Als Abivorbereitung in Bibliotheken Recherchehilfe anbieten?

In der Bibliothek in meiner Stadt hängen Plakate aus, die speziell an Abiturienten gerichtet sind, wobei einem die Information auch direkt online ins Auge springt. Es werden kostenlose Literaturrecherchehilfen von der Bibliothek angeboten, die speziell für Abiturienten gedacht sind. Man kann einfach einen Termin vereinbaren und dann gemeinsam mit einem Bibliothekar nach passender Literatur suchen, die man zum Lernen gebrauchen kann. So soll man sich mit den richtigen Büchern optimal fürs Abitur vorbereiten können.

Ich finde die Idee richtig super. Bei mir gab es so etwas damals leider nicht, wobei ich aber auch in einer Kleinstadt gelebt habe. Ich kann mir schon vorstellen, dass man sich besser vorbereiten kann, wenn man gute Lernbücher hat. Wenn man mit einem Bibliothekar die ganzen Prüfungsthemen bespricht, kann man sicherlich gute Buchtipps bekommen, wobei ich mich aber auch frage, ob man das als Abiturient nicht selbst hinbekommen sollte. Wie seht ihr das?

Ich finde diese Recherchehilfe ziemlich überflüssig. Bei Schülern finde ich das schon sinnvoll, bis zu einem Alter von vielleicht 15 oder 16, aber ein Abiturient ist doch in der Regel volljährig und ich finde, dass man in dem Alter schon schlau genug sein sollte, da selbst klarzukommen und wenn man das nicht auf Anhieb weiß, dann eignet man sich dieses Wissen eben an und lernt das. Die meisten gehen nach dem Abitur ja auch studieren und ich sehe das als eine Art Vorbereitung auf die Uni an, dass man sich seine Literatur selbst zusammen recherchiert, im Studium nimmt einen diese Aufgabe auch niemand ab und man ist selbst für seinen Kram verantwortlich.

Natürlich sollte man im Optimalfall selber alles wissen und es auch selber schaffen sich die richtigen Bücher zu besorgen, aber das sind dennoch Schüler und ich denke, dass es deswegen super praktisch ist, wenn man so etwas für das Abitur, aber auch den Realschul- oder Hauptschulabschluss anbietet. Das ist denke ich auch eine ganz gute Idee die Abiturienten an die Bibliothek zu binden.

Man muss für das Abitur ja auch viel lernen, da kann es nicht schaden, wenn man sich noch mal mit jemanden besprechen kann, der da die passenden Bücher kennt, die einen das Ganze vielleicht auch erleichtern und den Stoff, den man nicht verstanden hat, verständlicher herüber bringen.

Wie mein alter Vater immer zu sagen pflegt: Alles will gelernt sein. Natürlich sind die Jugendlichen von heute im Internet mit all seinen Möglichkeiten normalerweise völlig zu Hause und können googeln wie die Weltmeister. Da möchte ich die jungen Leute wirklich nicht unterschätzen. Aber es macht schon einen Unterschied, ob man die Gottesdienstzeiten der örtlichen katholischen Kirche souverän online nachschlagen kann oder ob man seriöse und verwertbare wissenschaftliche Quellen von dem ganzen ungefilterten Schmodder unterscheiden kann, der das Netz verstopft.

Darum geht es nämlich auch im späteren Studium, und BibliothekarInnen, die ihr Geld wert sind, kennen hier oft Ressourcen und Möglichkeiten, die zumindest einen Haufen Zeit ersparen, wenn man wenigstens schon mal davon gehört hat. Es ist nämlich schon ziemlich lästig, wenn man erst durch einen Haufen Mist waten muss, bevor man auf die brauchbaren Ergebnisse stößt. Und dabei können einem Bibliotheken durchaus helfen und auch im Studium durchaus einiges an Arbeit abnehmen. Man muss nur wissen, wen man fragen kann, und legal/moralisch akzeptabel ist es noch dazu.

Natürlich kann man sich wissenschaftliche Recherchemethoden und den Umgang mit Literatur und sonstigen Quellen auch selber beibringen oder so lange im Nebel stochern, bis einem zufällig etwas Brauchbares vor die Flinte gerät, aber wozu das Rad jedes Mal neu erfinden? Diese Zeit und Energie kann man getrost in andere studentische Sachen stecken. Und es schadet auch nicht, wenn man schon beim Abitur erste Schritte in diese Richtung wagt, und nicht erst kurz vor der Abschlussarbeit in heller Panik angerannt kommt, weil man sich noch nie zuvor mit Literaturrecherche befasst, sondern immer nur stupide Wörter in Suchschlitze gehackt hat.