Ärztliche Sprechzeiten auch am Wochenende notwendig?
Laut Medienberichten fordern Krankenkassen längere Sprechzeiten, auch am Wochenende, um die medizinische Versorgung zu verbessern. Ich frage mich aber, inwiefern das überhaupt notwendig ist. Ich kenne hier in der Region nur sehr wenige Ärzte, die beispielsweise am Samstag regulär geöffnet haben. Das sind unter anderem einzelne Augenärzte, die diese Sprechstunde nach ambulanten Operationen zur Nachsorge anbieten. Was haltet ihr von ärztlichen Sprechzeiten am Wochenende? Meint ihr, dass diese zwingend notwendig sind um die medizinische Versorgung zu gewährleisten? Oder reichen die ärztlichen Notdienste am Wochenende völlig aus?
Mein Hausarzt hat am Samstag immer von 9 Uhr bis 11 Uhr Sprechstunde. Da kann man allerdings keinen Termin bekommen und auch keine Blutabnahme machen lassen. Diese 2 Stunden sind für Menschen, die akut krank sind. Ich habe diese Sprechstunde einmal in Anspruch genommen als es mir wirklich schlecht ging und für eine Notfallambulanz aber noch zu gut ging. Es ist eine Gemeinschaftspraxis und wenn man sich sonst den Arzt aussuchen kann zu dem man gehen möchte, ist das samstags aber nicht der Fall.
Ich finde das sehr positiv. Vor allem für die, die im Ort wohnen und nicht in die Kreisstadt fahren wollen in die Notfallambulanz und vor allem auch, damit die Notfallambulanzen für wirkliche Notfälle bleiben können. Wenn hier ein Arzt Notdienst hat, dann kann es sein, dass ein Arzt Notdienst hat, der am Rande des Kreisgebiets seine Praxis hat und man mal eben, auch wenn es einem weniger gut geht, so 35 Kilometer für eine Strecke (oder auch mehr) in Kauf nehmen muss. Wer kein Auto hat, ist da aufgeschmissen.
Was ist schon "zwingend notwendig"? Ich hätte wahrhaftig nichts dagegen, wenn die Ärzte in meiner Umgebung früh oder spät genug Sprechstunde hätten, dass ich in der Arbeit nicht immer zwei Stunden früher gehen muss, um meine bescheuerte Blutprobe abzugeben. Wenn ich mir selber Blut abnehmen und einschicken könnte, würde ich das schon längst tun.
Und wegen Gleitzeit muss ich die Stunden auch auch nachholen, weil mein Arbeitgeber nicht ganz zu unrecht argumentiert, dass es nicht sein Problem ist, wenn ich eine derart weite Pendelstrecke habe. Wenn ich derlei Geschichten am Samstag erledigen könnte, wäre mir sehr geholfen. Idealerweise wären die Sprechstunden am Samstag dann auch schwerpunktmäßig für Berufstätige reserviert. Die Hausfrauen und Rentner können sich ihr Rezept für die Herztabletten schließlich eher unter der Woche abholen.
In meinen Augen ist es sowieso sinnlos, wenn Ärzte oder ähnliche Einrichtungen für den allgemeinen Bedarf wie Behörden oder Banken exakt dann geöffnet haben, wenn die arbeitende Bevölkerung ebenfalls am Schreibtisch, am Fließband, Im Labor oder hinter dem Steuer sitzt. Natürlich ist es nicht lustig, morgens um sechs oder abends um sieben sowie samstags arbeiten zu müssen, aber die MitarbeiterInnen im Einzelhandel werden schließlich auch nicht gefragt. Notwendig wäre es also nicht zwingend, aber für mich und viele andere PatientInnen ein eindeutiger Zugewinn an Lebensqualität.
Gerade am Wochenende gehen dann viele Menschen mit absoluten Kleinigkeiten gerne mal in die Notaufnahme und daher denke ich schon, dass es Sinn machen würde, wenn die Praxen auch eine Besetzung am Wochenende hätten. Dennoch muss man auch mal bedenken, dass diese Menschen ja auch ein Privatleben haben und sich auch daran erfreuen wollen. Ich gönne also auch jedem Arzt, jeder Arzthelferin die verdiente Freizeit.
Ich würde eigentlich nicht unbedingt sagen, dass es wirklich notwendig ist, dass Ärzte auch am Wochenende eine Sprechstunde anbieten, aber angenehm wäre es auf alle Fälle. Ich habe so blöde Arbeitszeiten, dass ich dann frei habe, wenn die Praxen geschlossen sind. Um dann nicht immer frei nehmen zu müssen, wären Sprechzeiten am Wochenende schon gut und auch für die Menschen, die zum Arzt wollen, aber nicht wirklich als Notfall zählen, wäre es gut, um die Kliniken zu entlasten.
Eigentlich ist es doch gar keine dumme Idee wenn man als Arzt seine Sprechzeiten eher so legt, dass sie mit den Arbeitszeiten der Patienten nicht kollidieren. Ein am Wochenende geöffnete Praxis bedeutet ja auch nicht, dass die Angestellten deshalb weniger Freizeit haben. Das kann man ja ausgleichen indem man dann unter der Woche weniger Sprechzeiten anbietet.
Mein Hausarzt hat jeden Mittwoch für Berufstätige früher geöffnet. Da kann man dann noch vor der Arbeit Blut abnehmen lassen oder seine Rezepte holen. Solche Sachen wie Impfungen werden in dieser Sprechstunde glaube ich auch gemacht. Da ist immer recht viel los, also ist der Bedarf nach arbeitnehmerfreundlichen Sprechstunden auf jeden Fall vorhanden.
Ich denke, dass es für berufstätige Menschen durchaus sinnvoll sein kann, wenn manche Praxen auch am Wochenende Sprechzeiten anbieten. Je nach Arbeitszeiten kann es schon schwierig sein, da zum Arzt zu kommen. Manche haben ja Samstags frei und da wäre dann ja der Gang zum Arzt möglich.
Mein Hausarzt hat auch Samstagsmorgens eine Sprechzeit. Allerdings ist diese wohl nur für Notfälle gedacht und da kann man nicht wegen jedem bisschen hin, wie es bei den üblichen Sprechzeiten der Fall ist. Teilweise wurde diese Samstagssprechstunde auch mal ausgesetzt. Anscheinend haben zu wenige Patienten davon Gebrauch gemacht.
Jetzt mal ganz ehrlich. Warum ist es das Problem des Arztes, wann man arbeiten muss und wann man frei hat. Der Arzt will doch nichts vom Patienten, sondern anders herum. Es ist ja jetzt nicht so wie bei einer Behörde, dass es zu den Öffnungszeiten der Behörde gar keine Alternative gibt. Wer tatsächlich dringend medizinische Hilfe braucht, der findet auch in der Nacht um am Wochenende Hilfe beim Bereitschaftsdienst oder der Notaufnahme oder auch durch den Notarzt. Wer keine dringende medizinische Hilfe braucht, der braucht auch keinen Termin beim Hausarzt am Sonntag Nachmittag, sondern kann da Montag vormittags hingehen.
Mal abgesehen davon passt der Vergleich mit dem Einzelhandel ja nicht. Hier wird ja ein selbstständiger Unternehmer mit einem angestellten Mitarbeiter vergleichen. Wer selber seinen eigenen kleinen Laden betreibt, dem steht es ja genauso frei einfach am Samstag zu schließen und auf den Golfplatz zugehen.
Natürlich wird ein nicht unerheblicher Bedarf nach Öffnungszeiten am Samstag oder spät Abends bestehen. Wobei Bedarf hier wohl nicht ganz richtig formuliert ist. Im Studium nannte sich so etwas angebotsinduzierte Nachfragesteigerung. Also wenn man den Samstag auf macht, kommen schon genug Leute, weil es einfach bequemer ist, als irgendwie auf Arbeit etwas zu regeln um auch mal Mittwoch oder Donnerstag zum Arzt zu gehen. Echter Bedarf würde aber eben bedeuten, dass diese Leute bisher gar nicht gegangen sind. Und das dürfte wohl eher weniger zutreffen.
Mein Handwerker zeigt mir schließlich auch den Vogel, wenn ich ihn frage, ob er wegen meiner Arbeitszeiten mal Samstag um 20:00 meine Heizung warten kann, statt in der Woche. Oder aber er lässt sich dass dann fürstlich von mir bezahlen. Ich finde ja hier gehen mittlerweile völlig die Relationen ab. Man fordert ja schon für völlig normale Leistungen, dass rund um die Uhr medizinische Versorgung zur Verfügung steht und ist nicht bereit dafür adäquat zu bezahlen.
Man könnte doch einfach den Ärzten frei stellen auch Abends und Samstags und meinetwegen auch Sonntags völlig reguläre Sprechstunden anzubieten und dafür dürfen sie dann aber den doppelten oder dreifachen Satz als Spät- oder Wochenendzulage abrechnen und stellt den Kassen dann frei, diese auf alle Beitragszahler abzuwälzen oder gleich direkt auf den umzulegen, der Sonntags seine Routineuntersuchung beim Hausarzt machen lässt.
Klehmchen, so einfach ist es ja nun auch nicht. Mein Arzt will definitiv mehr von mir als ich von ihm. Ich sehe auch durchaus den Nutzen seines Ansinnens ein, aber ich muss es organisieren. Also gebe ich brav jedes Quartal Blut ab und bespreche die Ergebnisse in einem folgenden Termin.
Jetzt kommt aber mein Aber! Das sind acht Termine im Jahr, die echte Probleme machen würden, wenn ich nicht selbstständig und ohne Kundenverkehr im heimischen Arbeitszimmer arbeiten würde. Und niemand kann mir weiß machen, dass eine seit über 20 Jahren bestehende Schilddrüsenunterfunktion, kein Hashimoto, diesen Aufwand rechtfertigen. Aber ohne die Termine kein Rezept.
cooper75 hat geschrieben:Klehmchen, so einfach ist es ja nun auch nicht. Mein Arzt will definitiv mehr von mir als ich von ihm.
Und das wäre genau was? Gut er verdient etwas Geld mit dir. Aber wenn du nicht kommst, dann kommt irgendwer anderes. In erster Linie willst du doch, dass man dich so behandelt, dass du möglichst lange wenig Einschränkungen durch deine Erkrankungen hast. Er bietet dir eine Dienstleistung an, die du scheinbar unbedingt haben willst. Ansonsten würdest du ja nicht 8 mal im Jahr hingehen.
Wenn deine Heizung 8 mal im Winter ausfällt, hast du genauso ernste Probleme. Wenn du dich Sonntags aussperrst wirst du auch unanständig zur Kasse gebeten. Wenn du Samstag um 21:00 merkst, dass du nichts vernünftiges zu Essen für Sonntag hast, schaust du fast überall gleich ganz in die Röhre. Aber dafür dass dir dein Arzt eine Routineblutuntersuchung(!) machen soll, soll er jetzt zusehen, dass er irgendwie auch noch eine Sprechzeit Abends um 18:00 oder 19:00 anfängt oder gleich Samstags arbeitet?
Und das alles zu exakt dem gleichen Tarif, den er auch Montag vormittag abrechnen darf? Ich verstehe da einfach den Anspruch nicht und die Erwartungshaltung. Wenn du am Wochenende dringend einen Handwerker brauchst, zahlt auch jeder den Aufschlag. Wenn du verpeilst deinen Reisepass rechtzeitig zu beantragen, trägst du auch die Kosten für den Expressreisepass. Nur bei der Gesundheit, das was eigentlich davon als einziges wirklich wichtig ist, ist niemand bereit entweder etwas Eigeninitiative zu zeigen oder es adäquat zu vergüten?
Um es mal recht deutlich zu machen, was ich meine. An den Flughäfen streikt Sicherheitspersonal für einen Stundenlohn von 20 Euro brutto. Nichts gegen diese Menschen, aber mal ehrlich, die tasten ein wenig ab, gucken ein bisschen Gepäck durch und arbeiten ihren Katalog ab. Das ist sicherlich eine wichtige Tätigkeit und da sind die Leute auch bereit dann 1 Euro mehr für ihr Ticket zu bezahlen, damit die einen guten Lohn kriegen. Geht ja schließlich auch um den Urlaubsflieger.
Aber wenn meine jungen Kollegen am Wochenende für das Durchrackern von einem Morgen bis zum nächsten Morgen teilweise nur 25 Euro brutto die Stunde als studierte Menschen, die sich um die Gesundheit anderer Menschen kümmern und dafür 24 Stunden am Stück arbeiten, bekommen ist das in Ordnung? Und sie kriegen diese Löhne am Wochenende ja nicht, weil die Klinik soviel Geld verdienen will, sondern weil die Kassen diese Leistungen in keinster Form extra vergüten. Da kann doch irgendetwas nicht stimmen.
Da kann doch die Lösung nicht sein, den Menschen vorzuwerfen, sie mögen mal am Wochenende weniger Golf spielen gehen. So ein Schwachsinn was unsere Politiker da teilweise von sich geben. Sollen sie doch wie oben schon gesagt späte Sprechstunden und Wochenendarbeit vernünftig bezahlen, dann machen da auch mehr Niedergelassene auf.
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