Ärztliche Untersuchung wegen Pille eine Bevormundung?

vom 30.11.2017, 22:47 Uhr

Ich habe eine Bekannte die ursprünglich aus dem EU-Ausland kommt und dort viele rezeptpflichtige Medikamente ganz ohne Rezept erhalten kann. Das nutzen viele Bekannte und Freunde aus und daher bringt sie vielen von uns nach einem Urlaub etwas mit. Ich bestelle bei ihr schon seit Jahren die Antibaby Pille. Die ist dann günstiger und außerdem muss man sich dann nicht mit dem Frauenarzt rumärgern.

Generell habe ich kein Problem damit zum Frauenarzt zu gehen. Mich nervt es nur, dass hier in Deutschland gynäkologische Untersuchungen verpflichtend sind, wenn man die Pille verschrieben bekommen möchte. Manchmal bekommt man einfach kein Rezept mehr, wenn man die Untersuchung nicht wahrgenommen hat. Ich finde es absolut schwachsinnig, dass man sich als gesunde Frau ohne Beschwerden untersuchen lassen soll. Das ist im Grunde nur Geldmacherei und gewisser Weise auch Bevormundung.

Letztlich kann die Pille viele Nebenwirkungen haben, aber diese spielen sich meist nicht im Unterleib ab, sondern sind Dinge wie erhöhtes Krebsrisiko, Thrombosen und dergleichen. Darüber kann mich meine Frauenärztin teilweise selbst auf Nachfrage nicht aufklären. Deswegen finde ich diese Untersuchungen absolut nutzlos.

Empfindet ihr es nicht auch als Bevormundung, dass man sich als Frau gynäkologisch untersuchen lassen muss, weil man keine Kinder will und daher die Pille einnimmt? Risikofaktoren durch die die Pille gefährlich werden kann werden bei einem Abstrich schließlich nicht festgestellt und auch übergewichtige Bekannte von mir nehmen die Pille und sind nie über Risiken aufgeklärt worden. Wie seht ihr das?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde es keine Bevormundung. Denn wenn ein Arzt ein Medikament verschreibt, liegt es mit in seiner Verantwortung. Bekommst du nun Brustkrebs oder Gebärmutterkrebs was vielleicht durch die Pille verursacht wurde und es erst spät festgestellt wird, dann könnte der Arzt dafür zur Verantwortung gezogen werden weil er etwas verschrieben hat, was er hätte nicht verschreiben dürfen. Untersucht er dich regelmäßig und stellt was fest, dann verschreibt er auch die Pille nicht, weil es eben erst einmal abgeklärt werden muss. Damit sichern sich die Ärzte einfach ab.

Vor allem muss man auch mal sehen, was sie für die Ausstellung eines Rezeptes bekommen. Bei einem Privatrezept nämlich nichts. Bei einem Kassenrezept bekommt er wenigstens den Kassenanteil. Wenn du dich nicht untersuchen lässt, müsstest du das Rezept, weil es privat ausgestellt wird und der Arzt ja keinen Nutzen davon hat, selbst bezahlen. So bekommt er das Geld für die Untersuchung und stellt eben dann auch das Rezept aus.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Bekommst du nun Brustkrebs oder Gebärmutterkrebs was vielleicht durch die Pille verursacht wurde und es erst spät festgestellt wird, dann könnte der Arzt dafür zur Verantwortung gezogen werden weil er etwas verschrieben hat, was er hätte nicht verschreiben dürfen.

Das ist Quatsch. Die Pille erhöht diverse Risiken für Erkrankungen und nicht wenige Frauen bekommen deswegen Thrombosen oder andere Schwierigkeiten. Viele versterben daran auch. Die Nebenwirkungen stehen in der Packungsbeilage. Natürlich werden Ärzte für sowas nicht zur Verantwortung gezogen, sonst würde es in diesem Land schlicht keine Ärzte mehr geben. Ganz davon abgesehen das du bei einer Thrombose oder Krebs nicht nachweisen kannst, dass es tatsächlich durch die Pille entstanden ist.
Diamante hat geschrieben:Untersucht er dich regelmäßig und stellt was fest, dann verschreibt er auch die Pille nicht, weil es eben erst einmal abgeklärt werden muss. Damit sichern sich die Ärzte einfach ab.

Risiken die gegen die Verschreibung der Pille sprechen werden bei einer gynäkologischen Untersuchung NICHT untersucht. Wenn man Glück hat befragt einen der Arzt. Ich war bereits bei diversen Gynäkologen und wurde nie zu Risikofaktoren befragt. Eine Befragung ist vorgeschrieben und wäre das Minimum auch wenn selbst das Schwachsinn ist, da man auch so nicht überprüfen kann, ob jemand zur Risikogruppe gehört oder nicht.
Diamante hat geschrieben:Wenn du dich nicht untersuchen lässt, müsstest du das Rezept, weil es privat ausgestellt wird und der Arzt ja keinen Nutzen davon hat, selbst bezahlen. So bekommt er das Geld für die Untersuchung und stellt eben dann auch das Rezept aus.

Die Anti-Baby Pille könnte auch einfach zu den nicht rezeptpflichtigen Medikamenten gehören so wie in vielen Ländern. Oder die Ärzte könnten eine sinnvolle Untersuchung einführen, bei der auch wirklich Risikofaktoren die gegen die Pille sprechen untersucht werden. Mit einem Abstrich ist es nicht getan, dadurch wird gar kein Risikofaktor untersucht. Das ist einfach Unsinn und einfach nur Geldmacherei.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Könntest du dich bitte einmal entscheiden, Crispin? Mal findest du das Gesundheitssystem in Deutschland grottenschlecht, jetzt ist es dir zu gut und bevormundet dich? Du vergisst, dass du hier als Frau das im Sozialgesetzbuch verbriefte Recht hast, dich als Frau regelmäßig von einem Frauenarzt beraten zu lassen.

Nur weil deine Gynäkologen sich keine Mühe geben, gilt das nicht für alle. Meine haben alle immer den Blutdruck gemessen, das Gewicht kontrolliert, nach Kopfschmerzen und Migräne gefragt. Sie haben sich über den Gemütszustand und die Libido informiert. Dazu kam immer der Ultraschall und die Untersuchung der Brüste. Vor der ersten Verordnung kam auch noch die familiäre Vorbelastung und immer kommen die Fragen nach anderen Erkrankungen und Rauchen Und das hat alles ganz viel mit den möglichen Nebenwirkungen zu tun.

Aber du möchtest ja lieber das System der Niederlande. Da gibt es die Pille als Dauerverordnung. Das macht der Hausarzt einfach so. Vorsorgeuntersuchungen gibt es nicht, einen Frauenarzt siehst du nur bei ersten Beschwerden meist weit jenseits der 40. Möchtest du im Krankenhaus entbinden, kostet das extra. Schwangere erhalten einen Ultraschall, Missbildungen sind halt Schicksal, außer du hast Geld. In Großbritannien gibt es die Pille so, weil man vor den Unmengen schwangerer Teenager kapituliert. Trotzdem lassen sich die meisten Frauen freiwillig untersuchen.

Sonst kämpfst du ständig für Frauenrechte. Aber bei einem Medikament, das heute wegen der massiven Nebenwirkungen keine Zulassung bekommen würde, da fühlst du dich bevormundet? Klar sind andere Länder besser, weil man dort Frauengesundheit dem Kostenzwang opfert oder auf Kontrollen und Sicherheit verzichtet, weil das politisch gesehen im Vergleich zu schwangeren Kindern das kleinere Übel ist! :wall:

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Nur weil deine Gynäkologen sich keine Mühe geben, gilt das nicht für alle.

Das sehe ich genauso. Ich kenne es ebenfalls so, dass die Gynäkologen vor dem ersten Termin einen Fragebogen überreichen und die ganze familiäre Vorgeschichte und solche Details zum Thema Rauchen und dergleichen wissen wollen. Meine Fragebögen, die ich ausfüllen musste, waren bisher immer sehr ausführlich.

Ich kenne es auch so, dass man regelmäßig den Blutdruck gemessen bekommt und dann auch noch sehr genau abgetastet wird. Meine Gynäkologin tastet nicht nur unten alles von allen Seiten ab, um eventuelle Wucherungen an den Eierstöcken oder sonstwo abzuklären, sondern sie tastet auch die Brüste ab, um irgendwelche unnormalen Entwicklungen frühzeitig zu bemerken. So viel zum Thema "nur" Abstrich.

Ich hatte es auch schon so, dass ich von meinem ersten Gynäkologen darauf hingewiesen wurde, mal die Leberwerte beim Hausarzt checken zu lassen. Damals habe ich noch eine andere Pille genommen und da fand ich die Empfehlung gut. Bei dieser Pille hier habe ich noch keine derartigen Hinweise erhalten.

Ich habe dich eigentlich für intelligent genug gehalten, dass du dazu in der Lage bist einen guten Arzt zu finden und aufzusuchen. Stattdessen bist du einmal bei einem schlechten Arzt gelandet und verurteilst direkt alle. Wenn man mit seinem Arzt unzufrieden ist, dann wechselt man den Arzt, aber auf die Idee scheinst du ja nicht gekommen zu sein, was ich ziemlich beschämend finde.

Eine Freundin von mir beschwert sich bei mir andauernd über ihren Gynäkologen, der auch nur den Abstrich macht und sonst nichts. Sie war so schlau auch ohne einen entsprechenden Rat einen Termin bei einer anderen Gynäkologin auszumachen, die in dieser Hinsicht einen besseren Rat hat. Meine Freundin hat übrigens nicht studiert und "nur" eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht. Komisch, dass die "ungebildeten" Menschen (aus deiner Sicht) in dieser Hinsicht schneller auf intelligentere Ideen kommen als du.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Rein subjektiv habe ich es auch immer als Bevormundung empfunden, mich halbjährlich (nach zähen Verhandlungen z.T. auch jährlich) entblößen zu müssen, weil ich mein Pillenrezept sonst nicht bekommen hätte. Ich war schließlich jung und gesund und hatte auch nie ein Problem mit Nebenwirkungen. Familiär vorbelastet in Bezug auf Brustkrebs bin ich auch nicht, sodass die Wahrscheinlichkeit, damals mit Anfang 20 daran zu erkranken, so verschwindend gering war, dass eine professionelle Brustuntersuchung alleine dadurch nicht gerechtfertigt war.

Und was andere Nebenwirkungen der hormonellen Empfängnisverhütung angeht, hätte dies auch problemlos der Hausarzt erledigen können. Allein das poplige Blutdruckmessen rechtfertigt den zwangsweisen Besuch beim Gynäkologen in meinen Augen eigentlich nicht, und auch für sonstige Beschwerden ist es ja eigentlich erwünscht, dass man als Erstes den Hausarzt aufsucht. Ich habe in meinem Leben zudem auch ein halbes Dutzend Gynäkologen verschlissen, und jede(r) einzelne von ihnen hat all meine Fragen und Bedenken zu spezifisch weiblichen Gesundheitsthemen als übertrieben abgetan, während meine Hausärztin hier nicht minder kompetent ist und sich zudem wirklich Mühe gibt.

Merkwürdig fand ich auch immer, dass zwar meine Geschlechtsorgane deswegen regelmäßig auf links gedreht wurden, aber meine sonstigen Teile z.T. bis heute noch keinen Arzt gesehen haben, der auf sie spezialisiert ist. Wenn an sich kein Grund zur Besorgnis besteht und keine Symptome vorhanden sind, geht ja beispielsweise auch niemand mit 20 zur Darmspiegelung, zum CT oder zur Leberbiopsie. Ich habe mich daher schon teilweise arg auf meine speziell weiblichen Teile reduziert gefühlt, weil allem Anschein nach nur diese regelmäßiger Wartung bedürfen.

Bezeichnend finde ich auch, dass jetzt, wo ich die Pille nicht mehr nehme, das medizinische Interesse an meinen Geschlechtsteilen stark nachgelassen hat. Einerseits komme ich zwar allmählich in das Alter, wo bestimmte Erkrankungen wahrscheinlicher werden, aber andererseits brauche ich keine Sex-ohne-Schwangerschaft-Hilfsmittel mehr, und deswegen kann mein Uterus machen, was er will? In meinen Augen sollte man daher eigentlich eher ältere Frauen zu regelmäßigen Untersuchungen anhalten und die jungen Dinger zwar auch medizinisch gut betreuen, aber auch nicht als medizinischen Sonderfall behandeln, weil sie die Pille nehmen, solange sie diese auch gut vertragen und auch sonst munter sind.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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