Alleinerziehende Mütter - mögen Kinder den Papa oft mehr?

vom 23.05.2016, 19:32 Uhr

Neulich habe ich eine Sendung über alleinerziehende Mütter gesehen und bei vielen dieser Mütter war es so, dass der Vater das Kind ab und an besuchen kam und es dann für einige Stunden oder einen Tag mit nahm. Natürlich haben die Mütter dann immer die meiste Arbeit mit dem Kind.

Manche Kinder haben dadurch den Papa aber irgendwie verherrlicht. Jedesmal wenn die Mutter etwas verboten hatte, dann haben die Kinder damit angegeben, dass sie das beim Papa aber dürfen. Das hat sich natürlich angehört, als ob der Papa besser wäre. Manche Mütter hatten diese Sprüche ihres Kindes schon richtig satt.

Dabei waren viele der Verbote absolut angemessen. Das ein Kind bei kaltem Wetter beispielsweise keine Sandalen anziehen darf und eine Jacke tragen muss. Da ist es schon eher komisch, dass die Väter das nicht verbieten.

Ist es bei vielen Alleinerziehenden so, dass die Kinder den Vater lieber mögen, da sie seltener bei ihm sind und dieser ihnen daher vielleicht auch weniger verbietet? Fühlt ihr euch da als Mütter vielleicht auch manchmal traurig, da ihr die meiste Arbeit mit dem Kind habt, dass Kind am Ende den Vater aber lieber hat?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe mehrere Monat in einem Kindergarten Praktikum gemacht und dort auch sehr viele Kinder von alleinerziehenden Müttern kennengelernt. In der Regel war es so, dass sich die Kinder immer sehr auf den Papabesuch am Wochenende gefreut haben und diesen scheinbar auch sehr mochten. Jedoch hatte ich das Gefühl, dass die echte und tiefere Bindung dennoch zur Mutter bestand. Diese war die Ansprechpartnerin und Vertrauensperson für die meisten Kinder, die Papa eher der Spaßgefährte.

Auch habe ich erlebt, dass Väter meistens mehr erlauben, teilweise auch zum Leiden des Kindes. Einige Kinder durften dort am Wochenende bis in die Nacht vor dem Fernseher sitzen und kamen dann montags mit tiefen Augenringen in den Kindergarten. Den Müttern passte das meistens gar nicht, den Kindern jedoch schon, da sie natürlich am liebsten keine Verbote hätten. Natürlich sind bei weitem nicht alle Väter so und vielleicht hängt das Verhalten auch damit zusammen, dass die Väter, welche ihre Kinder so selten sehen, nicht extra noch Verbote aussprechen wollen.

Im Endeffekt denke ich jedoch, dass die Kinder merken und auch würdigen, dass Mütter, beziehungsweise das Elternteil, wo sie die meiste Zeit verbringen, sehr viel Arbeit haben und sich um den Sprössling sorgen. Manchmal zeigen das jüngere Kinder nicht so, sondern es kommt es mit dem Alter. Ich kenne viele zwischen 16 und 20 Jahren, die ihren früher alleinerziehenden Müttern unglaublich dankbar sind für das was sie geleistet haben.

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich verstehe nicht, woher deine Pauschalisierung kommt. Kennst du denn so viele alleinerziehende Mütter? Ich kenne eine Handvoll aus meinem direkten Umfeld und bei keiner ist es so, dass die Kinder den Vater mehr mögen, weil der seltener gesehen wird und eben mehr erlaubt. Meistens ist es sogar so, dass der Vater sich überhaupt nicht für die Kinder interessiert und sie nicht mal sehen möchte, wenn er sie sehen dürfte. Was soll man daran bitte verherrlichen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Das mit dem "Beim Papa darf ich das aber" ist so eine Sache. Als Tante habe ich beide Seiten gesehen. Ich war bei meinem Bruder, wenn seine Tochter bei ihm war und ich war auch bei der Mutter. Ebenso war sie auch oft bei mir und ich musste sie ins Bett bringen.

Kinder lernen lügen und so eine Situation bietet sich ja regelrecht an. Meine Nichte hat Sachen behauptet, die sie angeblich beim Papa oder bei der Mama dürfte, da haben sich die Haare gesträubt. Wenn das alles wahr gewesen wäre, hätte ich das Jugendamt eingeschaltet.

Bei meinem Bruder war es definitiv nicht so, dass er als Papa mehr gemocht wurde. Er war überfordert damit, eigentlich sein Singleleben zu führen und dann plötzlich für kurze Zeit für ein kleines Kind verantwortlich zu sein. Plötzlich musste man seinen Tag anders gestalten, anders kochen etc. Bei den Müttern hat das doch alles mehr Routine.

Viele Väter flüchten sich dann in das lange Fernsehen und nicht Zähne putzen müssen. Das kommt natürlich gut an. Wahrscheinlich vor allem am Anfang. Aber dass sich viele Väter die Mühe machen, tolle Pläne zu schmieden und das Kind königlich zu unterhalten, glaube ich auch nicht.

Was wohl noch hinzu kommt, ist die Angst, den Papa ganz zu verlieren. Halb ist er ja schon weg. Wenn man ihn jetzt nicht toll findet und lieber hat als die Mama, ist er vielleicht bald ganz weg. Kinder geben sich ja oft selbst die Schuld an der Trennung.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Es ist leider oft so, dass die Eltern dann einen Kampf um die Liebe des Kindes machen und die Väter gewinnen, weil sie keinen Alltag mit dem Kind zusammen haben. Wenn ein Vater das Kind nur ein paar Stunden hat, dann ist es natürlich immer auf Papas Seite, weil man dann doch eher etwas besonderes macht oder Dinge erlaubt, die bei Mama verboten sind und so ist man dann eben schnell der Liebe.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich bin Alleinerziehende Mutter und bei mir ist es keinesfalls so, dass mein Sohn lieber Zeit mit seinem Vater verbringt. Ganz das Gegenteil ist der Fall, denn der Vater interessiert sich überhaupt nicht für ihn. Wenn die Pflichtbesuche anstehen, dann wird das Kind in die Ecke gesetzt mit Spielzeug und abgefertigt. Wenn er dem Vater etwas zeigen möchte oder direkt mit ihm Zeit verbringen will, bekommt er ständig nur ein "das geht jetzt nicht" oder "ich habe keine Zeit" zu hören.

Entsprechend geknickt ist mein Sohn auch wenn ich ihn dann von seinem Vater abhole. Er ist eigentlich sogar traurig, wenn es wieder zum Papa geht da er dort einfach nicht wahrgenommen wird. Ich denke auch nicht, dass sich das großartig ändern wird und ich überlege auch bereits, ob es überhaupt noch Sinn macht das Kind entsprechend zu seinem Vater zu bringen wenn sich dieser dafür rein gar nicht interessiert.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Das Problem besteht nicht bei allen getrennten Eltern. Aber oft ist es halt so, dass der Vater halt der Sonnenscheinwochenendbespaßer ist. Dinge die finanziell bei der Mutter eher selten machbar sind, bekommen die Kinder dort regelmäßig. Dass man dadurch den Vater cooler findet, auch weil man sich an weniger Regeln halten muss, ist doch ein normaler Vorgang.

Antworten, wie "bei Papa dürfen wir aber", kenne ich auch von meinen Kindern. Und ich habe da eine ganz klare Regel aufgestellt. Ich mische mich nicht ein, was dort erlaubt oder verboten ist, auch wenn es mir nicht gefällt. Aber es wird auch von den Mädels akzeptiert, welche Regeln bei uns herrschen. Damit hat es dann ganz gut geklappt, auch wenn ich manchmal innerlich gekocht habe.

Gerade, wenn dann Dinge berichtet worden, dass sie mit 10 oder 11 Jahren Krimis für Erwachsene schauen durften oder die halbe Nacht mit bei Bekannten des Vaters waren, wenn dort eine Feier war. Aber nach dem Kompromiss mit unseren und seinen Regeln, versuchten sie halt nicht mehr damit zu argumentieren, was sie dort dürfen.

Ob sie bei ihm damit angekommen sind, weiß ich nicht. Denn mein Ex-Mann spricht nur mit mir, wenn es um die Besuche der Kinder geht und er da mal ein Wochenende tauschen will, weil es ihm besser den in den Kram passt. Sollte er sich so aus kontern lassen, dann ist das allein sein Problem.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Verallgemeinern kann man die Sache sicher nicht, aber das gibt es eben doch immer wieder, dass die Wochenenden beim Papa lockerer ablaufen und die Kinder da auch mal ungesunde Sachen essen und länger fernsehen dürfen und solche Sachen eben. Dadurch kann dann schon mal der Eindruck entstehen, dass die Kinder es beim Papa schöner finden und vielleicht auch den Papa lieber mögen.

Aber oft genug ist es doch auch so, dass der Vater sich nicht die Zeit nimmt und die Kinder nur selten mal holt, um eben seine Pflicht zu erfüllen. Auch da ist es dann vielleicht so, dass die Kinder vor den Fernseher gesetzt werden und das vielleicht auch nicht so schlimm finden, aber Kinder merken es doch auch, wenn der Vater kein richtiges Interesse daran hat, Zeit mit ihnen zu verbringen.

Es gibt einfach verschiedene Wege, wie die Väter damit umgehen, wenn sie von der Familie getrennt leben und die Kinder nur am Wochenende oder mal in den Ferien sehen. Aber nicht immer heißt das, dass die Kinder die Zeit beim Vater mehr genießen als bei der Mutter. Sowieso ist es für die Kinder immer am schlimmsten, wenn die intakte Familie zerbricht und sie den Vater oder in manchen Fällen auch die Mutter nur noch vergleichsweise selten sehen können.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Crispin hat geschrieben:Ist es bei vielen Alleinerziehenden so, dass die Kinder den Vater lieber mögen, da sie seltener bei ihm sind und dieser ihnen daher vielleicht auch weniger verbietet? Fühlt ihr euch da als Mütter vielleicht auch manchmal traurig, da ihr die meiste Arbeit mit dem Kind habt, dass Kind am Ende den Vater aber lieber hat?

Da ich Alleinerziehende Mama bin kann ich glaube ich gut sagen, das meine Söhne mich genauso mögen wie ihren Vater. Wobei ich aber auch sagen muss, das meine Söhne keinen regelmäßigen Kontakt mehr mit ihrem Vater haben, da sie durch ihr Alter mittlerweile ihre eigenen Wege gehen. Sie sind zwar noch nicht volljährig, aber dennoch haben sie halt ihre eigenen Interessen und dann auch nicht mehr so die Lust, alle zwei Wochen zum Papa zu gehen. Der Vater ist ihnen aber auch nicht böse und es besteht ja auch Kontakt, nur halt nicht mehr so regelmäßig wie zu der Zeit, als sie kleiner waren.

Als Mutter bin ich aber auch nicht so die übliche normale Mama, denn ich bin als Bikerin doch eher eine etwas lockere Mama und meine Kids finden das natürlich cool. Ich höre manchmal auch, das sie voll stolz ihren Freunden von ihrer Mama erzählen und das macht mich natürlich auch stolz, denn es zeigt mir, das ich alles richtig mache.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich finde, der Ausspruch, dass man das aber bei Papa darf, hat nichts mit das Kind mag den Papa mehr zu tun. Das Kind mag einfach die Situationslösung bei Papa besser.

Ich denke bei getrennt lebenden Eltern ist es oft so, dass eben einer die Kinder die ganze Woche über hat und auch den Alltag jeden Tag erlebt und der andere Elternteil eben nur am Wochenende das Kind sieht und dann oftmals der Meinung ist, man müsse dem Kind was besonderes bieten.

Auch denke ich, dass der Elternteil. der das Kind nicht die ganze Woche über hat, auch über die Konsequenzen mancher Handlungen nicht wirklich nachdenkt oder einfach nicht diskutieren möchte oder einfach unachtsam bis desinteressiert ist. Um beim Beispiel mit den Sandalen zu bleiben.

Der Vater, wenn er das Elternteil ist, welches das Kind nur am Wochenende hat, denkt sich eventuell, wenn das Kind daran Freude hat, soll es eben im Winter Sandalen trägt. Außerdem, egal ob ihm das nun bewusst ist oder nicht, wird die Mutter das Kind versorgen müssen, wenn es sich deshalb erkältet.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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