Zwischen Abtreibungen und Euthanasie bestehen größere Unterschiede. Ich kann Deinen Gedankengang als solches natürlich verstehen und weiß komplett, worauf Du hinaus willst. Aber der Vergleich hinkt völlig und kann so nicht stehen gelassen werden.

Zunächst einmal ist der Hund schwer krank gewesen. Dies ergibt Dein Posting mit der Knochenkrankheit natürlich von alleine. Du hast selber geschrieben, dass der Hund schon viel früher hätte eingeschläfert werden müssen. Jetzt dürfen wir darüber streiten, tun wir Gott sei dank nicht, wieso niemand mal das Ordnungsamt eingeschaltet hat, wenn der Hund Qualen leiden musste und es sich hier nicht schon um ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz handelte. Das ist allerdings echt schwer zu ermessen und das steht mir nicht zu!

Eine Abtreibung kannst Du nicht damit vergleichen, weil der Hund nun eingeschläfert werden musste. Sie hätte ihren Hund, wenn sie das nicht getan hätte, qualvoll sterben lassen. Schmerzen und mehr. Das ist in etwa so, wie mit indirekter Sterbehilfe. Dort geht es auch darum, das Leid und die Qual, das dahin vegetieren zu vermeiden. Es geht nicht darum, zu entscheiden, wer lebt und wer nicht, sondern hilfreich zur Seite zu stehen.

Eine Abtreibung aus Gründen einer Vergewaltigung lasse ich gelten. Es wäre unter Umständen den Kind nicht geholfen, wenn die Mutter es nicht lieben kann. Es gibt jedoch hier auch wirklich lobenswerte Frauen, die das schaffen, welche all meinen Respekt verdienen.

Wer jedoch ohne Verhütung den Beischlaf vollführt und dann am Ende schwanger ist und abtreibt. Den kann ich nicht verstehen. Ab der fünften Schwangerschaftswoche beginnt das Herz eines Embryo zu schlagen. Ab da an zählt das für mich auch zu Mord. Denn wenn das kleine Herzchen schlägt, was soll es dann sein? Da lebt dann etwas in einem Menschen und man treibt es ab?

Ich kenne ebenso wenig kaum eine Begründung, die für die Abtreibung spricht. Natürlich den oben genannten Aspekt ausgenommen. Jeder Mensch sollte so verantwortungsbewusst handeln, dass eine ungewollte Schwangerschaft ausgeschlossen ist. Wer das nicht tut, der ist wirklich für mich ein Unmensch und das sag ich auch, wenn dies in meinem Freundeskreis passieren würde. Doch seltsamerweise haben wir bezüglich Abtreibungen alle dasselbe Denken oder in etwa.

Ich bin gegen Abtreibungen und musste, auf Dein Posting bezogen, auch schon einige Tiere einschläfern. Das ist für mich wirklich nicht dasselbe. Natürlich nehme ich hier leben, wie bei einer Abtreibung auch. Ich weiß, dass Du meinst. Doch ich bin als Besitzer meines Tieres gegenüber in der Verantwortung es nicht qualvoll leiden zu lassen. Wenn ich es liebe, wie mein Kind ( was nicht weit hergeholt ist ), dann möchte ich, dass es ohne Leid einschlafen darf. Das wäre bei mir nicht der Fall gewesen, sodass ich meine Tiere einschläfern musste.

Ich hoffe nicht, dass ich das bei meinen Haustieren wieder machen muss, aber wenn, dann tue ich das. Ich heule auch wie ein Schlosshund. Eine Abtreibung hingegen ist den meisten Frauen völlig egal. Weg damit und nach mir die Sinnflut. Da gibt es keine Bindung, weil sie ohnehin nicht schwanger werden wollten.

Ich finde, dass sie vielleicht mal Meinungen zulassen sollte. Das wäre tolerant, damit ordentliche Diskussionen möglich sind. Doch ansonsten hat der Hund und das Einschläfern nichts mit der Abtreibung an sich zu tun. Das passt nicht zusammen, wenn Du mich fragst.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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