Alkoholabhängigem den Alkohol rationieren?

vom 14.09.2017, 08:03 Uhr

Ich habe vor kurzem mitbekommen, dass bei Nachbarn meiner Schwiegereltern die Schwester der Nachbarin nach dem Rechten sieht. Es ist dort bekannt, dass der Nachbar Alkoholiker ist. Die Schwester muss wohl einen Karton mit lauter kleinen Flachmännern dabei gehabt haben. Es sollen angeblich 18 Flaschen gewesen sein, wohl die Wochenendration. Auch hätte die Schwester gemeint, dass sie nun mal die Finanzen des Paares in die Hand nimmt. Anscheinend leidet die Nachbarin unter Demenz und er trinkt eben schon seit Jahren.

Die Schwester würde ihm den Alkohol nun rationieren und darauf achten, dass er eben welchen bekommt und diesen dann irgendwie einteilen. Ich finde den Gedanken schon ziemlich schlimm, für einen Alkoholiker den Stoff zu besorgen und diesen auch noch zu rationieren. Man möchte ja eigentlich die Sucht nicht noch unterstützen oder fördern.

Habt ihr auch schon erlebt, dass jemand einem Alkoholiker den Alkohol gekauft und eingeteilt hat? Meint ihr, dass dies sinnvoller ist, als wenn man ihn einfach trinken lässt? Gibt es da überhaupt so etwas wie sinnvoller oder nicht? Könntet ihr euch vorstellen für einen Alkoholabhängigen die Getränke zu besorgen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Selbstverständlich kann ich mir das vorstellen. Das wird in tausenden Haushalten so gemacht. Noch nie etwas von Co-Abhängigkeit gehört? Angehörige kaufen den Betroffenen Alkohol, damit diese nicht selbst raus gehen müssen und vielleicht noch viel mehr kaufen oder irgendwo hängen bleiben und versacken. So weiß man dann gar nicht mehr, wo sie sind. Gegen die Krankheit kann nur der Betroffene vorgehen. Die Angehörigen können ihn wissen lassen, dass es so nicht mehr weiter geht aber wirklich etwas dagegen tun, kann nur der Alkoholkranke selbst.

Wenn die Schwester für ihren Bruder nun achtzehn kleine Flaschen besorgt halt, halte ich das für ziemlich optimistisch. Das wären knapp 2,5 Liter für eine ganze Woche, macht etwas über 0,3 Liter täglich. Wenn ihm das ausreicht, ist er noch relativ gut dran. Klingt eventuell nach einem Spiegeltrinker. Er hält also immer einen bestimmten Alkoholspiegel, der ihn dann einigermaßen erträglich über den Tag bringt. Bei der angegebenen Menge müsste mit ihm auszukommen sein, sofern es halt nicht mehr wird. Gekauft hatte ich den Alkohol auch schon einmal. Aber eingeteilt? Ich bin doch nicht lebensmüde!

Fakt ist, wenn der Erkrankte keinen Alkohol trinkt, könnten schlimme Beschwerden auftauchen und eine ärztliche Behandlung ließe sich nicht vermeiden. In der Klinik wird der Erkrankte mit Medikamenten abgefüllt, die ihn ebenso schädigen wie der Alkohol. Da ist es doch besser, der Nachbar trinkt kontrolliert und nur so viel, wie er wirklich benötigt. Ich würde es ziemlich gemein finden, der Schwester zu sagen, dass sie den Alkoholismus auch noch mit ihrem Verhalten unterstützt. Denn der Abhängige findet sowieso einen Weg, sich Alkohol zu besorgen und dass möchte die Angehörige einfach nur vermeiden und entschied sich nun für diesen Weg. Ihr Verhalten sollte nicht verurteilt werden.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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