Alkoholiker in der Familie - Bin ich auch gefährdet?
In meiner Familie gibt es 2 Personen die an Alkoholsucht erkrankt sind. Eine von den beiden Personen ist mittlerweile leider verstorben und die andere schlägt sich so durchs Leben. Leider kann man bei einer Alkoholkrankheit nicht viel machen, um die Betroffenen vom Konsum abzuhalten. Der Wille die Finger vom Alkohol zu lassen muss von den Betroffenen ganz alleine kommen.
Ich arbeite in einer Verwaltung und glücklicherweise haben wir auch eine Abteilung die eine Suchtberatung anbietet. Dort habe ich mich schon einmal umfassend beraten lassen welche Hilfen man in Anspruch nehmen kann. Leider wollten die Betroffenen in beiden Fällen keine Hilfe.
Jetzt ist es so, dass ich Angst habe auch gefährdet zu sein. Mittlerweile trinke ich schon freiwillig gar keinen Alkohol mehr. Mir ist aufgefallen, dass wenn ich trinke der Genuss von Alkohol nicht im Vordergrund steht. Viel mehr habe ich immer auf die Wirkung abgezielt und versucht schlimme Dinge für einen Moment zu vergessen. Gott sei dank ist mir dies selber aufgefallen und mittlerweile lasse ich einfach die Finger davon.
Ich frage mich dennoch, ob ich generell auch gefährdet bin bzw. ob man generell mehr gefährdet ist auch an einer Alkoholsucht zu erkranken wenn Fälle mit Alkoholsucht in der Familie bekannt sind. Was meint ihr?
Ich denke, dass man schon eine gewisse Veranlagung dazu hat auch suchtgefährdet zu sein, wenn man bereits solche Fälle in der Familie hat. Es ist sehr gut, dass du das so für dich auch erkannt hast und gezielt darauf geachtet hast, dass dir da nichts passiert. Das musst du eben im Blick behalten, wobei es auch nicht heißt, dass das bei dir genauso enden muss, wenn du dem mehr nachgibst. Immerhin beschäftigst du dich ja auch damit.
In meiner Familie ist das mütterlicherseits leider auch sehr verbreitet. Alle ihre Geschwister sind betroffen gewesen. Sicherlich auch, weil die Eltern daran erkrankt waren und sie das ja auch als Kinder nie anders gesehen haben. Bei mir ist es so, dass meine Eltern immer mal etwas getrunken haben, auch vor mir betrunken waren, aber es nie oft der Fall war, eben nur zu wirklich besonderen Anlässen und deswegen habe ich da auch einen guten und gesunden Bezug zu. Es spielt auch eine sehr große Rolle, wie die Eltern es vorleben.
Ich habe bei Bekannten auch die Erfahrung gemacht, dass Alkoholsucht in manchen Familien gehäuft auftritt. Auch habe ich schon eine Studie zu dem Thema gelesen, dass es tatsächlich auch ein gewisser Anteil an Veranlagung ist der dazu beiträgt, dass man trinkt.
Allerdings ist das keine Garantie dafür, dass das passiert. Bei Rauchern wird das gleiche behauptet und obwohl mein Vater raucht und auch mein Opa geraucht hat, habe ich nie in meinem Leben auch nur eine Zigarette geraucht. Auch Beisammensitzen und etwas trinken, wie es bei Familienfeiern üblich ist, mag ich gar nicht und lehne Alkohol meistens ab weil es mir nicht schmeckt.
Da du ja schon erkennst, dass eventuell eine erhöhte Gefahr gibt, kannst du ja nun schon gut gegensteuern. Ich denke, dass es vor allem wichtig ist, dass du gar nicht erst damit anfängst mit Alkohol Stress oder Schmerzen zu ertränken, sondern dir andere Lösungswege suchst.
Es ist einfach wichtig, dass es etwas gibt, das dir hilft mit psychischen Extremsituationen umzugehen, das nicht gesundheitsschädigend ist. Beispielsweise geht das gut durch verschiedenen Sport, Meditation oder einfach Rituale, wie einen bestimmten Ort zu besuchen.
Anfangs denkt man immer so etwas bringt nichts, wenn man allerdings gelernt hat seine Probleme so zu bewältigen, hat man kein Bedürfnis nach Alkohol, welcher im Endeffekt am allerwenigsten zu irgendwelchen Lösungen beiträgt.
Soweit ich weiß gibt es familiäre Häufungen bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen. Wenn man Depressionen hat, soll man besonders anfällig für Suchterkrankungen wie Drogensucht, Alkoholsucht oder andere Süchte sein, da man seine negativen Gedanken und Gefühle nicht mitbekommen möchte und es daher verdrängen und irgendwie ertragen möchte. Ablenkung tut da sicherlich gut, zumindest glaubt man das. Daher neigen manche Menschen zu Suchtentwicklung.
Ich würde daher versuchen die Alkoholiker genauer zu analysieren. Warum trinken die? Gibt es depressive Beweggründe? Wie sieht es bei anderen Familienmitgliedern aus? Haben die möglicherweise auch depressive Tendenzen, versuchen das aber mit anderen Süchten und Verhaltensweisen zu kompensieren oder zu verdrängen?
Wissenschaftliche Forschungen haben nachgewiesen, dass der Hang zur Sucht zu einem großen Teil genetisch bedingt ist. Das heißt natürlich nicht, dass man unbedingt ein Alkoholiker wird, wenn man die genetische Veranlagung dazu hat. Nur der Hang dazu ist angeboren. Ein Beispiel will ich hierzu aufführen. Man hat eineiige Zwillinge untersucht, die getrennt aufgewachsen sind, alle Menschen die genetisch identisch sind, aber keinen Kontakt miteinander hatten. Man hat das Rauchverhalten untersucht, und kam zu der überraschenden Erkenntnis, dass die beiden Menschen so ziemlich die gleiche Anzahl an Zigaretten rauchten, wenn sie denn rauchten. Natürlich kam es vor, dass der eine Raucher war und der andere nicht. Aber, wenn beide rauchten, dann rauchten sie beinahe exakt die gleiche Menge an Zigaretten pro Tag.
Dies zeigt, dass man zwar die Wahl hat, aber wenn man denn doch der Sucht verfällt, dann wirkt sich diese bei beiden gleich aus. Mit Alkohol ist es ähnlich. Manche Menschen können viel und oft trinken, ohne schnell abhängig zu werden, andere wiederum werden recht schnell alkoholabhängig. Insofern liegt die Alkoholsucht oder besser gesagt das Ausmaß oder der Gefährdungsgrad in den Genen. Natürlich kommen da viele andere Faktoren hinzu. Das Umfeld, die schlechten Erfahrungen im Leben und andere Dinge.
Mein Vater war extremer Alkoholiker und ist daran gestorben. Zwei meiner Brüder waren es ebenfalls. Ich allerdings, der meinem Vater sehr ähnlich sieht und auch ansonsten einiges mit ihm gemeinsam hat, trinke so gut wie nie Alkohol. Mir schmeckt es einfach nicht, und ich habe auch nicht die schlechten Erfahrungen im Leben gemacht wie mein Vater. Mir ist aber klar, dass ich schon mehr gefährdet war als andere Menschen. Doch wie gesagt: man hat immer eine Wahl.
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