Akademische Ausbildung bei Unternehmen immer unwichtiger?
Ein Bekannter von mir macht gerade das harte Auswahlverfahren von Google mit und ist schon relativ weit. Er sagt, dass Google der akademische Abschluss ziemlich egal ist und die Note erst recht. Es kommt auf ganz andere Fähigkeiten an als auf das, was in der Uni gelehrt wird. So ist es wohl auch mittlerweile in vielen anderen großen und kleineren High Tech Unternehmen.
Im Softwarebereich war es Anfang der siebziger Jahren schon so, dass es eigentlich nur Quereinsteiger gab, weil es den Studiengang Informatik noch gar nicht gab. Man konnte durchaus auch mit Hauptschulabschluss und einer firmeninternen Ausbildung selbst in großen Unternehmen bis in die höchste Chefetage aufsteigen.
Werden in eurem Berufsfeld auch Abschlüsse immer unwichtiger? Kommt es eher darauf an, dass ein potentieller Mitarbeiter aus Eigenmotivation agiert und gewisse Soft Skills hat, wie etwa Teamfähigkeit, Lernfähigkeit, Überzeugungskraft und die Größe, seine Meinung zu ändern, wenn sie sich als falsch erweist?
Bei mir als furztrockener Verwaltungskraft sind die "Soft skills" nach wie vor nicht so sehr gefragt wie der Schulabschluss, die Ausbildung und die Durchschnittsnote. Aber ich nehme einfach mal an, dass es sich hier um schicke und "coole" Berufe in der freien Wirtschaft dreht und nicht um die dröge Mehrheit der Arbeitnehmer, deren Jobbeschreibung sich beim Arbeitsamt finden lässt und die in Büros, Hörsälen, Werkstätten, Lagerhallen, auf Streife, hinter dem Lenkrad oder dem Mikroskop ihren Lebensunterhalt verdienen.
Generell denke ich, dass man das nicht so pauschal sagen kann. Was nützt einem Unternehmen ein Mitarbeiter, der zwar dumm wie Brot ist, sich aber nach bestem amerikanischen Gebrauchtwagenhändler-Vorbild mit Zahnpastalächeln und großen Worten verkaufen kann wie Heidi Klum persönlich? Andererseits gibt es natürlich auch für diese Gestalten perfekt zugeschnittene Nischen, wo sie dem Unternehmen massenhaft Geld scheffeln können und wo es wirklich keinen interessiert, dass Papa den BWL-Abschluss aus der Portokasse finanziert hat.
Wenn man sich jedoch die breite Masse der "ganz normalen" Jobs anschaut, würde ich eher behaupten, dass es dort schwieriger ist, sich mit "Teamfähigkeit" und ähnlichem windelweichen Gehabe alleine durchzumogeln. Schließlich muss das Fundament trotzdem betoniert, die Steuererklärung bearbeitet, die Ernte eingebracht und die Blutproben analysiert werden oder die Lieferung pünktlich beim Kunden sein. Und dafür sind gewisse in Noten messbare Fähigkeiten durchaus recht nützlich, die darüber hinausgehen, die Personalmenschen mit Gelaber um den Finger zu wickeln.
Ich glaube, dass es einen großen Unterschied macht, wo man sich bewirbt. Ich arbeite in einem Großkonzern, bei dem sich normalerweise extrem viele Leute auf eine einzige Stelle arbeiten. Da müssen die Personaler oftmals einfach aussortieren, und sofern man nicht ausgezeichnete Referenzen hat, wird halt nach dem verfügbaren Material aussortiert, das sind meist Noten und Abschlüsse. Sobald man es aber in die nächste Runde des Bewerbungsverfahrens geschafft hat, geht es in erster Linie um die sogenannten Softskills.
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