Ärgern, wenn nicht verfügbares Produkt beworben wird?

Ich sah vor einigen Tagen eine Werbung im Fernsehen, in der ein Arzneimittel beworben wurde. Das ist erst einmal nicht ungewöhnlich, aber durch meine Arbeit in der Apotheke weiß ich, dass dieses Präparat schon seit einigen Wochen nicht lieferbar ist und deswegen muss ich zugeben, dass es mich schon etwas ärgert, dass die Werbung weiterhin läuft. Natürlich verstehe ich es, dass die Firma das Präparat weiterhin zeigen möchte, aber es ist dann nicht gerade leicht, es den Kunden zu erklären, dass das Arzneimittel nicht lieferbar ist, was sie in der Werbung sahen. Irgendwie suggeriert die Werbung ja, dass man das Präparat problemlos bekommen kann.

Wie seht ihr das? Könnt ihr es verstehen, dass es mich etwas ärgert, wenn ein Produkt im Fernsehen beworben wird, das aber momentan gar nicht zu bekommen ist? Oder findet ihr es richtig, dass die Firma das Produkt trotzdem bewerben sollte, weil es so bei den Menschen in Erinnerung bleibt, auch wenn es gerade in dem Moment nicht zu bekommen ist?

Ich weiß nicht genau, wie das so genau in der Werbebranche läuft bzw. mit den Verträgen bei den Fernsehsendern, aber ich könnte mir vorstellen, dass es da einfach festgelegte Vertragszeiten gibt, in denen die Produkte beworben werden. Da wird es wohl wegen mehr oder weniger unplanbaren Lieferengpässen keine Rücktrittsmöglichkeit aus dem Vertrag geben bzw. werden die Hersteller auch kein großes Interesse daran haben die Werbung ab- bzw. auszusetzen.

Das Produkt gibt es im Endeffekt ja immer noch, es wurde ja nicht komplett abgesetzt - so wie ich das verstehe. Da muss dann der Kunde einfach in Kauf nehmen, dass er auf die Lieferung möglicherweise etwas warten muss.

Natürlich verstehe ich, dass es sowohl für den Kunden als auch den Händler - in diesem Fall die Apotheke - kein großes Vergnügen ist. So mancher Kunde hat vermutlich tatsächlich wenig Verständnis und lässt sich dann auch nicht so einfach besänftigen - anstrengend für die Apothekerin.

Wie stellst du dir die Alternative genau vor? Dass Werbeverträge so gestaltet werden, dass sie von einem Vertragspartner jederzeit mit sofortiger Wirkung gekündigt werden können? Denn das ist ja im Prinzip die einzige Option, da sicher niemand genau vorhersagen kann wie gut sich ein Produkt verkauft, wann Nachschub bestellt werden muss und wie lange dieser Nachschub dann genau braucht bis zur Lieferung.

In der Realität werden einfach bestehende Verträge erfüllt werden und ich glaube die Firmen sind selber so schlau, dass sie erst mal keine neue Werbung buchen wenn ein Produkt vorübergehend nicht erhältlich ist.

Ärgert es mich trotzdem wenn ein Produkt nicht verfügbar ist? Natürlich ärgert es mich ein bisschen wenn ich mich dazu hinreißen lasse einen Werbebanner zu klicken und dann feststellen muss, dass es das beworbene Kleid nur noch in Größe 46 gibt. Aber man kann das ja auch positiv sehen, schon wieder Geld gespart.

Den Ärger verstehe ich grundsätzlich erst einmal. Da wird ein Produkt beworben, dann will man das vermeintlich kaufen, zieht los oder sieht sich auch im Internet danach um, weil man die Werbung dafür echt ansprechend fand und freut sich schon darauf, dass man da endlich ein Produkt bekommt, was das eigene Problem lösen soll und stellt dann fest, dass es einfach nirgendwo lieferbar ist.

Auf der anderen Seite stellt sich aber eben die Frage, wie die Alternativ dazu ist. Zwischen dem Hersteller und dem Fernsehsender wird ja ein Vertrag abgeschlossen in dem relativ klar drin stehen wird, wie viel Sendezeit es für die Werbung gibt und was dafür bezahlt wird. Vermutlich wird da auch irgendwie geregelt sein, wann und wie oft die Werbung läuft, damit der Sender das nicht einfach innerhalb einer Woche abspult und dann ist die Werbung wieder durch.

Dementsprechend wird der Sender selber recht wenig dafür können, dass er dort noch Werbung zeigt oder zeigen muss für ein Produkt das schon lange vergriffen ist. Hier kann man nur hoffen, dass der Hersteller seine Produktionsprobleme in den Griff bekommt oder eben zukünftig die Werbung herunter fährt, wenn absehbar ist, dass man mit der Produktion nicht nachkommen wird. Dann erspart man sich sicherlich den ein oder anderen unzufriedenen Kunden, der dann womöglich nicht nur dem einzelnen Produkt, sondern gleich aus Frust dem ganzen Hersteller den Rücken kehrt.

Ich glaube gerade bei Fernseherwerbung ist es sehr schwierig, da einen zeitlichen Zusammenhang herzustellen. Die Verträge und Ausstrahlungen werden teilweise Monate bis Jahre im Voraus geplant. Gerade in der aktuellen, sehr schnelllebigen Situation, kann es durchaus sein, dass eine Ausstrahlung nicht mehr rückgängig zu machen ist. In dem Fall würde das hierfür ausgegebene Geld für den Medikamentenhersteller im Alternativfall einfach verpuffen. So wird immerhin das Produkt dennoch beworben, auch wenn es aktuell nicht vorrätig ist.

Tatsächlich ist das auch eines der großen Probleme an Fernseherwerbung, weshalb mehr und mehr Marketingabteilungen mittlerweile eher Social Media und andere Anzeigemöglichkeiten für ihre Werbung nutzen. Hier kann man viel agiler agieren und noch dazu erreicht man sehr zielgruppenspezifisch einen großen Personenkreis. Noch dazu habe ich noch eine Aussagekraft, ob und welche Anzeigen wirklich angeklickt werden. Hier könnte ich es auch verstehen, dass man sich ärgert, wenn eine Anzeige geschalten wird, die dann nicht verfügbar ist. Wobei es natürlich auch hier auf das Produkt ankommt und manches auch in Sekunden ausverkauft sein könnte.

Ich persönlich hatte schon den Fall, dass ich etwas unbedingt wollte - allerdings auch hier via Werbung bei Social Media - und dann kurz enttäuscht war, dass es das Produkt nicht mehr gibt. Das ist allerdings dann auch eher bei Produkten der Fall, die wirklich innerhalb von Sekunden ausverkauft sind. Da ich kaum noch Fernseher schaue und im Falle von Werbung eher weghöre, ist mir das wahrscheinlich dort auch noch nie wirklich aufgefallen.