Alkoholkonsum bei Frauen abstoßender finden?

Ein Bekannter von mir empfindet Frauen ziemlich abstoßend und unattraktiv, die Alkohol konsumieren und erst recht die, die dabei rauchen. Er sagt, dass eine Frau doch auf ihre Gesundheit achten müsste wegen potentiellem Nachwuchs und dass er Frauen verantwortungslos findet, die ihren Körper bewusst so "vergiften" und hinterher dann das Thema Familienplanung angehen wollen.

Ich denke, dass er nur deswegen so extrem denkt, weil er langsam in die Phase kommt in seinem Leben, wo er selbst eine Familie gründen möchte und leider aber noch keine passende Partnerin dazu gefunden hat. Wobei es aber sicherlich auch darauf ankommt, wie viel getrunken wird. Für ihn spielt das aber keine Rolle, wie viel eine Frau trinkt, solange es Alkohol ist.

Was haltet ihr von dieser These? Stimmt ihr meinem Bekannten zu oder seid ihr komplett anderer Ansicht? Ist es gesellschaftlich weniger akzeptiert, dass Frauen trinken oder generell ihrem Körper potentiell schaden oder ist das eher eine Einzelmeinung, die mein Bekannter da vertritt?

Alkoholkonsum in geregeltem Maße empfinde ich selber nicht als abstoßend. Ich trinke selbst zwar nicht, weil ich einfach viel probiert habe und mir nichts davon schmeckt, aber ich habe in meinem Bekanntenkreis ansonsten kaum jemanden, der nicht ab und zu ein kaltes Bier, ein Glas Wein oder einen Cocktail genießt. Für diese Menschen gehört ein Drink hin und wieder schlicht und ergreifend zur Lebensqualität dazu, und ich mache da dann auch keinen Unterschied in dem Sinne, dass ich es bei einer Frau unangenehmer oder verwerflicher finde als bei einem Mann. Solange man sich nicht bis zur Besinnungslosigkeit volllaufen lässt und sein Verhalten noch unter Kontrolle hat, sollte es jedem selber überlassen sein, ob und wie viel er trinkt.

Wenn eine Frau nun schwanger ist und trotz dieses Umstandes noch zur Flasche greift, sehe ich das wiederum auch kritisch. Hier geht es aber einfach um die fahrlässige Gefährdung des ungeborenen Kindes, da ein Alkoholkonsum in der Schwangerschaft bekanntermaßen schädliche Folgen haben kann. Nichtsdestotrotz denke ich, dass es auch in solchen Fällen kaum einen Sinn macht, sich zum Moralapostel auszuschwingen und der Dame mit erhobenem Zeigefinger ihre Sünden zu predigen. Entweder, sie stellt den Konsum von alleine ein, weil ihr die Gesundheit ihres Kindes mehr wert ist als der Genuss-Trunk am Wochenende, oder sie lässt es bleiben und geht das Risiko ein. Die Erkenntnis und Motivation muss aber irgendwo schon von alleine kommen.

Klassischer Fall von Doppelmoral würde ich sagen. Ein Mann ist ein "echter Kerl", wenn er auch mal über die Stränge schlägt und anderen Leuten in den Vorgarten reihert bzw. mit 14 anfängt zu saufen und mit 55 vom Gerüst fällt. Frauen haben eben ein anderes Image, und was man Männern heutzutage noch mehr oder weniger durchgehen lässt, ist an Frauen eklig, weil die gesellschaftlichen Erwartungen an sie höher sind. Dafür sind Frauen beim Medikamentenmissbrauch eher vorne mit dabei, wohl auch weil man das diskreter abhandeln kann.

Ich finde auch die Argumentation, dass der weibliche Körper schließlich um der Fortpflanzung willen geschont werden sollte, ehrlich gesagt abstoßender als einen handfesten Rausch. Man kann kaum deutlicher ausdrücken, dass man Frauen nicht als Menschen ansieht, die auch mal etwas Saublödes machen und mit besudelter Vorderfront irgendwo eingeliefert werden (nicht dass ich das als erstrebenswert ansehe, aber ein Männerprivileg ist besoffen sein auch nicht), sondern als Brutkästen, die sich in Top-Zustand zu halten haben, damit die Alkohol-gepökelten Spermien mancher Herren der Schöpfung zumindest noch den Hauch einer Chance haben, irgendwo anzukommen. Nicht jede Frau kann oder will sich fortpflanzen, und auch wenn es nicht gerade ein idealer Zeitvertreib ist, so finde ich, dass in Bezug auf Alkoholkonsum schon gleiches Recht für alle gelten sollte. So lecker sieht ein besoffener Kerl auch nicht aus.