Alles mit Psychologie entschudligen?

vom 17.08.2015, 17:51 Uhr

Wenn ich manchmal Gespräche über bestimmte Probleme mitbekomme, schüttele ich innerlich mit dem Kopf. So oft habe ich das Gefühl, dass schwierige Verhaltensweisen oder Probleme, die man früher einfach im sozialen Miteinander bearbeitet oder gelöst hätte, heute bis ins Endlose mit irgendwelchen psychologischen Erkenntnissen entschuldigt werden.

Bin ich eigentlich so allein mit der Meinung, dass eine Gesellschaft ungeachtet aller Traumata und Syndrome doch immer noch in erster Linie funktionieren muss?

Natürlich bin ich nicht rücksichtslos und stelle Menschen mit bestimmten Problemen, die ich für unnötig halte, bloß. Aber ich frage mich oft nach dem Sinn, wenn andere wegen jeder Kleinigkeit ein Riesenfass aufmachen. Das läuft dann ab nach dem Motto: "Hachja, da kann er ja nichts dafür, weil seine Eltern früher immer so bestimmend waren."

Wäre es nicht sinnvoller, Menschen mit Problemen bei der Lösung ihrer Probleme zu helfen, anstatt ihr Verhalten ständig mit irgendwelchen psychologischen Schachzügen zu entschuldigen?

» tok_tumi » Beiträge: 837 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ist das wirklich ein Entschuldigen? Also im Wortsinn, dass man jemanden damit die Schuld abspricht? Oder ist es eher der eigene Versuch zu begreifen, warum jemand so neben der Spur läuft?

Natürlich gibt es für jedes Verhalten irgendwo eine Begründung in der Psyche. Und klar kann man die finden. Und je rätselhafter das Verhalten ist, desto eher ist man geneigt, nach der Ursache zu suchen. Wie kommen beispielsweise manche Serienmörder dazu, es zu genießen, die Überreste ihrer Opfer in der eigenen Wohnung als Souvenir zu lagern, wie andere Ansichtskarten sammeln? Das finde ich schon spannend.

Du fragst, ob es nicht sinnvoller wäre, den Leuten zu helfen. Aber wenn man keine Ahnung hat, woher das Verhalten kommt, wie will man da einen Ansatz entwickeln, dem betroffenen Leuten zu helfen? Wenn einer wirklich zum Beispiel vom Krieg traumatisiert ist, muss man dem anders helfen, als wenn er eine Kindheit mit einem schlägernden Vater hatte. Von daher sehe ich die Suche nach Ursachen schon als wichtig an. Aber das sollte dann eben nur ein erster Schritt bleiben und weitere Hilfsmaßnahmen folgen lassen, die zu demjenigen passen, dem geholfen werden soll.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich kann überhaupt nicht verstehen, wie die Psychologie als Ausrede und Entschuldigung verwendet werden kann. Sie erklärt vielleicht manche Aspekte, wenn auch nicht alle, aber deswegen hat man doch nicht einen "Freifahrtschein" für alles.

Das ist für mich trotzdem keine Ausrede, dass man dann alles machen darf was man will. Ich habe auch den einen oder anderen Knacks weg und somit Traumata, aber anstatt sie als Ausrede und Entschuldigung für alles zu benutzen arbeite ich trotzdem daran und versuche mich zu verbessern.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Psychologie macht gewisse Verhaltensweisen erklärbar, aber das heißt nun auch nicht, dass man damit immer alles entschuldigen sollte. Natürlich verändern einen Schicksalsschläge, schlimme Erlebnisse und das Leben an sich, natürlich macht es auch etwas mit einem, aber nur weil man geschlagen wurde, als Beispiel, muss man niemanden anderen schlagen um dieses Verhalten weiterzugeben. Das ist keine Entschuldigung und jeder kann immer selber entscheiden wie er sein möchte.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Warum siehst du das als direktes entschuldigen an? Manches redet man sich doch einfach nur schön, gerade mit dem Satz der im Eingangsthread beschrieben worden ist. Damit kann man sich auch geschickt einer weiteren Ursachenforschung entziehen wenn man einfach alles auf die Eltern schiebt die mit Sicherheit auch so waren, aber man es nicht mit Sicherheit auch weiß. Damit entzieht man sich der Realität und sorgt auch dafür, dass man sich keine weiteren Gedanken darum macht und das Thema einem eigentlich komplett egal ist.

Warum immer alles daran festgemacht wird, wenn man selbst etwas erlebt hat auch so zu werden ist ebenfalls nur ein Klischee. Sicherlich hat man das erlebt und nimmt es auch auf und gibt es dann teilweise auch bewusst und unterbewusst weiter, aber jeder Mensch kann sich selbst weiter entwickeln das abstellen oder auch unterlassen selbst wenn es ihm anders in der Erziehung vorgelebt worden ist. Eine Entschuldigung und Freifahrtschein ist das jedenfalls nicht und ich nehme diese Aussagen auch nicht als diese wahr, aber ich schicke auch nicht jeden direkt zur Therapie der das von sich gibt oder auch so verhält.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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